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Wissen: Dr. Qualität

Mit Plagiatssoftware allein ist Betrug nicht zu bekämpfen / Eine Diskussion

Wie viele unechte Doktoren sind eigentlich in Deutschland unterwegs? Während sich Doktoren und Doktoranden über die Entwertung ihrer Titel Sorgen machen, herrschte beim „Zeit“-Forum am Dienstagabend in der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eher Gelassenheit: „Die Universitäten haben in den letzten Jahren sehr viel für die Selbstkontrolle wissenschaftlicher Arbeiten getan“, sagte Sabine Kunst, Brandenburgs Wissenschaftsministerin. Und Ernst-Ludwig Winnacker, der ehemalige Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), warnte davor, alle Promotionen unter Generalverdacht zu stellen.

Kritischer war Wolfgang Marquardt, der Vorsitzende des Wissenschaftsrats. Einfach die Plagiatssoftware über alle Arbeiten laufen lassen – damit werde sich das Problem wohl kaum lösen lassen. Schließlich könne die Software nur wörtlich kopierte Zitate erkennen. Nötig sei eine Bewusstseinsänderung: Abschreiben sei kein Kavaliersdelikt. Doch unter Studierenden gilt es heute weit mehr als lässliche Sünde als früher, sagte der Bielefelder Soziologe Peter Weingart.

Marquardt forderte, Doktorarbeiten nicht mehr zu benoten, um der inflationären Vergabe von guten Noten zu begegnen. Er schloss sich auch dem Vorschlag seines Vor-Vorgängers im Amt, Karl Max Einhäupl, an, Medizinern ohne echte Forschungsarbeit nur den Medical Doctor (MD) zu verleihen. Nur wer wirklich geforscht hat, soll den Dr. führen dürfen, so wie es in anderen Fächern üblich ist. Marquardt findet auch, berufstätige Doktoranden müssten verpflichtend für einige Zeit in der Arbeitsgruppe ihres Doktorvaters forschen. Ann-Kathrin Nezik

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