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Eine Professorin spricht in einem Hörsaal vor Studierenden.

© Getty Images/iStockphoto

Eklat um Förderung von Frauen an der Uni: Hochschulleitungen streiten über Wege zur Professur

Nicht genug Frauen, um sie zu berufen? Ein Beschlussentwurf der Hochschulrektorenkonferenz fällt im Streit um die angemessene Förderung von Wissenschaftlerinnen durch.

Präsidentinnen und Präsidenten der deutschen Hochschulen streiten über die Frauenförderung auf dem Weg zur Professur. Eine von einer Arbeitsgruppe der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) vorbereitete „Stellungnahme zur Situation von Frauen auf Karrierewegen“ fiel jetzt bei der HRK-Vollversammlung in Jena durch.

Vorangegangen waren Statements und Wortwechsel, durch die sich eine Unichefin ins 18. Jahrhundert zurückversetzt fühlte und aus denen eine andere die Schlussfolgerung zog, dass die HRK eindrucksvoll demonstriere, warum es den geforderten Kulturwandel so dringend bräuchte. Das berichtet Wissenschaftsjournalist Jan-Martin Wiarda, der auch Kolumnist und Autor des Tagesspiegels ist, in seinem Newsletter und im Blog „jmwiarda.de“.

Entstanden ist das Papier als Reaktion auf neue Zahlen der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK), denen zufolge zwar der Anteil von Frauen bei Promotionen bei 45 Prozent liegt, bei den Habilitationen jedoch auf 35 Prozent und bei den Professuren auf 26 Prozent absinkt.

Für den gewünschten HRK-Beschluss formuliert hatte die Arbeitsgruppe Forderungen, die in der Scientific Community heute weithin als Selbstverständlichkeiten gelten: Die HRK nehme „mit großer Sorge zur Kenntnis, dass sich der Anteil von Frauen auf allen Karrierestufen viel zu langsam erhöht“. Maßnahmen wie das Kaskadenmodell, Mentoring- und Coaching-Angebote oder auch das individuelle Engagement Einzelner erbrächten nicht die gewünschten Erfolge.

„Die langsame Entwicklung“ zeige, dass es eines „Kulturwandels“ bedürfe, auch und gerade in den Berufungsverfahren. Und schließlich: „Mittel- und langfristig ist jede zweite Professur fächerübergreifend mit einer Frau zu besetzen, wenn eine angemessene Repräsentation der Geschlechter erreicht werden soll. Das ist nur zu erreichen durch eine entschlossene, von allen getragene Politik.“

Unpassender Vergleich mit dem trägen Fluss des Amazonas

Doch nach Informationen aus Kreisen der Teilnehmenden meldeten nicht nur männliche Rektoren jede Menge Bedenken an. Einzelne Äußerungen in der Debatte führten zu großem Unmut: dass gar nicht genug Frauen da seien, dass den Rektoraten und Präsidien die Hände gebunden seien, weil die Fakultäten nicht wollten. Ein Rektor zweifelte gar die GWK-Zahlen und verglich die langsame Zunahme des Frauenanteils mit dem Lauf des Amazonas, der allmählich auch immer mehr „Dreck“ aufnehme.

Zugute halten müsse man dem Mann, dass er den Vergleich arglos formuliert habe – und nicht mit der Absicht zu verletzen, hieß es. Die Vollversammlung ließ das Papier dann durchfallen, mit einer Stimmenverteilung, bei der sich Frauen und Männer jeweils auf beiden Seiten befanden.

Schließlich verständigte man sich aber auf einen Kompromiss: HRK-Präsident Peter-André Alt und die für Diversität zuständige Vizepräsidentin Dorit Schumann sollen jetzt auf der Grundlage des Papiers und der Debatte eine ergänzte Fassung formulieren, in der sich die HRK zur Chancengleichheit bekennt. Und das Papier soll dann zusammen mit einer Pressemitteilung verschickt werden. (Tsp)

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