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Inselpflanzen wie „Wildprets Natternkopf“ (Echium wildpretii) dominieren die Pflanzenwelt Teneriffas.

© José María Fernández-Palacios

Evolution auf Inseln: Die ungewöhnlich gewöhnliche Pflanzenwelt Teneriffas

Die Galapagos-Schildkröte ist riesig und auch andere Arten hat das Inseldasein umgeformt. Doch auf Teneriffa tickt die Evolution offenbar überraschend anders.

Auf Inseln mit ihren begrenzten Ressourcen sind Arten einem hohen Selektionsdruck ausgesetzt, was etwa zu besonders kleinen, großen oder anderweitig auffälligen Arten führt. Bestes Beispiel sind die Galapagos-Inseln vor Ecuador, wo es etwa die besonders große Galapagos-Riesenschildkröte gibt.

Doch die Pflanzenwelt der Kanarischen Insel Teneriffa weicht in funktioneller Hinsicht wenig von Pflanzen des Festlands ab. Zu diesem überraschenden Schluss kommt ein internationales Forschungsteam um Martha Paola Barajas Barbosa und Holger Kreft von der Universität Göttingen nach Untersuchung von 500 Standorten der Insel im Fachblatt „Nature“.

Die Pflanzenwelt Teneriffas weist eine überraschend hohe funktionelle Vielfalt auf. Im Hintergrund: der Pico del Teide, mit 3715 Metern der höchste Berg Spaniens.
Die Pflanzenwelt Teneriffas weist eine überraschend hohe funktionelle Vielfalt auf. Im Hintergrund: der Pico del Teide, mit 3715 Metern der höchste Berg Spaniens.

© Holger Kreft, Uni Göttingen

Die einzige Auffälligkeit: Die Flora Teneriffas wird von langsam wachsenden, verholzten Sträuchern mit einer konservativen Lebensstrategie dominiert.

Keine „absonderlichen“ Inselarten

Mit Methoden der funktionellen Ökologie hatte das Team die Flora Teneriffas in Höhenlagen von über 3300 Metern bis hinunter zum Meeresspiegel untersucht und etwa 80 Prozent der einheimischen Samenpflanzen erfasst und Daten über ihre Größe, spezifische Holzdichte, Blattdicke, absolute und spezifische Blattfläche, Blatttrockenmasse, Stickstoffkonzentration im Blattgewebe sowie Samengewicht gesammelt und mit Daten über mehr als 2000 Pflanzenarten des Festlands verglichen.

„Unsere Studie zeigt erstmals und entgegen jeder Erwartung, dass Artengruppen, die sich auf den Kanarischen Inseln evolutiv entfaltet haben, nicht zur Erweiterung des Merkmalsraums beitragen – also nicht zu mehr funktioneller Vielfalt führen“, wird Projektleiter Holger Kreft von der Abteilung Biodiversität, Makroökologie und Biogeographie in einer Mitteilung der Universität Göttingen zitiert. Die meisten Arten hätten sich den klimatischen Zwängen des Inselklimas angepasst, sind mittelgroß, verholzt und wachsen langsam, gehen also sparsam mit den begrenzten Ressourcen der Insel um.

„Zu Beginn unserer Forschung gingen wir davon aus, dass Inselpflanzen fundamentale Unterschiede zeigen und sich aufgrund der geografischen Isolation durch eine eher niedrige funktionelle Vielfalt auszeichnen“, sagt Paola Barajas Barbosa, inzwischen am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) in Leipzig. „Umso mehr überraschte uns, dass die Flora von Teneriffa eine vergleichsweise hohe funktionelle Vielfalt aufweist.“ (Tsp)

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