zum Hauptinhalt
 Modell einer Apfelblüte

© Firma Osterloh/Museum für Naturkunde Berlin

Biologie: Glasblumen und Giftpilze

Eine Ausstellung im Botanischen Garten zeigt 800 botanische und zoologische Modelle. Eine Nachbildung der DNA gehört zu den bekanntesten Beispielen

Früchte aus Wachs, Blumen aus Glas, Pilze aus Terrakotta, Kakteen aus Legosteinen – das sind nur einige der Materialien, aus denen die mehr als 800 botanischen und zoologischen Modelle sind, die in der Ausstellung „modellSCHAU“ im Botanischen Museum bis zum 28. Februar 2016 zu sehen sind. „Modelle gehören zur Biologie“, sagt Kathrin Grotz, Kuratorin der „modellSCHAU“. „Mit ihnen können wir Strukturen sichtbar machen, die unserem Auge sonst verborgen bleiben würden, oder auch verschiedene Vegetationstypen inszenieren – ganz unabhängig von Jahreszeiten.“

Die Ausstellungsleiterin des Botanischen Gartens und Botanischen Museums der Freien Universität hat den Schatz der 600 dauerhaft gezeigten Modelle des Museums für diese Sonderausstellung um 200 entliehene Modelle erweitert.

„Eigentlich sind wir im Alltag ständig von Modellen umgegeben“, sagt Kathrin Grotz. Plastik-Dinosaurier in Kinderzimmern, Kunstblumen auf Fensterbänken oder – das war einmal – Attrappen von Obst und Gemüse in den Schaufenstern von Lebensmittelgeschäften.

Modell einer Fingerhutblüte

© Firma Osterloh/Museum für Naturkunde Berlin

Während manche Modelle das Ziel hatten, Appetit zu machen, sollten andere das Gegenteil bewirken: Im „Giftschrank“ aus dem 18. Jahrhundert werden Wachsmodelle von giftigen Pilzen gezeigt. „Damit konnten auch unbelesene Leute lernen, welche Pilze ungenießbar sind“, sagt Grotz. Wer sich vergiftet hatte, konnte dem Arzt zeigen, welches Exemplar er verzehrt hatte, und erhielt schneller das passende Gegenmittel. Mittlerweile sind die Wachsmodelle durch digitale Bestimmungshilfen ersetzt.

Manchmal sind Modelle auch Kunstwerke

Auch für Forschung und Lehre sind Modelle von Bedeutung. Wie sich mithilfe von botanischen und zoologischen Modellen Wissen generieren und vermitteln lässt, erforscht Dirk Krüger, Professor für Didaktik der Biologie am Institut für Biologie der Freien Universität. Ein weltbekanntes Beispiel ist das dreidimensionale DNA-Modell von Watson und Crick: Der Physiker und der Biologe puzzelten fast zwei Jahre an der korrekten Basen- und Molekül-Konstruktion, bis sie 1953 die richtige Raumstruktur fanden. Bei der „modellSCHAU“ darf eine Nachbildung der Doppelhelix deshalb nicht fehlen.

Manchmal sind Modelle auch Kunstwerke. Der japanische Künstler Macoto Murayama seziert und fotografiert Pflanzenteile unter dem Mikroskop und baut sie anschließend am Computer als 3D-Modelle nach. Rund 40 Arbeiten Murayamas sind derzeit in der Ausstellung zu sehen.

Die Ausstellung „modellSCHAU“ läuft noch bis zum 28. Februar 2016. Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin, Königin-Luise-Straße 6 – 8, 14195 Berlin. Normaler Museumseintritt 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro (bei Garteneintritt 6 Euro, ermäßigt 3 Euro ist der Museumseintritt inklusive). Das Museum ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. In der Galerie ist noch bis zum 11. November 2015 die Ausstellung „KOSMOS“ von Macoto Murayama zu sehen.

Annika Middeldorf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false