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Die heiße Saharaluft zieht ostwärts ab – von Westen her folgen Gewitter mit Unwetterpotenzial. Am Mittwochabend drohen im Nordwesten schwere Sturmböen, Starkregen und Hagel. Vorabwarnungen waren bereits am Nachmittag aktiv.

© imago/imagebroker/IMAGO/imageBROKER/alimdi / Reinhold Ratzer

Hitze-Rekord geknackt: Jetzt folgt die Wetterwende – aber nur kurz

46 Grad in Spanien, Rekordwert von 39 Grad in Deutschland und tropische Nächte bis Berlin: Zum Start in den Hochsommer erlebt Europa eine extreme Hitzewelle. Jetzt folgt eine neue Unwetterwarnung – bevor der Sommer plötzlich eine Pause macht.

Stand:

Pünktlich zum Start in den Hochsommer erlebt Europa eine außergewöhnliche Hitzephase. Wetter- und Klimaexperten des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), das am Copernicus-Klimadienst beteiligt ist, haben gleich zwei markante Hitzewellen über Westeuropa beobachtet – die erste erreichte ihren Höhepunkt um den 20. Juni, die zweite begann am 29. Juni und dauert noch an.

Für große Teile Europas wurden bereits im Vorfeld Temperaturen weit über dem Durchschnitt prognostiziert. Besonders in Südeuropa blieben die nächtlichen Tiefstwerte zuletzt auffallend hoch – ein typisches Zeichen für anhaltende Hitzebelastung. Nach Einschätzung der Experten dürfte der Juni europaweit zu den fünf wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gehören.

Extremtemperaturen gibt es vor allem in Deutschland und Südfrankreich.

© Quelle/Bild: ECMWF | Bearbeitung: Tsp/Infografik

Ungewöhnlich früh und intensiv

Die Temperaturen liegen vielerorts deutlich über dem, was für diese Jahreszeit üblich ist. „Unsere Realanalysedaten zeigen, dass viele Europäer seit Anfang Juni sehr hohe Temperaturen erlebt haben“, erklärt Samantha Burgess, Strategic Lead for Climate beim Europäischen Wetterzentrum ECMWF. „Die derzeitigen Werte sind eher typisch für Juli oder August – und selbst dann treten sie normalerweise nur an wenigen Tagen pro Sommer auf.“

Der Klimawandel verschärfe diese Extreme zunehmend. „Hitzewellen werden häufiger, intensiver und breiten sich über größere geografische Regionen aus“, so Burgess.

Dekadenrekord gebrochen

Was sich an diesem Mittwoch nun bestätigte: Zunächst meldete die Wetterstation Potsdam am Mittwochnachmittag 38,5 Grad – nur knapp unter dem Anfang-Juli-Rekord von 38,8 Grad aus dem Jahr 2015 in Frankfurt am Main. Doch um 17 Uhr wurde in Andernach bei Koblenz wurden 39,3 Grad gemessen. Es handelt sich um vorläufige Messwerte, die noch nicht überprüft wurden.

Der deutsche Allzeit-Hitzerekord blieb am 2. Juli 2025 allerdings unangetastet: Die 41,2 Grad vom 25. Juli 2019 in Tönisvorst und Duisburg-Baerl wurden laut DWD nicht erreicht. Die eingeflossene Luftmasse war am 2. Juli nun nicht heiß genug, zudem dämpfte Saharastaub in höheren Luftschichten die Sonneneinstrahlung. Trotzdem wurden vielerorts extreme Werte gemessen – neben den 39,3 Grad in Andernach in Demker (Sachsen-Anhalt) 39,2 Grad und in Kitzingen (Bayern) 39,1  Grad.

In Niedersachsen wurde ein neuer Dekadenrekord aufgestellt: In Barsinghausen-Hohenbostel erreichte das Thermometer 38,5 Grad – mehr als beim bisherigen Höchstwert für die erste Julidekade (38,3 Grad am 4.7.2015 in Lüchow). Eine private Wetterstation auf dem Militärflugplatz Wunstorf meldete am 2. Juli 2025 sogar 39,6 Grad – eine Angabe, die vom DWD aber nicht bestätigt wurde.

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In mehreren Regionen Europas wurden in den vergangenen Tagen außergewöhnlich hohe Temperaturen gemessen. Im südspanischen El Granado wurde am 28. Juni ein neuer Hitzerekord für den Monat Juni aufgestellt: 46 Grad Celsius – damit wurde der bisherige Rekord von 45,2 Grad aus dem Jahr 1965 übertroffen. Auch in der andalusischen Provinz Huelva kletterte das Thermometer auf diesen Extremwert.

Neben Spanien wurden auch Portugal, Italien, Frankreich und Griechenland von großer Hitze heimgesucht. In Frankreich riefen die Behörden für 16 Départements die höchste Warnstufe Rot aus – eine Maßnahme, die sie selbst als „beispiellos“ bezeichneten.

Spanien, Portugal, Italien, Frankreich und Griechenland wurden erst von der großen Hitze heimgesucht, die nun nach Osten abzieht (Archivbild).

© dpa/Clara Margais

Frankreich und die Benelux-Länder meldeten besonders starke Temperaturabweichungen, mit bis zu 10 bis 14 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Hitzewarnungen gelten derzeit zudem für viele Regionen in Italien, Griechenland, der Schweiz, Deutschland und Belgien.

Prognose der Höchsttemperaturen des hochaufgelösten Modells Icon-D2 des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für den 2. Juli 12 bis 18 Uhr (Stand 1. Juli, 12 UTC).

© DWD/ECMWF

Ein unterschätztes Risiko

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) bezeichnet extreme Hitze erneut als „stillen Killer“. Besonders in Städten wirkt sich die Hitze durch den sogenannten städtischen Wärmeinseleffekt verstärkt aus. Die zusätzliche Erwärmung in urbanen Gebieten verschärft den Hitzestress und kann die Sterblichkeit deutlich erhöhen.

In Paris sollen Befeuchtungsbrunnen gegen den Hitzestress helfen.

© IMAGO/ZUMA Press Wire/IMAGO/Sadak Souici

Der menschengemachte Klimawandel lässt extreme Hitze immer häufiger und intensiver auftreten. Laut dem regionalen Klimazentrumsnetzwerk der WMO fanden mehr als zwei Drittel der schwersten Hitzewellen in Europa seit 1950 erst seit dem Jahr 2000 statt. 

In West- und Südwesteuropa wurden demnach sowohl die nächtlichen Tiefst- als auch die nachmittäglichen Höchsttemperaturen vielerorts auf neue Juni-Stationsrekorde gesetzt. Auch das Mittelmeerwasser ist ungewöhnlich warm, was die Hitze über dem Land zusätzlich verstärkt.

Die Hitze stammt aus Afrika: Ein Hochdrucksystem erzeugt eine Wärmekuppel, die Luft zur Oberfläche verdichtet und so die Temperaturen steigen lässt. Weil Wolken zumeist fehlen, trifft die Sonnenstrahlung ungehindert auf die Erde.

Ein Jogger am Morgen vor dem Berliner Fernsehturm und dem Dom. Tagsüber ist Bewegung bei der aktuellen Hitze kaum noch möglich.

© dpa/Christoph Soeder

Der Blick in die Zukunft zeigt laut WMO, dass bis zum Jahr 2050 fast die Hälfte der Europäer im Sommer einem hohen bis sehr hohen Hitzestress-Risiko ausgesetzt sein könnte – besonders in Südeuropa, aber zunehmend auch in Osteuropa sowie West- und Mitteleuropa.

Unwetterlage am Abend

Für die kommenden Tage deutet sich aber zunächst erst einmal eine Entspannung der Hitzelage an. Die Temperaturspitze wird am Mittwoch in Deutschland mit bis zu 39 Grad überschritten – dann können viele erst einmal aufatmen: Die größte Hitze ist vorerst vorbei.

Die heiße Saharaluft wird nach Osten abgedrängt und macht Gewittern Platz, die am Mittwochabend im Nordwesten Deutschlands auch Unwettercharakter annehmen können – mit schweren Sturmböen und heftigem Starkregen und großem Hagel. Entsprechende Vorabwarnungen waren bereits am Mittwochnachmittag aktiv.

Einige Wetterplattformen warnen auch vor extremen Sturmböen im westlichen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Das Icon-D2-Modell prognostizierte am Nachmittag Orkanböen von über 120 Kilometern pro Stunde am frühen Abend in einem Gebiet zwischen Köln, Duisburg und Münster – mit möglicher Ausdehnung bis hinauf nach Bremen und Hamburg bis 21 Uhr.

Wendepunkt der Sommerhitze

Am Donnerstag überquert ein Tiefausläufer das Land und bringt Regengüsse und Gewitter. Dabei strömt deutlich kühlere Luft ein – zunächst in den Norden und Westen, wo die Temperaturen spürbar sinken und die Erleichterung am größten sein dürfte. Die heiße Luft wird allmählich verdrängt.

Am Freitag erreicht die Erfrischung auch den Süden, nur im Südwesten bleiben die Temperaturen mit knapp 30 Grad noch einmal hoch. Doch die Pause bleibt wohl nur von kurzer Dauer: Zum ersten Juli-Wochenende steigen die Temperaturen im Osten und Süden erneut – vom Oberrhein bis zur Lausitz und Berlin sind Höchstwerte bis 32 Grad möglich.

Gleichzeitig nähert sich von der Nordsee das nächste Tief mit Regen und Gewittern. Es könnte eine wechselhafte Phase für die kommende Woche einleiten. Ob der Sommer danach gleich wieder durchstartet, ist noch ungewiss.

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