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Wunschkind. Das neue Verfahren könnte auch Frauen mit spätem Kinderwunsch helfen, glauben Experten.

© dpa

Medizin: Schwangerschaft nach Chemotherapie

Eine Hoffnung für viele krebskranke Frauen? An der Frauenklinik in Erlangen gelang es, Eierstockgewebe einzufrieren und nach der Chemotherapie wieder zu transplantieren. Die junge Frau brachte jetzt ein gesundes Kind zur Welt.

Erlanger Forscher haben zum zweiten Mal in Deutschland erfolgreich eingefrorenes Eierstockgewebe retransplantiert und dadurch die Geburt eines Kindes ermöglicht. Wie das Universitätsklinikum Erlangen am Donnerstag mitteilte, erkrankte eine junge Frau vor vier Jahren an Brustkrebs. Vor der Therapie ließ sie sich Eierstockgewebe entnehmen, das anschließend tiefgefroren gelagert wurde. Im vergangenen Jahr wurde das Gewebe wieder zurücktransplantiert. Vor wenigen Tagen habe die Frau ein gesundes Kind zur Welt gebracht, hieß es. Der ehemalige Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikum in Lübeck, Klaus Diedrich, mahnte hingegen zur Vorsicht. Es komme auch vor, dass sich Eierstockgewebe nach einer Krebstherapie auf natürlichem Wege erhole, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Wenn die Angaben aus Erlangen stimmten, sei das eine gute medizinische Leistung, betonte Diedrich, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) war.
Allerdings stünden die Chancen „50 zu 50“, dass der Erfolg mit Hilfe von Gewebe entstanden sei, das sich nach der Chemotherapie regeneriert habe. Nachweisbar sei das aber nicht. Falls die Methode tatsächlich erfolgreich gewesen sei, könne sie künftig auch beim „social freezing“ angewendet werden. Dabei werde älteren Frauen Gewebe entnommen, die später noch ein Kind bekommen wollen.
Die Mediziner der Erlanger Frauenklinik forschen seit rund zehn Jahren an der Methode. Zuvor gelang die Retransplantation von sogenanntem kryokonserviertem Eierstockgewebe bereits bei einer Patientin mit Lymphdrüsenkrebs. Damals arbeiteten die Wissenschaftler mit den Unikliniken in Dresden und Bonn zusammen. Die Frau brachte dann in Dresden ein Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Das Gewebe war einige Jahre zuvor in Bonn entnommen worden. Im aktuellen Fall wurde die gesamte Therapie im Erlanger Reproduktionszentrum durchgeführt.
Seit 2007 wurde elf Frauen in Erlangen Eierstockgewebe retransplantiert. In keinem Fall sei das Verfahren fehlgeschlagen, aber bislang seien erst zwei Kinder daraus entstanden. Weltweit gelang es nach Angaben der Erlanger Universitätsklinik erst 13 Mal, auf diesem Wege einem Kind das Leben zu schenken. dpa

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