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Mimo-Technik: Internet aus der Steckdose

Durch die Stromleitung können mehr Daten geschickt werden als durch die Luft. Die neue Mimo-Technik ermöglicht eine Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 400 Megabit pro Sekunde.

Manchmal ist es nicht leicht, einen Computer ans Internet anzuschließen. Das Netzwerkkabel zu kurz, die drahtlose Verbindung zu schlecht, die Einrichtung des Routers zu kompliziert: Es gibt viele Stolpersteine auf dem Weg ins World Wide Web. Mancher Ärger lässt sich womöglich vermeiden, wenn man über die Steckdose ins Internet geht. Bei dieser Methode dienen die Stromkabel in der Wand sowohl dazu, den Computer mit Energie zu versorgen, als auch dafür, das Internet-Signal zu übertragen. Das hat Vorteile: Dort, wo man den Computer ohnehin anschließen muss, hat man zugleich einen Netzzugang.

„Es gibt bereits Geräte, die Daten über die Stromleitung austauschen, sogenannte Powerline-Modems“, sagt Daniel Schneider vom Institut für Nachrichtenübertragung der Universität Stuttgart. „Meist sind sie für Heimnetzwerke ausgelegt, also dafür, Daten innerhalb einer Wohnung oder eines Hauses von Steckdose zu Steckdose zu übermitteln.“ Heutige Powerline-Modems nutzen aber nur die beiden mittleren Kontakte der Steckdose, senden die Daten also nur über ein Leiterpaar. Immerhin übertragen sie damit bis zu 200 Megabit pro Sekunde, ein Vielfaches dessen, was heute übliche DSL-Verbindungen erzielen.

Mit Institutskollegen und Forschern von Sony Deutschland hat Schneider ein neues Verfahren entwickelt, um Nachrichten durch die Stromleitung zu schicken. Die Mimo-Technik („Multiple-Input-Multiple-Output“) nutzt nicht nur die beiden mittleren Kontakte der Steckdose, sondern zusätzlich den Schutzleiter. „Wir schaffen damit einen weiteren Übertragungskanal, was es ermöglicht, die Daten über zwei Leiterpaare zu senden“, erläutert Schneider. Die Technik kann die Übertragungsrate verdoppeln, auf bis zu 400 Megabit pro Sekunde.

Die Übertragung funktioniert zwar nur zwischen Steckdosen, die am selben Verteilerkasten hängen. Trotzdem kann man über Powerline-Modems ins Internet gehen. Nötig sind dafür ein gewöhnlicher Internetzugang, etwa eine DSL-Verbindung, und zwei Powerline-Modems. Mit dem ersten Modem speist man das Internet-Signal aus der DSL-Leitung in eine beliebige Steckdose ein, mit dem zweiten Modem kann man das Signal dann an jeder weiteren Steckdose desselben Verteilerkastens abgreifen. „Dadurch bekommt man praktisch überall in der Wohnung Zugang zum Internet, ohne Extrakabel verlegen oder Funknetze einrichten zu müssen“, sagt Schneider. Die Datenübertragung über die Stromleitung sei zudem schneller und zuverlässiger als in einem drahtlosen Netzwerk, weil das Signal nicht durch dazwischenliegende Wände gedämpft würde. „Das macht vieles leichter“, ist der Wissenschaftler überzeugt. „Zum Beispiel, hochauflösende Videos über das Heimnetzwerk zu verbreiten.“

Im Labor haben Prototypen bereits überzeugt. Jetzt arbeitet ein Industrieverbund daran, das Verfahren markttauglich zu machen. Frank Schubert

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