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Die unbemannte Rakete am Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida.

© CHANDAN KHANNA / AFP

Update

Technische Probleme bei Triebwerk: Nasa sagt Start der „Artemis“-Mondmission für Montag ab

Mit „Artemis“ plant die Nasa die Zukunft der bemannten Raumfahrt. Doch noch vor dem ersten Testflug gab es Probleme.

Mit der „Artemis“-Mission plant die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihre Zukunft der bemannten Raumfahrt: Nach 50 Jahren zurück zum Mond, unter anderem mit der ersten Frau, und dann zum Mars. Bislang zeigte sich die Mission aber vor allem krisengeplagt. Und so ging es auch am Montag weiter.

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Die US-Weltraumbehörde Nasa sagte den Start der unbemannten Mond-Mission für Montag ab. „Der Start von Artemis I wird heute nicht mehr stattfinden. Die Teams arbeiten an einem Problem mit einem Triebwerk-Leck“, teilte die Nasa am Montag mit, wenige Minuten nach Beginn des zweistündigen Zeitfensters für den Launch.

„Wir starten nicht, bevor alles stimmt“, sagte Nasa-Chef Bill Nelson kurz darauf. „Dies ist ein sehr kompliziertes System und alle Dinge müssen stimmen.“ Auch seine eigene „Space Shuttle“-Mission sei vier Mal verschoben worden.

Die „Space Launch System“-Rakete und die „Orion“-Raumschiffkapsel seien aber weiterhin in sicherem und stabilen Zustand, teilte die Nasa ergänzend mit. Start-Kontrolleure untersuchten nun, warum ein Triebwerk vor dem Start nicht auf die nötige Temperatur gekommen sei. Die entstandene Verzögerung habe dazu geführt, dass kein Start mehr in dem von Schwerkraft und nötiger Beschleunigung bestimmten Zeitfenster möglich war. Als weitere mögliche Starttermine hatte die Nasa im Juli den 2. und den 5. September genannt.

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Das nach der griechischen Göttin des Mondes benannte Programm ist extrem komplex: US-Astronauten sollen zurück zum Mond. Auch ein Rover soll mit, und zudem sollen auf dem Mond und in dessen Umlaufbahn Außenposten der Menschheit entstehen. Auf dem Mond sollen unter anderem Möglichkeiten zur Herstellung von Sonnen- und Nuklearenergie ausgelotet werden.

Später soll sogar der Mars als Ziel von Astronauten anvisiert werden - mit dem Mond-Außenposten „Gateway“ als Basiscamp. Bei ihrem Testflug soll „Artemis 1“ den Mond umkreisen und rund 40 Tage später wieder im Pazifik landen.

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Warum sollen denn jetzt überhaupt wieder Menschen zum Mond?

Eigentlich war der Mars das Ziel der Nasa gewesen - aber der frühere US-Präsident Trump hatte den Fokus wieder auf den Mond gelegt, auch, so sagen Beobachter, weil Trump sich US-Astronauten auf dem Mond noch während seiner Präsidentschaft gewünscht hatte, um das als seinen Erfolg feiern zu können. Trump wurde dann allerdings schon 2020 abgewählt. Der Mond blieb Ziel - mit dem Mars als Fernziel.

Was erwartet sich die Nasa konkret von der Mission?

„Wir fliegen zurück zum Mond für wissenschaftliche Entdeckungen, wirtschaftlichen Nutzen und zur Inspiration einer neuen Generation von Entdeckern“, heißt es von der Nasa. „Wir behalten die amerikanische Vorherrschaft in der Erkundung, aber bauen gleichzeitig eine globale Allianz und erkunden den tiefen Weltraum zum Nutzen aller.“ Eine Art Mond-Wirtschaftssektor mit vielen Jobs soll entstehen.

Von der Erforschung des Mondes erhoffen sich die Nasa-Wissenschaftler zudem nicht nur neue Informationen über den Erdtrabanten selbst, sondern auch über die Erde und das gesamte Sonnensystem. Die Mond-Mission soll zudem, unter anderem durch technische Innovationen, auch die Landung von Menschen auf dem Mars vorbereiten.

Wie sieht jetzt der Zeitplan aus?

Ursprünglich hatte die Regierung des früheren US-Präsidenten Donald Trump eine erste bemannte Landung schon bis 2024 angekündigt. Der von Trumps Nachfolger Joe Biden ernannte derzeitige Nasa-Chef Bill Nelson machte allerdings schnell deutlich, dass dieser Zeitplan nicht zu halten sei und verschob die erste bemannte Landung auf frühestens 2025. 13 mögliche Landepositionen auf dem Mond hat die Nasa dafür jüngst ausgemacht.

[Lesen Sie auch: Rückkehr zum Mond steht bevor: Diesmal sollen die Astronauten bleiben – das nächste Ziel ist der Mars (T+)]

Was kostet das alles?

Mehr als 30 Milliarden Dollar sind erstmal veranschlagt. Neben der Nasa und der Europäischen Raumfahrtagentur Esa sind auch noch die Raumfahrtagenturen mehrerer anderer Länder beteiligt.

Welche Ausrüstung soll verwendet werden?

Hauptsächlich die Schwerlastrakete „Space Launch System“ und die Kapsel „Orion“. Es handele sich um die „stärkste Rakete, die je gebaut worden ist“ und die derzeit „einzige Rakete, die mit Crew zum Mond fliegen kann“, sagte Nasa-Chef Nelson kürzlich bei einer Pressekonferenz.

Die Nasa hat große Pläne für ihre bemannte Raumfahrt.
Die Nasa hat große Pläne für ihre bemannte Raumfahrt.

© dpa/Nasa

Die Esa lieferte unter anderem mit dem europäischen Servicemodul eine wichtige Komponente des „Orion“-Raumschiffs. Um den Auftrag, ein Mondlandegerät zu bauen, wetteifern derzeit die Raumfahrtfirmen SpaceX von Elon Musk und Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos.

Warum gab es so viele Verzögerungen?

Entwicklung und Bau des Raketensystems dauerten länger und waren teurer als vorhergesehen. Zudem gab es immer wieder Rückschläge, weil bei Tests neue technische Probleme auftauchten.

Was ist über die Crew bekannt?

Eine Vorgabe hat sich die Nasa selbst gemacht: Es soll auf jeden Fall die erste Frau und der erste nicht-weiße Mensch darunter sein. Wer das aber genau sein soll und wer darüber hinaus mit an Bord sein könnte, steht noch nicht fest. Nach Nasa-Angaben sind alle derzeitigen Astronauten der Raumfahrtbehörde mögliche Kandidaten. Auch ein kanadischer Astronaut soll dabei sein - und europäische Astronauten könnten ebenfalls mit „Artemis“ zum Außenposten „Gateway“ und dann sogar auch zum Mond selbst fliegen.

Haben auch andere Länder Mond-Pläne?

China arbeitet ebenfalls daran, eigene Astronauten auf den Mond zu bringen. Mehrfach ist die Volksrepublik bereits mit Forschungsrobotern auf der Mondoberfläche gelandet und hat auch erfolgreich Mondgestein auf die Erde zurückgebracht. In den 2030er-Jahren, so heißt es in Berichten chinesischer Staatsmedien, soll in einem weiteren Schritt eine permanente Station auf dem Erdtrabanten entstehen.

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Die Forschungsstation könnte demnach gemeinsam mit Russland aufgebaut und betrieben werden. 

Zudem haben unter anderem Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate den Mond im Visier, wenn auch erstmal ohne konkrete bemannte Pläne.

Ist „Artemis 1“ wirklich komplett unbemannt?

Lebende Menschen sind nicht an Bord - aber immerhin zwei Puppen: Zohar und Helga. Es handelt sich dabei um ein Projekt mit deutscher und israelischer Beteiligung. Getestet wird, ob eine in Israel entwickelte Schutzweste besonders einen weiblichen Körper effektiv vor gefährlicher Weltraumstrahlung schützen kann.

[Lesen Sie auch: Rückkehr zum Mond: Die Nasa schickt in neuer Rakete Puppen ins All (T+)]

Nur eine der in Deutschland entwickelten Puppen, die den weiblichen Körper mit Knochen, Weichteilen und Geschlechtsorganen nachahmen, soll die von dem israelischen Startup StemRad entwickelte Schutzweste tragen. Die Torsos sind mit Strahlungsdetektoren ausgerüstet. Diese sollen zeigen, wie groß die Belastung innerer Organe von Astronautinnen auf einer Mondreise wäre.

Wann waren denn zuletzt Menschen auf dem Mond?

Fast genau 50 Jahre ist das her. „Wir gehen, wie wir gekommen sind, und so Gott es will, werden wir so auch wieder zurückkommen - mit Frieden und Hoffnung für die gesamte Menschheit“, sagte der 2017 gestorbene Nasa-Astronaut Eugene Cernan, bevor er im Dezember 1972 mit der „Apollo 17“-Mission den Erdtrabanten wieder verließ - als bislang letzter Mensch auf dem Mond.

Insgesamt zwölf Astronauten brachten die USA als bislang einziges Land mit den „Apollo“-Missionen zwischen 1969 und 1972 auf den Mond. Mit „Artemis“ - Zwillingsschwester des „Apollo“ in der griechischen Mythologie - will die Nasa nun den Anschluss daran schaffen. (dpa, von Christina Horsten und Sara Lemel,, AFP)

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