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Analysen der Knochen von Spinosaurus zeigen: Er jagte im und unter Wasser.

© Davide Bonadonna/Reuters

Spinosaurus jagte vor allem unter Wasser: Der T. rex der Flüsse

Eigentlich lebten und jagten Dinosaurier vor allem an Land, von den Vorfahren der Vögel abgesehen. Die Stachelechse Spinosaurus ist eine Ausnahme.

Der wohl größte bekannte räuberische Dinosaurier Spinosaurus konnte tauchen und jagte vermutlich in großen Flüssen nach Fisch. Darauf weisen Untersuchungen der Knochendichte hin, wie Forscher im Fachmagazin "Nature" berichten. Die Ergebnisse stellten die bisherige Annahme infrage, dass die meisten Nichtvogeldinosaurier vorrangig an Land lebten.

Spinosaurus gehört zur Gruppe der Stachelechsen (Spinosauridae) und war wohl noch größer als der berühmte Tyrannosaurus rex. Untersuchungen eines in Marokko gefundenen Exemplars zeigen, dass Spinosaurus eine Körperlänge von 16 bis 18 Metern und ein Gewicht von sieben bis neun Tonnen erreichte. Unter Fachleuten ist seit langem umstritten, ob Spinosaurus schwimmen konnte und aktiv im Wasser jagte oder ähnlich wie ein gigantischer Reiher lediglich durchs Wasser watete und seinen Kopf untertauchte, um Fische aufzuschnappen.

Ein semiaquatischer Dinosaurier

In den meisten Gruppen landbewohnender Wirbeltiere finden sich den Forschern zufolge Arten, die im Wasser leben. So sind zum Beispiel die meisten Säugetiere Landbewohner, aber Wale und Robben leben im Meer. Unter den Vögeln gibt es etwa die Pinguine als Wasserbewohner, bei den Reptilien Krokodile und Seeschlangen. Von den Nichtvogeldinosauriern - also allen Dinosauriern außer den Vorläufern der heutigen Vögel - sind hingegen überwiegend landbewohnende Arten bekannt.

Studienleiter Nizar Ibrahim von der englischen University of Portsmouth schloss bereits 2014 nach der Untersuchung von Knochenfunden von Spinosaurus, dass die Tiere mindestens semiaquatisch lebten. Darauf wiesen etwa die langen, Krokodil-ähnlichen Kiefer oder die Form der Zähne hin. Bei Verwandten von Spinosaurus, ebenfalls aus der Gruppe der Stachelechsen, wurden zudem Schuppen in den Überresten des Verdauungstrakts gefunden.

Für ihre aktuelle Untersuchung verglichen die Forscher nun bei insgesamt 250 Arten ausgestorbener und noch lebender Land- und Wasserbewohner die Dichte der Knochen. Daraus lässt sich ablesen, ob ein Tier unter die Wasseroberfläche absinken konnte oder nicht. "Frühere Studien haben gezeigt, dass Säugetiere, die an das Wasser angepasst sind, dichte, kompakte Knochen in ihrem postkranialen Skelett haben", sagt Matteo Fabbri vom Field Museum of Natural History in Chicago. "Wir dachten, vielleicht ist das das Merkmal, mit dem wir feststellen können, ob die Spinosaurier tatsächlich aquatisch waren."

Bei einer Zeitreise in die Kreide sollte man diesen Dino besser aus der Vogelperspektive betrachten, die Froschperspektive aus dem Wasser, seinem Jagdrevier, heraus, wäre eher nicht zu empfehlen.

© Davide Bonadonna/REUTERS

Die Forscher schlossen eine Vielzahl unterschiedlicher Tierarten in ihre Analyse ein. "Wir haben Robben, Wale, Elefanten, Mäuse und Kolibris aufgenommen", sagt Fabbri. "Wir haben Dinosaurier in verschiedenen Größen, ausgestorbene Meeresreptilien wie Mosasaurier und Plesiosaurier. Wir haben Tiere, die mehrere Tonnen wiegen, und Tiere, die nur ein paar Gramm schwer sind. Die Bandbreite ist sehr groß."

Die Auswertung ergab einen deutlichen Zusammenhang zwischen Knochendichte und Lebensweise. Bei Tieren, die unter Wasser jagten, seien die Knochen fast vollständig solide, bei Landbewohnern sei das Innere zumeist hohl. Spinosaurus und der verwandte Baryonyx hatten demnach Knochen, die für eine Lebensweise im Wasser typisch ist. Ein weiterer Verwandter, Suchominus, habe hingegen hohlere Knochen gehabt. Andere Merkmale dieses Dinosauriers deuteten aber darauf hin, dass er zumindest am Wasser gelebt und sich von Fisch ernährt habe.

Auch bei einigen Landbewohnern fanden die Forscher extrem solide Knochen, etwa bei den ausgestorbenen Sauropoden - den riesigen Dinosauriern mit dem langen Hals. Das habe vermutlich mit der extremen Größe der Tiere zu tun. "Einige dieser Tiere erreichten das Gewicht mehrerer Elefanten - den Knochen zusätzliche Tragfähigkeit zu verleihen scheint da sehr sinnvoll", sagt Ibrahim.

In weiteren Untersuchungen wollen die Forscher nun klären, wie sich Spinosaurus unter Wasser fortbewegte und jagte. (dpa)

Anja Garms

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