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Wissen: Studieren auf der Datenautobahn

An der FU gibt es bereits über 7300 Nutzer der 60 angebotenen E-Learning-Programme

250 Wirtschafts-Studenten der Freien Universität werden am Ende dieses Semesters Klausurteile in der Statistik am Computer „digital“ abgeben. Die Nordamerika-Studenten eines Literatur-Kurses werden in Dahlem mit einem amerikanischen Autor in Seattle über eines seiner Gedichte online diskutieren. Bereits jetzt können Geologie-Studenten sich zu Hause am Computer Gesteine unter der Lupe ansehen und Übungsfragen dazu beantworten. Alle drei Beispiele sind Ergebnisse einer FU-weiten Strategie, nämlich das E-Learning im Zuge der Modernisierung der Universität zu fördern. Mittlerweile betreut das Kompetenzzentrum für Digitale Systeme (CeDiS) über 60 E-Learning-Projekte und hat 2003 mit über 1,2 Millionen Euro die meisten Drittmittel an der FU eingeworben.

E-Learning dient der Unterstützung der Lehre mit digitalen multimedialen Methoden und Lernmaterialien. Zur flächendeckenden Umsetzung von E-Learning hat sich die FU für ein zentrales Learning Management System (LMS), Blackboard, entschieden. Diese Lernplattform ermöglicht Studierenden beispielsweise rund um die Uhr auf Inhalte ihrer Kurse zuzugreifen, in Foren zu diskutieren, Arbeiten online abzugeben oder direkt den Link zu einer weiter führenden Internet-Quelle zu finden. Jeder Student hat seine persönliche Startseite, auf der er seine Veranstaltungen findet. „Unser Ziel ist nicht eine Online-Universität“, erklärt CeDiS-Leiter Nicolas Apostolopoulos, „sondern die Förderung von Blended Learning an der Präsenz-Universität“. Wie sich Blended Learning – Lernen, das sich aus verschiedenen Elementen von der Vorlesung bis hin zur Vertiefung des Stoffes auf der Lernplattform zusammensetzt – für den einzelnen FU-Studenten darstellt, unterscheidet sich je nach Fachbereich.

Der Fachbereich Geowissenschaften ist FU-weit führend bei der Erstellung von dauerhaften Lern-Materialen für multimediale Systeme. „PETROgraph“, mit dem Studenten im Praktikum zur Mineral- und Gesteinsbestimmung ihre Objekte am Computer wortwörtlich unter die Lupe nehmen und zugleich ihr Wissen testen können, ist nur eines der zahlreichen Projekte. „Die Studenten müssen lernen, Gesteine zu bestimmen. Dies steht und fällt mit dem Anschauen der Handstücke, die die Studenten aber nicht mit nach Hause nehmen können“, erklärt Projektmitarbeiterin Dorothee Mertmann. Später will der Fachbereich die eigene Lernplattform sogar mit denen von kooperierenden Instituten in München, Köln, Tübingen, Würzburg und Jena, vernetzen. Beim Bundesministerium für Bildung und Forschung ist für dieses Projekt ein Förderungs-Antrag gestellt worden.

Am Institut für Statistik und Ökonometrie arbeiten die Studenten im Grundstudium mit der Lernplattform und dem preisgekrönten „Statistik-Labor“, einem Online-Werkzeugkasten für das aktive Lösen statistischer Problemstellungen. „Insgesamt ist das ein ganz anderer Zugang zur Statistik und der Versuch, die Studenten nicht mehr nur mit Formeln zu quälen, sondern ihnen zu zeigen, wie damit tatsächlich Datenanalyse betrieben werden kann“, erklärt Projektleiter Ulrich Rendtel. In der Klausur werden die Studenten zeigen können, dass sie mit dem System ebenso umgehen können, wie mit Papier und Taschenrechner. Die Klausur mit den rund 250 Studenten dieses Semesters zur Hälfte am Computer zu schreiben, so Rendtel, „das hat noch keiner versucht“.

Bereits mehr als die Hälfte aller Lehrenden am John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien setzt die Lernplattform ein. „E-Learning ist mehr, als nur Texte online zu stellen, es ist der Versuch, eine sinnvolle Begleitung zum Präsenzseminar zu schaffen und Methoden, die zur Interaktion in der Lehre entwickelt wurden, anzuwenden“, betont Projektleiter Henrik Enderlein. Eine dieser Methoden sind „Classroom Assessment Techniques“, mit denen der Lehrende durch verschiedene Frage-Techniken ohne Notendruck überprüfen kann, ob die Studierenden aus seiner Vorlesung das mitgenommen haben, was ihm wichtig war – und damit letztlich auch seine Lehre verändern kann. Dabei setzt das Nordamerika-Institut erstmals studentische „Learning Designer“ ein, die an der Schnittstelle zwischen Lehrenden, Studierenden und der CeDiS arbeiten. Mit der Lernplattform kann jeder Seminarteilnehmer Inhalte besser vor- und nachbereiten, unabhängig von Bibliotheks-Öffnungszeiten. „Ich merke, dass ich besser vorbereitet bin und die Texte auch wirklich lese, außerdem benutze ich gerne den Kalender auf meiner Blackboard-Seite“, berichtet eine 25-jährige Studentin des Instituts, die für ihr Seminar über die Literatur amerikanischer Minderheiten jede Woche im voraus online Übungsfragen beantwortet – eine von FU-weit mittlerweile über 7300 E-Learning Usern.

Katja Egli

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