zum Hauptinhalt
Sommer ahoi. Damen aus einem Lichtenberger Aquafitnesskurs formen mit Schwimmnudeln das Wort „Rundgang“: Die Idee zum Motiv für das diesjährige Rundgangplakat hatte die UdK-Studentin Mireya Palmeira. Die UdK lädt wie jedes Jahr zu Tagen der offenen Tür ein, diesmal vom 17. bis 19. Juli.

© Mireya Palmeira

Tage der offenen Tür: Allet rund – ein Jubiläumsjahr an der UdK

Die Hochschule, der Freundeskreis und der Staats- und Domchor feiern in diesem Jahr runde Geburtstage.

„UdK? Moment … ach so, die HdK meinen Sie – sagen Sie das doch gleich!“ So manch ein Berliner älteren Semesters muss bis heute kurz überlegen, wenn der Begriff UdK, Universität der Künste, fällt. Vor nunmehr 14 Jahren wurde die damalige Hochschule der Künste in Universität der Künste Berlin umbenannt. Damit endete ein langer und komplexer Umstrukturierungsprozess, der mit der Gründung der Hochschule der Künste im Jahr 1975 seinen Anfang genommen hatte. Genau 40 Jahre ist es her, dass die beiden künstlerischen Hochschulen des damaligen West-Berlin, die Hochschule für Bildende Künste und die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, als künstlerische und wissenschaftliche Hochschule vereinigt wurden.

Rein räumlich lagen die beiden bereits seit Jahrzehnten dicht beieinander: Seit 1902 waren sie im Gebäudekomplex in der Hardenbergstraße Ecke Fasanenstraße in Charlottenburg angesiedelt. Bis die organisatorische Zusammenlegung reibungslos über die Bühne ging, sollten noch einige Jahre ins Land gehen.

Die Hochschule: 40 Jahre

Eine, die diesen Prozess von Beginn an miterlebt hat, ist Evelyn Pfitzner, heute Verwaltungsleiterin der Fakultät Darstellende Kunst. Wie viele ihrer Kollegen, die mit der Gründung an die HdK gekommen sind, ist auch sie der Hochschule bis heute treu geblieben. „Ich habe als junge Frau im Februar 1976 meine Stelle an der HdK angetreten“, erinnert sie sich. Das war, ein halbes Jahr nach der Zusammenlegung der Hochschulen, für viele Beteiligte eine turbulente Zeit des Aufbruchs. Alles musste gesichtet und neu zusammengestellt werden, in den Büros stapelten sich die Akten und Papiere aus beiden Hochschulen. „In dieser Zeit haben wir fast rund um die Uhr gearbeitet.“

Der Freundeskreis: 60 Jahre

Auch der Freundeskreis der UdK Berlin, die Karl Hofer Gesellschaft, hat in diesem Jahr Grund zu feiern: Er besteht seit 60 Jahren. Benannt nach dem Künstler Karl Hofer, der die Hochschule für Bildende Künste als erster Direktor nach dem Ende des Nationalsozialismus leitete, fördert er junge Künstlerinnen und Künstler, die an der UdK studieren oder gerade ihr Studium beendet haben. Ursprünglich mit starkem Fokus auf die Bildende Kunst, umfassen die Programme mittlerweile alle künstlerischen Bereiche, die an der UdK beheimatet sind.

Sabine Ziegenrücker, seit 2012 Geschäftsführerin des Freundeskreises, erzählt: „Mit unserer Arbeit möchten wir jungen UdK-Künstlerinnen und -Künstlern den Einstieg in die berufliche Praxis erleichtern. Die Formate sind sehr unterschiedlich: Von der Projektförderung für zeitgenössischen Tanz über die Vermittlung von Ausstellungen bis hin zum JIB-Jazz-Preis, mit dem wir junge Jazz-Musiker fördern, ist alles dabei.“

Die Mitglieder des Freundeskreises erhalten organisierte Atelierbesuche und Führungen, der Besuch von Konzerten und Theaterproduktionen gewährt ihnen Einblick in die Entwicklung der jungen Künstler. Und manche der Mitglieder öffnen sogar für Hauskonzerte selbst ihre Türen (siehe Seite 4 dieser Beilage).

Der Staats- und Domchor: 550 Jahre

Um Konzerte geht es auch beim nächsten großen Jubiläum, das in diesem Jahr an der UdK ansteht. Vor 550 Jahren wurde die älteste musikalische Einrichtung Berlins zum ersten Mal namentlich erwähnt: Im Jahr 1465 stellte Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg fünf Singeknaben für seine „Dhumkerke“ ein. Heute singen im Staats- und Domchor, der seit 1923 an der Hochschule beheimatet ist, etwa 250 Knaben und Männer. Der Älteste von ihnen ist der 85-jährige Tenor Alfred „Freddy“ Schubert. Ihn aus dem Nähkästchen plaudern zu lassen, ist eine wahre Freude. Mit dem Gesang begann er 1948 als Schüler, mit drei Freunden im Quartett: „Schlager gegen Naturalien – das war nach dem Krieg mehr wert als Geld.“ Zum Staats- und Domchor kam er gut zehn Jahre später im März 1959; da sang er schon im RIAS Kammerchor und bekam den Tipp von einem Kollegen.

Viele Reisen und Gastspiele standen damals auf dem Programm des Staats- und Domchors. „Wir waren ja eingekastelt in West-Berlin, und die Politik tat alles dafür, die Stadt im Gespräch zu halten. Internationale Auftritte waren damals ein Politikum, und so haben wir viele spektakuläre Gastspiele gegeben. Mit dem Chor war ich in fast allen Erdteilen unterwegs – nur Australien fehlt noch.“

Das Besondere am Staats- und Domchor ist für Alfred Schubert, der auch in anderen Chören sang und singt, seine Offenheit: „Hier ging es nie darum, wo einer herkommt oder welche Religion er ausübt – die gesangliche Leistung hat gezählt und sonst nix. Wir hatten in den Jahren alles dabei, selbst einen Franziskanermönch, der war Tenor, wie ich.“

Seit 2002 obliegt die Leitung des Chores dem UdK-Professor Kai-Uwe Jirka. Auf ihn angesprochen, fangen Schuberts Augen an zu leuchten. „Kai-Uwe ist großartig. Mit was für einer Freude und Engagement er den Chor leitet und wie sich das auf uns alle überträgt, das ist fantastisch. Da kommt die Disziplin von allein, weil alle, auch die Kleinsten, einfach gut sein wollen und Spaß daran haben.“

Im September, wenn das Jubiläum mit einem internationalen Knabenchortreffen gefeiert wird, steht für die Chormitglieder einiges auf dem Probenplan. Den Abschluss bildet ein Konzert in der Berliner Philharmonie: „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, der im Verlauf der 550-jährigen Geschichte des Chors auch einmal dessen Leiter war.

Maskenfest und Mauerfall

In der Geschichte der UdK Berlin ging es immer mal wieder turbulent zu. So zum Beispiel beim „Zinnober“. Das alle zwei Jahre von Studierenden organisierte Fest zum Karneval hat lange Tradition. In den Zeiten der Vorgängerinstitutionen der UdK als „Schülerfest“ bekannt, trägt das Maskenfest seit Mitte der 50er Jahre seinen Namen und ist Berlinern aus dieser Zeit in lebhafter Erinnerung.

Aber auch an andere Veranstaltungen erinnert man sich in der Stadt. So zum Beispiel das Fest im Winter 1989, kurz nach dem Mauerfall. Fünf Studenten hatten sich spontan dazu entschlossen, im UdK-Gebäude in der Hardenbergstraße ein Fest zu organisieren. „Die Feier hieß 'Ost und West – ein großes Fest'“, erinnert sich einer von ihnen. „Wir hatten die Haupthalle gemietet, die Medien aktiviert und eine Bühne mit Musik und Live-Übertragung ins Radio aufgestellt.“

Eine HdK-Studentin gestaltete das Plakat: gelbe Grundfläche, darauf in schwarz der Umriss Berlins, die Mauer eingezeichnet als gestrichelte Linie, die mit Nadel und Faden zusammengenäht wird. Als kurzfristig eine Band ihren Auftritt zusagte, kam noch ein roter Überkleber drauf. Zwei der Studenten zogen nachts los, um zu plakatieren. Im tiefen Kreuzberg fiel es den beiden auf: gelber Untergrund, schwarze Schrift, roter Banner – schwarz, rot, gold. „Mit den Nationalfarben zu hantieren, war damals alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Wir hatten auf einmal Panik, dass unsere Feier von Rechtsextremen oder von linken Aktivisten gestürmt wird“, erinnert sich der ehemalige Student.

Nichts dergleichen passierte, allerdings tauchte ein anderes Problem auf. „Es gab ja noch beide Währungen – D-Mark und Ost-Mark. Irgendwann beschlossen wir vor lauter Freude am Fest, dass die Leute mit beidem gleichwertig bezahlen konnten. Leider sind viele daraufhin zur Wechselstube am Zoo gegangen und haben 1:6 ihr West- in Ostgeld getauscht und anschließend für wenig Geld viel getrunken. Wir mussten nach der Feier entsprechend zurücktauschen und haben einen Riesenverlust gemacht. Aber trotzdem überwog die Freude, dass so viele Menschen kamen.“

Als offenes Haus ist die UdK bis heute bekannt – nicht zuletzt durch ihren Rundgang, der am 17. Juli startet.

Offene Studios, Bühnen und Ateliers

Für viele ist der Rundgang der UdK ein fester Termin im Berliner Kultursommer: Am letzten Wochenende des Semesters öffnet die Universität der Künste Berlin die Türen ihrer Ateliers, Studios, Werkstätten, Probebühnen und Seminarräume. In neun ihrer insgesamt 16 Standorte können Besucherinnen und Besucher den Studierenden und Lehrenden drei Tage lang über die Schulter schauen. Die ganze Palette dessen, was im Laufe des Jahres in der UdK Berlin zum künstlerischen Alltag gehört, ist dann für alle zu sehen: Von Ausstellungen der Malerei, Bildhauerei und Architektur über Performances, Präsentationen in den Werkstätten, Plakatkunst, Produktdesign, Mode, Tanzworkshops, Konzerte, Lesungen der Schauspielstudenten bis hin zu Buchpräsentationen und Diskussionsrunden reicht das Programm.

Wer irgendwann eine kleine Pause von der Kunst braucht, kann in den Gärten, Cafés und Höfen der Hochschule entspannen und die Sonne genießen. Herzlich willkommen!

Claudia Assmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false