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Tagesspiegel-Veranstaltung: Expedition in die Tiefsee

Die Bremer Mikrobiologin Antje Boetius war zu Gast im Tagesspiegel-Wissenschaftssalon. Sie berichtete von Ihren Forschungsfahrten - und dem verblüffenden Leben in ewiger Dunkelheit.

Die ersten, die es in die Tiefsee schafften, waren die Schriftsteller. Sie schickten ihre Fantasie auf Tauchgänge zum Meeresgrund, bevor die Technik das auch Menschen möglich machte. Als „eine unermessliche Wüste“, beschrieb Jules Verne 1869 in „20 000 Meilen unter dem Meer“, was er in Gedanken sah, „wo sich der Mensch nie einsam fühlt, denn er fühlt, wie das Leben um ihm herum pulsiert.“

Am Donnerstagabend war mit Antje Boetius, Biologin am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, einer der wenigen Menschen im Wissenschaftssalon des Tagesspiegels zu Gast, der dieses Leben tatsächlich gesehen hat. Wie richtig Verne mit seiner Einschätzung lag, bewies die Forscherin mit faszinierenden Filmaufnahmen, die sie von ihren Tauchfahrten mitgebracht hat: Tintenfische, die durchs Wasser segeln, Seegurken, die Meeresschlamm fressen, Viperfische mit riesigen, nachwachsenden Zähnen oder schaurig-schöne Anglerfische.

Vieles am Leben in der Tiefsee ist für Landbewohner wie den Menschen überraschend. Die meisten Tiere dort unten verzichten weitgehend auf kostspielige Muskeln und warten stattdessen mit weit geöffnetem Maul auf herabfallende Nahrung. Auch die Partnersuche im Dunkel der Tiefsee sei äußerst schwierig, erklärte Boetius, weshalb viele Fische mit Lichtsignalen auf sich aufmerksam machen.

Um diese Welt zu erkunden, waren Biologen lange Zeit darauf angewiesen, Netze oder Käfige an langen Seilen herabzulassen und so das Leben der Tiefsee heraufzuholen. Heute können Forscher wie Boetius in kleinen U-Booten bis fünf Kilometer tief tauchen und vor Ort beobachten. Ob sie denn keine Angst habe, dass bei den Fahrten etwas passieren könnte, fragte der Wissenschaftsautor Ralf Nestler, der den Salon moderierte. Ihre größte Sorge sei, dass ihre Blase durchhalte, sagte Boetius. „Falls nicht, gibt es nur eine kleine Flasche, das ist nicht so angenehm.“ So konnten die Besucher neben vielen Dingen auch das lernen: Kapitän Nemo war nicht nur einer der ersten, in der Tiefsee. Er reiste auch am komfortabelsten.

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