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Der ultraschwarze pazifische Schwarze Drachenfisch (Idiacanthus antrostomus) lockt Beute mit einem leuchtenden Organ am Kopf. Seine ultraschwarze Haut und durchsichtige, antireflektierende Zähne verhindern, dass er sich dabei selbst beleuchtet.

© Karen Osborn, Smithsonian

Tarnung in der Finsternis: Tiefseefische tragen schwärzer als schwarz

Wer Beute mit Licht lockt, darf sich selbst nicht beleuchten. Forscher beschreiben ultraschwarze Raubfische.

Schwarz, schwärzer, ultra-schwarz: Die Farbe mancher Tiefseefische schluckt fast alles Licht, das auf ihre Haut fällt. Im Fachblatt „Current Biology“ stellen US-Zoologen 16 ultraschwarze Fischarten vor. Die Dunkelste davon reflektiert nur 0,05 Prozent des Lichts und hat damit zusammen mit Paradiesvögeln den tiefsten Schwarzton im Tierreich.

Wie das Team um Alexander Davis von der Duke University in Durham schreibt, diene die Färbung in der stockfinsteren Tiefsee der Tarnung, um als Räuber fast unsichtbar auf Beute zu lauern, aber auch um sich vor Fressfeinden zu verstecken.

Die Forscher fingen in der Bucht von Monterey in Kalifornien und im Golf von Mexiko 39 Fische aus Tiefen bis etwa 1600 Meter. 16 der insgesamt 18 Arten reflektierten weniger als 0,5 Prozent des Lichts und sind damit wesentlich dunkler als etwa schwarze Alltagsobjekte.

Dick und dicht gepackt

Rekordhalter ist ein Tiefsee-Anglerfisch (Oneirodes), dessen Haut nur 0,05 Prozent des Lichts reflektiert. Dieses Schwarz ist demnach so dunkel wie Federn mancher Paradiesvögel auf Neuguinea (0,05 bis 0,31 Prozent). Zum Vergleich: Das schwärzeste synthetische Material reflektiert den Forschern zufolge 0,045 Prozent des auftreffenden Lichts.

Während das tiefe Schwarz bei Paradiesvögeln mit leuchtenden Farben kontrastiert, waren die meisten untersuchten Tiefseefische, darunter Schwarze Drachenfische (Idiacanthus antrostomus) und Fangzahnfische (Anoplogaster), vollständig schwarz.

Insgesamt gehörten die 16 ultra-schwarzen Arten zu sieben allenfalls entfernt verwandten Gruppen. „Ultraschwarz entstand im Stammbaum der Fische öfter als einmal“, folgert Erstautor Davis in einer Mitteilung seiner Universität.

Verantwortlich für die Färbung ist demnach das Farbpigment Melanin, das auch beim Menschen vorkommt. Die Hautzellen der Tiere enthalten kleine Melaninpakete, sogenannte Melanosome.

Analysen per Elektronenmikroskop ergaben, dass diese Pakete den Körper in der obersten Hautschicht lückenlos umschließen und extrem eng angeordnet sind, so dass möglichst wenig Licht reflektiert wird. Beim besonders dunklen Tiefsee-Anglerfisch waren die Melanosome mit gut 14 Mikrometern zudem besonders dick. Das macht es auch schwierig, die Tiere zu fotografieren.

Licht ins Dunkel

Einige Tiefseefische nutzen Biolumineszenz, um ihre Umgebung zu beleuchten. Dazu gehört auch der im Pazifik lebende Schwarze Drachenfisch, der zweitdunkelste der in der Studie untersuchten Fische.

Doch selbst bei diesem Licht sei es für andere Tiere schwierig, den Fisch zu sehen, sagt Ko-Autorin Karen Osborn vom Smithsonian National Museum of Natural History in Washington. „Wenn man sich in die unendliche Schwärze seiner Umgebung einfügen will, ist es vorteilhaft, wenn man jedes auftreffende Photon schluckt.“ (dpa)

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