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Tödliche Folgen der Korruption: Warum es in Haiti so viele Erdbebenopfer gab

Die Korruption und damit verbundene Baumängel sind wesentlich an der Zahl der Erdbebenopfer in Haiti beteiligt.

Diesen Verdacht haben nun zwei Wissenschaftler mit statistischen Daten aus den vergangenen 30 Jahren belegt. Über ihre Untersuchung berichten Roger Bilham und Nicholas Ambraseys im Fachblatt „Nature“ (Band 469, Seite 153).

Demnach entfielen 83 Prozent aller Todesfälle durch einstürzende Gebäude bei Erdbeben auf Länder, die korrupter waren, als man nach ihrem Pro-Kopf-Einkommen hätte erwarten können. Die Forscher von der Universität in Boulder (Colorado) beziehungsweise vom Imperial College in London verwendeten für ihre Erhebung Daten der Antikorruptions-Organisation Transparency International und Zahlen der Weltbank.

Anlass für die Auswertung waren die extrem unterschiedlichen Folgen der Beben in Haiti und Neuseeland im Jahr 2010, die etwa die gleiche Magnitude von 7,0 hatten. In Neuseeland kam niemand ums Leben, in Haiti vor einem Jahr etwa 220 000 Menschen.

Zwar könne nicht exakt auseinandergehalten werden, welchen Anteil jeweils die Armut eines Landes und das Ausmaß der Korruption an den Todesfällen durch einstürzende Gebäude hätten. Doch wo die Korruption extrem sei, würden schlechtere Materialien und Baumethoden angewandt, schreiben die Autoren. Die wohlhabenderen Nationen könnten es sich eigentlich leisten, ihre Bevölkerung gut auszubilden und gute Baumaterialien zur Verfügung zu stellen.

Somit gingen Todesfälle bei Erdbeben in Ländern wie Italien, Griechenland und Russland in der Regel auf das Konto von Korruption, argumentieren Ambraseys und Bilham. Im Gegenzug seien Länder wie Chile und Neuseeland weniger korrupt, als man nach ihrem Pro-Kopf-Einkommen vermuten würde und hätten weniger Tote durch Erdbeben zu beklagen. Haiti und Iran seien extreme Beispiele mit überdurchschnittlich vielen Erdbebenopfern und Korruptionsfällen.

„Selbst wenn die Korruption jetzt eingedämmt wird, bleiben die alten Mängel im Gebäudebestand erhalten“, warnen die beiden Wissenschaftler. Was mit den massenhaft schlecht gebauten Häusern geschehen soll, sei ein großes Problem, das unter ökonomischen Kriterien wohl unlösbar ist. dpa/nes

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