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TURNERS Thesen: An Universitäten das Neue begrüßen

Die Universität der Zukunft ist kein Gebilde, das neu konzipiert wird. Sie ist in ihren konkreten Ausformungen und mit all ihren Eigenarten und Auffälligkeiten ein Produkt ihrer Geschichte.

Die Universität der Zukunft ist kein Gebilde, das neu konzipiert wird. Sie ist in ihren konkreten Ausformungen und mit all ihren Eigenarten und Auffälligkeiten ein Produkt ihrer Geschichte. Diese lässt sich nicht abschütteln. Die handelnden Personen bringen ihr Wissen und ihre Erfahrungen ein. Diejenigen, die in dem magischen Jahr 1968 zwischen 20 und 25 Jahre alt waren, erreichen im Jahr 2014 die 66 bis 71. Sie und die nachfolgenden Studentengenerationen kennen nur den Typ Universität, die ständig reformiert wurde. Sie haben Universität nur erfahren als Gegenstand der Auseinandersetzung und als vom Zickzackkurs der Politik bestimmte Institution.

Seit mehr als 50 Jahren wird über Hochschulpolitik geredet, wird reformiert und das Reformierte wieder reformiert. Niemand ist zufrieden mit den Ergebnissen. Das wird so bleiben. Der wesentliche Grund liegt darin, dass Vorstellung und Wirklichkeit von unterschiedlichen Interessen bestimmt werden. Keine der denkbaren Möglichkeiten, die nicht bereits irgendwo eingeführt, verworfen und – trotz negativer Erfahrung an anderen Standorten – probiert wird. Man könnte meinen, aus dem Mosaik an Gestaltungsmöglichkeiten müsste durch zielgerichtete Auswahl eine perfekte Lösung zu finden sein. Das aber scheitert daran, dass es keinen allgemein gültigen Hauptnenner gibt oder man sich politisch darauf nicht einigen kann. Der Grund liegt in der unterschiedlichen Erwartung von dem, was Universitäten zu leisten haben.

Den einen ist sie die politikfreie Institution, die allein Forschung und Lehre zu dienen hat, die anderen möchten daraus eine Einrichtung machen, die Benachteiligungen ausgleicht und zugleich Übungsstätte für politischen Nachwuchs ist – um extreme Positionen zu nennen. Es gibt kein einheitliches Bild von der Universität. Je nach Interessengruppe versteht man darunter etwas anderes und hegt unterschiedliche Erwartungen. Deshalb besteht auch die Diskrepanz zwischen den unterschiedlichen Vorstellungen.

Es wird nicht d i e Universität der Zukunft geben. Unsere Ausbildungs- und Forschungsstätten werden zwar eine einheitliche Bezeichnung tragen, sich aber in noch größerem Maße als bisher voneinander unterscheiden. Es wird auch nicht etwa Ruhe eintreten. Vielmehr wird weiter permanent Neues vorgeschlagen, abgelehnt und umgesetzt werden. Auch das ist eine Prognose für 2014, die mit hoher Sicherheit eintreten wird.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: george.turner@t-online.de

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