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TURNERS Thesen: Ethik in BWL hilft nicht

Im Zuge der Analyse und Bewältigung der aktuellen Finanzkrise wird auch die Ausbildung der Manager unter die Lupe genommen. Es fehle in den Programmen an der Vermittlung ethischer Grundsätze und an Integrität.

Im Zuge der Analyse und Bewältigung der aktuellen Finanzkrise wird auch die Ausbildung der Manager unter die Lupe genommen. Es fehle in den Programmen an der Vermittlung ethischer Grundsätze und an Integrität. Betrachtet man die Angebote von Universitäten und Hochschulen, so sind dort durchaus Lehrveranstaltungen zum Thema „Ethik in der Wirtschaft“ vorgesehen. Zu fragen ist allerdings, ob das erst im Studium „gelernt“ werden muss. Sollte es nicht Allgemeingut sein – nicht nur von Studierenden –, zu wissen, wo Grenzen des Verhaltens sind und wo, abgesehen von Rechtsregeln, ein Kodex zu beachten ist, was „man tut“ und was zu unterlassen ist? Aber selbst wenn solchen Aspekten in der akademischen Ausbildung mehr Gewicht beigemessen würde, das Problem bliebe bestehen.

Die Schwachstelle liegt nicht in den Hochschulen, vielmehr in einem Bereich, auf den sie vorbereiten: in der Wirtschaft selbst. All die Funkes, Nonnenmachers und wie sie sonst noch heißen, haben eine Schulung erfahren, die ethisch einwandfreie Verhaltensmuster direkt oder indirekt vermittelt hat. Nur haben sie das leider später vergessen, verdrängt oder sich darüber hinweggesetzt. Aber selbst das ist nicht der Kern des Problems. Sie haben ihre von der Öffentlichkeit als ungerecht oder überzogen empfundenen Abfindungen ebenso wie andere ihre unmäßigen Vergütungen nicht mit vorgehaltener Schusswaffe erzwungen, vielmehr haben Gremien ihnen dieses zugestanden, ausdrücklich mit Billigung der Arbeitnehmervertreter. Als Beobachter kann man sich nur wundern, wie duldsam diejenigen sind, die in die Arbeitslosigkeit entlassen werden, wenn zeitgleich Manager trotz Erfolglosigkeit üppige Abfindungen kassieren.

Solchen Fällen von unbändiger Gier, die zwar als Einzelerscheinung für genügend Aufsehen sorgen, aber erfreulicherweise nicht die Regel sind, soll mit mehr Ethik in der Managerausbildung der Garaus gemacht werden?

Auch der Bundespräsident hat den Managern, vor allem denen aus der Finanzbranche, nunmehr die Leviten gelesen: Sie sollten Moral zeigen und Verantwortungsbewusstsein. Ganz recht. Nur beides beschränkt sich nicht auf den Sektor Wirtschaft. Ethik und Verantwortung sollten in allen Lebensbereichen Richtschnur sein – im Beruf, in Ehe und Familie, im täglichen Leben. Eben überall. Die Grundsätze sollten von allen praktiziert werden, vor allem von denen, die darüber reden.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: george.turner@t-online.de

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