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Umbenennung: Hürden für Zuse-Straße in Dahlem

Wird der Berliner Computer-Pionier Konrad Zuse, der in diesem Jahr 100 geworden wäre, auch in Berlin mit einer nach ihm benannten Straße geehrt? Dafür engagiert sich der Mathematiker Peter Deuflhard, Präsident des Berliner Zuse-Instituts.

Deuflhard hat sich auch schon überlegt, welche Straße Zuses Namen tragen soll: die Takustraße in Dahlem. Denn dort liegt nicht nur das Zuse-Institut. Der Straßenname ist ohnehin schon länger in der Kritik. Er heroisiert ein Kapitel der unrühmlichen deutschen Kolonialzeit in China, nämlich die blutige Niederschlagung des „Boxeraufstands“ im Jahr 1900. Dabei wurden die Taku- (oder Dagu-) Forts besetzt, in die die chinesischen Truppen sich zurückgezogen hatten. Auch die Namen der nahe gelegenen Lansstraße und der Iltisstraße, in der sich das Immatrikulationsbüro der Freien Universität befindet, erinnern an das Ereignis: Der Kapitän Wilhelm von Lans bombardierte die Forts vom Kanonenboot „Iltis“ aus.

Zu Deuflhards Enttäuschung erwies sich sein Vorschlag dennoch nicht als Selbstläufer. Denn im Bezirk Steglitz-Zehlendorf sollen Straßennamen schon seit ein paar Jahren nur noch mit örtlichem Bezug vergeben werden. Das heißt, der Namenspatron sollte eine biografische Verbindung zu Steglitz-Zehlendorf haben. Zuse erfüllt dieses Kriterium nicht.

Allerdings kann der Bezirk eine Ausnahme machen, nämlich dann, wenn die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) einen entsprechenden Beschluss fasst. Einen Antrag hat die SPD-Fraktion am 13. April eingereicht. Er wird von hoher Stelle unterstützt. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Müller hat Deuflhard schriftlich versprochen, sich für das Anliegen einzusetzen. Auch der Regierende Bürgermeister hat bei einer öffentlichen Veranstaltung zum Wissenschaftsjahr seine Zustimmung geäußert.

Zwei Metallstelen sollen vor dem einstigen Wohnort aufgestellt werden

Die BVV könnte sich noch vor Zuses Geburtstag am 22. Juni mit der Angelegenheit befassen, nämlich bei ihrer Sitzung am 16. Juni. Michael Karnetzki, der Vorsitzende der SPD-Fraktion, befürchtet allerdings, der Vorstoß könnte an der CDU und den Grünen scheitern, die in dem Bezirk eine Zählgemeinschaft bilden. Deren Fraktionen neigten dazu, an den Straßen Taku, Iltis und Lans lieber erklärende Tafeln anzubringen als sie umzubenennen.

Argumentieren könnten CDU und Grüne auch mit dem erst in der vergangenen Woche auf Antrag der SPD gefassten Beschluss der BVV in Treptow-Köpenick. Demnach soll eine (allerdings noch nicht gebaute) Straße im Wissenschaftspark Adlershof nach Zuse benannt werden. Darauf könnte der Bezirk aber auch verzichten, sollte Zuse schließlich doch in Dahlem geehrt werden.

Gute Chancen sieht Deuflhard für seinen zweiten Vorstoß, der ebenfalls von Klaus Wowereit unterstützt wird. Zwei Metallstelen sollen vor dem einstigen Wohnort Zuses in der Kreuzberger Methfesselstraße aufgestellt werden. Sie sollen die Zahlen „O“ und „I“ darstellen, auf deren Basis Zuse 1941 den ersten programmierbaren Binärrechner baute.

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