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Wissen: Virus mit Nebenwirkung

HIV-Infizierte erleiden häufiger Schlaganfall

HIV-Patienten haben möglicherweise ein deutlich erhöhtes Risiko einen Schlaganfall zu erleiden. Das legt eine Studie im Fachblatt „Neurology“ nahe. Der Mediziner Bruce Ovbiagele von der Universität San Diego in Kalifornien hat die Zahlen von Schlaganfallpatienten in den USA zwischen 1997 und 2006 untersucht. Insgesamt sank die Zahl der Schlaganfälle in diesem Zeitraum von 999 000 auf 927 000. Gleichzeitig stieg die Zahl der Schlaganfallpatienten, die mit dem Aids-Virus infiziert sind, von 888 auf 1425. HIV-positive Menschen könnten ein bis zu dreimal höheres Risiko eines Schlaganfalls haben als andere Menschen, so die Schlussfolgerung der Autoren.

Ein Teil des steilen Anstiegs kann allerdings dadurch erklärt werden, dass 2006 sehr viel mehr Menschen in den USA mit dem Aidsvirus lebten als 1997. „Auch wenn man das einrechnet, bleibt aber ein gewisser Effekt“, sagt Ulrich Dirnagl, Schlaganfall–Experte an der Charité. Er warnt allerdings davor, das Risiko zu überschätzen. „Das absolute Risiko ist eher gering.“ So erlitten 1997 90 von 100 000 HIV-Infizierten einen Schlaganfall, 2006 waren es 129 von 100 000.

Der Grund für diesen Anstieg ist unklar. Ovbiagele spekuliert, es könnte sich um eine Nebenwirkung der HIV-Medikamente handeln. Der Aidsforscher Jürgen Rockstroh von der Universität Bonn glaubt allerdings, dass die Medikamente nur indirekt eine Rolle spielen. „Wir wissen aus Studien, dass Menschen, die die Medikamente absetzen, häufiger an Leber, Niere und Herz erkranken.“ Das Virus führe zu einer Art frühzeitiger Alterung. „Mit den neuen Behandlungsmethoden werden die Patienten jetzt erstmals alt genug, dass sie an einem Schlaganfall sterben“, sagt er.kkp

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