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Waldbrände in Spanien und Portugal: Klimawandel macht Extremfeuer 40-mal wahrscheinlicher
Die Waldbrandsaison hat Spanien und Portugal in diesem Jahr beispiellos getroffen. Forschende warnen, dass dies erst der Anfang sein könnte.
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Die Waldbrandsaison 2025 hat Spanien und Portugal schwer getroffen und gehört zu den verheerendsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Bis Ende August wurden in Spanien mehr als 380.000 Hektar zerstört – fast das Fünffache des üblichen Jahresdurchschnitts. In Portugal fielen über 260.000 Hektar den Flammen zum Opfer, das entspricht fast drei Prozent der Landesfläche.
Besonders häuifig brannte es in Spanien in den Regionen Galizien, Kastilien und Extremadura. In Portugal standen vor allem dünn besiedelte Gebiete im Landeszentrum unter Feuer. Acht Menschen kamen auf der Iberischen Halbinsel ums Leben. Nach Analysen des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS) verbrannten dort in diesem Jahr insgesamt über eine Million Hektar – rund zwei Drittel der Fläche, die üblicherweise jährlich in ganz Europa in Flammen steht.
Eine „schnelle“ Analyse der World Weather Attribution kommt nun zu dem Ergebnis, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel die heißen, trockenen und windigen Bedingungen, die die Waldbrände anheizten, etwa 40-mal wahrscheinlicher gemacht hat.
Brandbekämpfung überfordert
Zehntausende Menschen mussten aufgrund der Brände evakuiert werden, während der Rauch in Spanien und Portugal die Luftqualität gefährlich verschlechterte und sogar bis nach Frankreich, Großbritannien und Skandinavien zog. Selbst ein Abschnitt des Pilgerweges Camino de Santiago musste zeitweise geschlossen werden.

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Für die kurzfristige WWA-Untersuchung wurden Wetterbeobachtungen ausgewertet, nicht jedoch Klimamodelle. Die Ergebnisse stimmen laut WWA jedoch mit einer vollständigen Zuordnungsanalyse der jüngsten Waldbrände in der Türkei, Griechenland und Zypern überein, deren Methoden durch unabhängige Gutachter (peer review) geprüft sind.
Dabei zeigte sich auch, dass gleichzeitige Brände in ganz Europa die Kapazitäten der Brandbekämpfung überfordern – und wie wichtig es ist, die Vegetation in betroffenen Gebieten unter Kontrolle zu halten.

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Der Klimawandel, vor allem verursacht durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, hat laut Forschenden die Wetterbedingungen, die die Brände ausgelöst haben, deutlich verstärkt. Intensive, feuergefährdete Wetterlagen treten heute nicht nur wesentlich häufiger auf, sondern sind rund 30 Prozent intensiver als noch im vorindustriellen Zeitalter.
Die zehntägige Hitzewelle auf der Iberischen Halbinsel im August war demnach 200-mal wahrscheinlicher und durchschnittlich drei Grad heißer, als es ohne den Einfluss des Klimawandels der Fall gewesen wäre.
Klimawandel erhöht Gefahr
Der Klimawandel mache solche Ereignisse zwar wahrscheinlicher, sei aber nicht der direkte Auslöser, erklärt Studien-Mitautor Theodore Keeping, Umweltforscher am Imperial College London. Die Brände hätten sowohl natürliche als auch menschliche Ursachen.
In Portugal seien die Großbrände vor allem durch besonders günstige meteorologische Bedingungen geschürt worden – trockenes, heißes und oft windiges Wetter, betont Mitautor Ricardo Trigo von der Universität Lissabon. Die hohe Brandgefahr sei aber letztlich auch auf fahrlässigen Umgang mit Feuer oder vorsätzliche Brandstiftung zurückzuführen.
Die Bedingungen der Klimakrise begünstigen zwar die Ausbreitung der Flammen, der erste Funke gehe in den meisten Fällen – abgesehen von vereinzelten Blitzeinschlägen – aber auf menschliche Aktivitäten zurück.

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Vor dem Klimawandel wären ähnliche Perioden mit heißem, trockenem und windigem Wetter, die Waldbrände begünstigen, extrem selten gewesen – laut WWA etwa einmal alle 500 Jahre. „Heute, mit einer Erwärmung von 1,3 Grad, sind solche Ereignisse deutlich wahrscheinlicher – sie treten im Schnitt alle 13 Jahre auf“, heißt es in der Analyse.
Eine Hitzewelle wie in diesem Jahr auf der Iberischen Halbinsel wäre in einer Welt ohne Klimawandel sogar weniger als alle 2.500 Jahre zu erwarten gewesen. Die Forschenden erwarten, dass sich die feuergefährdeten Wetterbedingungen in ganz Europa weiter verschärfen werden, solange der globale Temperaturanstieg nicht gestoppt wird.
Folgen der Landflucht
Bei den Ursachen kommt ein gesellschaftlicher Faktor hinzu: Durch größere Bevölkerungsverschiebungen vom Land in die Städte seien viele Farmen und Wälder in abgelegenen Regionen sich selbst überlassen worden. Dort überwucherte die Vegetation die Region, was die Menge an leicht entflammbarem Brennstoff erhöht – ein Nährboden für verheerende Brände.

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„Die schiere Größe dieser Brände ist erstaunlich“, sagt Clair Barnes, Forscherin am Centre for Environmental Policy Imperial College London, die an der Studie beteiligt war. In nur einer Woche brannten in Spanien mehr als 175.000 Hektar – mehr als doppelt so viel wie im Wochendurchschnitt einer ganzen Waldbrandsaison seit 2006. „Heißere, trockenere und entflammbarere Bedingungen werden mit dem Klimawandel immer schlimmer und führen zu Bränden von beispielloser Intensität“, so Barnes.
Die Brände interpretiert sie als Warnsignal für die Zukunft: „Mit jedem Bruchteil eines Grades mehr Erwärmung werden extreme, lang anhaltende Hitzewellen weiter zunehmen – und die Wahrscheinlichkeit für verheerende Waldbrände steigen, wie sie zuletzt weite Teile der Iberischen Halbinsel verwüstet haben.“
Enorme Ressourcen erforderlich
Am 13. August stellte Spanien erstmals einen Antrag auf Verstärkung der internationalen Brandbekämpfung im Rahmen des Europäischen Katastrophenschutzverfahrens. „Spaniens erstes Ersuchen an die EU unterstreicht die enormen Ressourcen, die nötig sind, um intensivere Brände zu bekämpfen“, erklärt Maja Vahlberg, technische Beraterin des Klimazentrums des Roten Kreuzes.

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Zudem zeige sich, dass die Brennstoffbelastung durch kontrollierte Verbrennungen und die Rodung von Vegetation reduziert werden muss, um die Gefahr künftiger Waldbrände zu verringern.

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Alle Regierungsebenen in den betroffenen Ländern müssten nun zusammenarbeiten, um sich an den Klimawandel anzupassen, betont Klimaforscherin Friederike Otto vom Imperial College London, die an der Analyse ebenfalls beteiligt war. Es sei dringend erforderlich, die Vegetation in ländlichen Gebieten zu kontrollieren, insbesondere auf Flächen, die von Bauern und Hirten verlassen wurden.
Ohne eine schnellere Abkehr von fossilen Brennstoffen könnten wir in diesem Jahrhundert drei Grad erreichen. Waldbrände auf diesem Niveau wären katastrophal.
Friederike Otto, Klimaforscherin am Imperial College London
„Spanien wird vom Klimawandel hart getroffen“, so Otto. Die gewaltigen Brände folgten auf die verheerenden Überschwemmungen in Valencia im vergangenen Jahr und einen weiteren Sommer mit extremer her Hitze von über 40 Grad. Extremwetterereignisse würden immer häufiger.
Aber Todesfälle und Schäden seien vermeidbar: „Letztendlich muss die Welt aufhören, Öl, Gas und Kohle zu verbrennen.“ Die Waldbrände in Europa würden zeigen, dass eine Erwärmung von 1,3 Grad heute bereits sehr gefährlich ist. „Ohne eine schnellere Abkehr von fossilen Brennstoffen könnten wir in diesem Jahrhundert drei Grad erreichen“, so Otto. „Waldbrände auf diesem Niveau wären katastrophal.“

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Angesichts der Situation am Mittelmeer würden Feuerwehrleute zunehmend unter chaotischen und unvorhersehbaren Bedingungen gegen Brände kämpfen, die sich auf eine Weise ausbreiten, wie sie es noch nie zuvor erlebt haben, so Theodore Keeping.
Die heftigsten Waldbrände können sogar ihren eigenen Wind erzeugen, was zu längeren Flammen, explosiven Ausbrüchen und der Entzündung Dutzender weiterer Brände durch fliegende Glut führt.
„Der Klimawandel verschärft Waldbrände, doch die Anpassung hält nicht Schritt. Wir brauchen ein Umdenken und einen stärkeren Fokus auf Prävention“, so Keeping.
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