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Wissen: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans

Wer eine Fremdsprache lernen will, der sollte so früh wie möglich damit anfangen. Nicht erst als Erwachsener, sondern schon in der Grundschule – nein, nicht erst in der Grundschule, sondern bereits im Kindergarten.

Wer eine Fremdsprache lernen will, der sollte so früh wie möglich damit anfangen. Nicht erst als Erwachsener, sondern schon in der Grundschule – nein, nicht erst in der Grundschule, sondern bereits im Kindergarten. Oder besser noch früher. „Aber stimmt das auch?“ Diese Frage versuchte Wolfgang Klein vom Max- Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen am Mittwochabend in der Berliner Heilig-Geist-Kapelle zu beantworten. Es war der Auftakt zur Vortragsreihe „Im Reich der Wörter“ des Max-Planck- Forums. In den nächsten Wochen wird es sechs Vorträge zum Thema Sprache in der mittelalterlichen Kirche in Mitte geben, moderiert von dem Schweizer Publizisten Roger de Weck.

Stimmt es also, das Dogma „Was Hänschen nicht lernt, das lernt Hans nimmermehr“? „Die Antwort ist ein klares Jein“, sagte Klein und führte Forschungsergebnisse an, die darauf hindeuten, dass die meisten von uns auch als 20-Jährige noch alle Facetten einer Sprache – Aussprache, Grammatik, Wortschatz – wie ein Muttersprachler lernen können. Das Problem sei nur: Wir tun es nicht. Der entscheidende Grund für den Unterschied sei nicht, dass das Kinderhirn so viel flexibler sei, sondern dass Kinder, viel mehr als Erwachsene, „Teil einer Gesellschaft werden möchten. Wir Erwachsene sind ja schon Teil der Gesellschaft.“ Kinder wollen dazugehören – und kopieren deshalb das, was sie hören, aufs Genaueste. Damit ignorierte Klein zwar die Ergebnisse der Hirnforschung, die zeigen, dass Kindern ein viel „knetbareres“ Gehirn haben als Erwachsene, ergänzte diese Diskussion aber mit einigen interessanten Argumenten.

Roger de Weck kam in der anschließenden Diskussion noch auf eine spannende Frage zu sprechen: Sieht man sich die Struktur älterer Sprachen an (etwa Latein) und vergleicht sie mit neueren Sprachen (Französisch), so fällt auf, dass die Struktur der Sprachen mit der Zeit nicht komplexer, sondern einfacher wird. Die Forschung steht vor einem Rätsel. So musste zum Schluss auch Experte Klein passen: „Wer hierauf eine Antwort findet, hat einen Nobelpreis verdient.“ bas

Der nächste Vortrag über „Sprache und Gehirn“ findet am 15. Oktober um 19 Uhr statt. Infos unter: www.forum.mpg.de und Tel. 089-2108-1296.

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