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Babys wie aus dem Katalog: Eine US-Firma bietet Erbgutanalysen an, mit denen Embryonen nach ihrer genetischen Disposition für Krankheiten, Intelligenz und Aussehen selektiert werden können.

© Getty Images

Welches Baby hätten Sie denn gern?: US-Firmen vermarkten Designerbabys

Kalifornische Start-ups bieten Paaren an, Augen- und Haarfarbe, Intelligenz und andere Merkmale ihrer künftigen Kinder vor der Zeugung zu beeinflussen.

Sascha Karberg
Eine Kolumne von Sascha Karberg

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Man kennt das vom Smartphone-Kauf: Man sucht sich die Farbe, die Kamera, die Speicherkapazität aus – bis alle Wünsche erfüllt sind. Ganz ähnlich, ganz kundenorientiert sollen nun auch alle, die Eltern werden wollen und das nötige Kleingeld haben, ihr Wunschkind zusammenstellen können.

Jedenfalls, wenn man den Versprechungen der Silicon-Valley-Firma Nucleus Genomics vertraut. Seit ein paar Wochen bieten sie Paaren nicht nur an, ihr Erbgut sequenzieren zu lassen, sondern auch eine „IVF+“, eine, so wörtlich, „genetische Optimierung“ ihres Nachwuchses.

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Das Prinzip: Aus den Ei- und Samenzellen der „Kunden“ werden bis zu 20 Embryonen im Reagenzglas gezeugt. Aus jeweils einer Zelle wird deren Erbgut extrahiert und genetisch analysiert. Den Eltern in spe wird das Ergebnis dann auf der Website präsentiert, wo sie sich den für ihren Geschmack „passenden“ Embryo aussuchen können – wie bei der Wahl des nächsten Smartphone-Modells.

Und sie können den Embryonen Namen geben, um sich ihr jeweiliges „Potenzial“ besser merken zu können. So könnte „Elises“ Genkombination womöglich ein vier Prozent geringeres Brustkrebsrisiko versprechen, dafür aber nur braune Augen und einen normalen IQ.

Von „Mustafa“, dessen Herzinfarktrisiko geringer ausfällt, wären besondere Intelligenz, blaue Augen, blonde Haare und günstiger BMI zu erwarten. „Horst“ hingegen wird aufgrund seiner genetisch bedingt erhöhten Neigung zu ADHS, Alzheimer, Haarausfall und Alkoholismus wohl in der Gefriertruhe bleiben, statt der baldigen Mutter eingesetzt zu werden.

Babys wie aus dem Katalog: Eine US-Firma bietet Erbgutanalysen an, mit denen Embryonen nach ihrer genetischen Disposition für Krankheiten, Intelligenz und Aussehen selektiert werden können.

© stock.adobe.com/Victor Moussa

Wird die Hollywood-Dystopie „GATTACA“ damit nun Realität? Wohl kaum. Als filmische Parallele passe eher „Dropout“, meint das US-Magazin „Scientific American“ – die Betrugsgeschichte der Biotech-Firma Theranos. Denn viele der beworbenen Eigenschaften werden von Hunderten oder mehr Genvarianten bestimmt. Mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, dass der gewählte Embryo am Ende tatsächlich die gewünschten Eigenschaften haben wird, ist gering.

Aber immerhin hilft Nucleus Genomics nur bei der Selektion der ansonsten unveränderten Embryonen. Das kalifornische Startup Bootstrap Bio hingegen will sogar das Erbgut der Embryonen aktiv verändern – etwa krankmachende Mutationen korrigieren oder vorteilhafte DNA-Veränderungen durchführen.

Was immer vorteilhaft bedeuten mag. Denn ob es die Kinder als Gewinn empfinden werden, die von ihren Eltern für viel Geld eingekauften Erwartungen an Schönheit, Intelligenz oder Gesundheit erfüllen zu müssen, ist zumindest fraglich.

Der „Erbonkel“ – Geschichten rund um Gene, jedes Wochenende.

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