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Schnellster Schnapper im Wasser: Nur so klein wie ein Sonnenblumenkern schnappt der Flohkrebs Dulichiella appendiculata 10 000 mal schneller zu, als das menschliche Auge blinken kann.

© Tomonari Kaji

Flinke Flohkrebse: Wer im Tierreich am schnellsten zupackt

Je kleiner umso schneller. Viele Geschwindigkeitsrekorde werden im Tierreich von den winzigen Arten gehalten. Und sie stoßen dabei an die Grenzen der Physik.

Winzige Flohkrebse schaffen mit ihren schnappenden Greifern eine der schnellsten Bewegungen im Tierreich. Zwar sei das Kieferschnappen mancher Ameisen noch etwas schneller, aber im Gegensatz zu diesen leben die Flohkrebse im Wasser - haben also einen wesentlich höheren Widerstand. Diese Leistung sei an der Grenze des Möglichen, betonen US-Forscher im Fachblatt „Current Biology“.

Flohkrebse (Amphipoda) sind weit in Süß- und Salzwasser verbreitet – zu ihnen zählen etwa die auch in Europa heimischen Strandhüpfer Talitrus saltator. Die meisten Arten haben zwei Extremitäten, „Gnathopoden“, als Greifwerkzeuge . Besonders ausgeprägt sind diese Greifer bei der Art Dulichiella appendiculata. Männchen haben Greifer, die etwa ein Drittel ihrer gesamten Körpermasse ausmachen.

Diese Art untersuchte das Team um Sheila Patek von der Duke University in Durham im US-Bundesstaat North Carolina.

Mit Hochgeschwindigkeitskamera gefilmt

Den Schnappvorgang analysierten die Forscher, indem sie 16 Tiere nach haardünnen Objekten greifen ließen. Die Szenen filmten sie unter dem Mikroskop mit einer Hochgeschwindigkeitskamera, die 300.000 Bilder pro Sekunde schießt. Die insgesamt 60 Schnappvorgänge dauerten im Mittel 93 Mikrosekunden – millionstel Sekunden – und erreichten eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 17 Metern pro Sekunde, umgerechnet gut 61 Kilometer pro Stunde. Das schnellste Schnappen dauerte sogar weniger als 50 Mikrosekunden – 10.000 Mal schneller als ein Wimpernschlag – mit einer Geschwindigkeit von 29 Metern pro Sekunde (gut 104 Kilometer pro Stunde).

Schnellste Bewegung im Wasser

Zwar seien die Kiefer mancher Ameisen und Termiten etwas schneller, so Team, diese müssten aber nicht den Widerstand des Wassers überwinden.

Wozu das schnelle Schnappen dient, wissen die Forscher nicht. Mögliche Gründe seien Kommunikation, die Verteidigung von Fressgründen oder die Interaktion mit Weibchen. Verblüffend sei dass viele Schnelligkeitsrekorde im Tierreich nicht von großen Arten stammen. „Es ist wirklich erstaunlich, dass diese Flohkrebse an der Grenze dessen agieren, was wir noch für möglich halten“, wird Studienleiterin Patek zitiert. „Würden sie noch mehr beschleunigen, würden ihre Körper zerbrechen.“ Walter Willems (dpa)

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