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Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität, findet Kritik am Uni-Bündnis U15, zu dem HU und FU gehören, unangemessen.

© dpa

Zukunft der Exzellenzinitiative: Berliner Elite-Unis im Klassenkampf

Was kommt nach der Exzellenzinitiative, was wird aus den "Zukunftskonzepten"? Die Präsidenten der Freien Universität und der Humboldt-Universität jedenfalls wollen ihre Poleposition verteidigen.

Zwischen den Universitäten ist ein Klassenkampf ausgebrochen. Einige Unipräsidenten reagieren mit „purer Angst“ und „Aversion“ auf den noch jungen Zusammenschluss „U 15“ der forschungsstarken Unis, berichtete Jan-Hendrik Olbertz am Mittwochabend bei den „Berliner Wirtschaftsgesprächen“. „Sie befürchten den eigenen Untergang“, sagte der Präsident der Humboldt-Universität, die mit zur Lobbygruppe der 15 Unis gehört. Die Nichtmitglieder würden ihre Sorgen den „U 15“ zwar zu Unrecht „anheften“. Doch das zeige nur, wie die „Stimmungslage“ in der Hochschulrektorenkonferenz sei.

Werden manche Unis fortan zu Pferde unterwegs sein, andere zu Fuß? Oder ist es gar schon so weit? Die Verteilungskämpfe sind in vollem Gange, weil die Wissenschaft vor einem Umbruch zu stehen scheint. Die Milliardenprogramme von Bund und Ländern laufen in den nächsten Jahren aus. Wie es weitergeht, wird nach der Bundestagswahl klarer. Der Wissenschaftsrat überarbeitet gerade seine Empfehlungen. Die Politik muss entscheiden, wie scharf sie Mittel bei den Starken konzentriert und ob sie bestimmte Aufgaben stärker als bislang bestimmten Hochschultypen zuweist. „Was kommt nach dem Ende der Exzellenzinitiative 2017?“, lautete darum das Thema bei den „Wirtschaftsgesprächen“.

„Als wir die Exzellenzinitiative ins Leben gerufen haben, war uns klar, dass das zu größeren Überlegungen über die Struktur der Wissenschaft führen wird“, sagte Wolf-Michael Catenhusen, der damals Staatssekretär bei Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) war. Peter-André Alt, der Präsident der zweimal im Exzellenzwettbewerb siegreichen FU, die ebenfalls Mitglied der „U 15“ ist, findet das gut. Er plädierte leidenschaftlich für „den Mut zur Aufgabenteilung“. Die Fiktion „alle können alles“ müsse beendet werden. Im Moment wollten etwa die Fachhochschulen mehr forschen und auch promovieren. „Es mag auch stimmen, dass sie es können“, sagte Alt. Doch angesichts der Studierendenmassen, die die Uniprofessoren vom Forschen abhielten, sei eine Arbeitsteilung geboten: „Die Spitzenunis sind für die Masterprogramme zuständig, die Fachhochschulen für Bachelorprogramme – diese Debatte muss es geben.“ Mit einem „Klassensystem“ habe das nichts zu tun.

Alt sorgt sich darum, dass die „Zukunftskonzepte“ aus dem Elitewettbewerb in der aktuellen Diskussion am ehesten als verzichtbar gesehen werden. Da nur elf Exzellenzunis in den Genuss der Förderung gekommen seien, könnten diese sich schwer Gehör verschaffen. Gerade die „Zukunftskonzepte“ hätten aber zu einem strategischen Schub bei den Unis geführt – und sie sind eine wichtige Geldquelle, ließe sich hinzufügen.

Mit Nachdruck forderten die Podiumsteilnehmer eine Verfassungsreform. Der Bund müsse die Möglichkeit bekommen, massiv in die Grundfinanzierung einzusteigen, um die Schieflage zu beenden: Die Unis sind zu stark auf Drittmittel angewiesen. Hans-Gerhard Husung, Generalsekretär der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK), sieht einen Konsens im Verfassungsstreit zwar in Reichweite: „Doch die Illusion, dass der Bund flächendeckend in die Grundfinanzierung einsteigt, muss zerstört werden“, sagte er. Dies werde Sache der Länder bleiben.

Husung hält es für politisch am realistischsten, die bereits bestehenden Förderinstrumente von Bund und Ländern weiterzuentwickeln. So sei das Prinzip „Geld folgt Studierenden“ schon im Hochschulpakt Wirklichkeit und könne nach dessen Auslaufen im Jahr 2020 neu ausgestaltet werden. Auch finanzschwache Länder würden davon profitieren. Husung schlägt vor, die strittige Fortsetzung der Förderlinie „Zukunftskonzepte“ über regionale Stiftungen an den elf Standorten der Exzellenzunis fortzusetzen. Berlin wäre mit seiner Einstein-Stiftung darauf vorbereitet.

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