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Gustav Gans, der im Original Gladstone Gander heißt, bei seinem ersten Auftritt 1948.

© Disney

75 Jahre Gustav Gans: Der ewige Gegenspieler von Donald Duck

Im Januar 1948 hatte der Glückspilz von Entenhausen seinen ersten Auftritt. Seitdem hat Gustav Gans in der Dramaturgie der Disney-Comics einen festen Platz.

Von Andreas Rehnolt

Gustav Gans, der Cousin von Dauerpechvogel Donald Duck, braucht nicht zu arbeiten und hat auch überhaupt keine Lust dazu. Wen wundert's: Alles, was er sich wünscht, fällt ihm vor die Füße, jedes gezogene Los bringt ihm den Hauptgewinn. Im Januar gibt es ein Jubiläum zu feiern: Vor 75 Jahren hatte der Glückspilz und Faulpelz im Entenhausen-Comic „Die Wette“ seinen ersten Auftritt.

Nur ein einziges Mal in seinem Leben, gesteht Gustav in einer Geschichte, „in einem Zustand geistiger Umnachtung“ habe er gearbeitet und dabei einen Kreuzer verdient. Danach habe er sich so entsetzlich geschämt, dass er „das Geldstück in seinen Tresor gepackt und nie wieder betrachtet“ habe, beichtet er den übrigen Ducks.

Ein Nichtstuer, Rumtreiber, Windbeutel und Liebhaber schnellen Geldes.

Carl Barks über Gustav Gans

Vor allem bei Geldonkel Dagobert hat der eitle und selbstverliebte Gustav mit seiner Haltung Arbeit und Geld gegenüber keine Chance auf Sympathie. Der extrem reiche Geizkragen Dagobert Duck, der seinen ersten selbstverdienten Zehner wie eine Ikone behandelt und aufbewahrt, empfindet Gustavs Nichtstuerei als verachtenswert.

Für Donalds Neffen Tick, Trick und Track ist der Verwandte mit seinen pomadisierten, gerollten Locken vor allem derjenige, der ihren geliebten Onkel Donald mit seinem unerträglichen Glück allzu oft alt aussehen lässt.

Selbst der Schöpfer der zahlreichen Duck-Charaktere, Zeichner Carl Barks (1901-2000), charakterisierte den Glückspilz als „Nichtstuer, Rumtreiber, Windbeutel und Liebhaber schnellen Geldes“. Gustav selbst sieht das natürlich ganz anders. Für ihn sei das Gewinnen und das Wünschen auch eine Art von Arbeit, rechtfertigt er sich in mehreren Geschichten. Einzig an seinen Geburtstagen hat auch Gustav mal Pech.

Zu seinem Glück kam er übrigens gänzlich ohne eigenes Zutun. Angeblich hatte ein Maler auf dem elterlichen Hof einen dreifachen Distelfink als Symbol für andauerndes Glück auf die Scheunenwand gemalt, und das soll seine Mutter Daphne sowie Gustav zu Glückspilzen gemacht haben.

Am Ende ist es immer Donald, der das Herz von Daisy gewinnt.

Joanna Straczowski, Leiterin des Erika-Fuchs-Hauses

Ohne Pechvogel Donald Duck hätte es vermutlich in Entenhausen auch keinen Glückspilz Gustav Gans gegeben. Die Rolle des Antagonisten Gustav besteht wie im Drama darin, die Handlungsabsichten des Protagonisten Donald zu durchkreuzen.

Und das tut er bei jedweder Gelegenheit, weidet sich an Donalds chronischem Pech und demütigt ihn nach Herzenslust. So war es schon im Januar 1948 in „Die Wette“, der ersten Geschichte, in der Gustav vorkommt: Darin will er sich aufgrund einer dubiosen Wette Donalds Haus aneignen.

Für einige Bewohner der Comicstadt legt Gustav eindeutig zu viel Wert auf seine Kleidung und sein Aussehen. Die Frauenrechtlerin und Journalistin Alice Schwarzer kam in ihrem Vortrag auf einem Donaldisten-Kongress im Jahr 2005 in Köln sogar zu dem Schluss: „Gustav Gans ist eine Tunte.“

Gustav Gans, der im Original Gladstone Gander heißt, bei seinem ersten Auftritt 1948.

© Disney

In Kreisen der „Donaldisten“, die sich mit den Bewohnern von Entenhausen befassen, gibt es die Einschätzung, Gustav Gans sei eine Art „Spaltpilz im Familiengefüge der Ducks“. Donalds Dauerfreundin Daisy wird auch von Gustav umworben, wenn er zu einer Bootstour, einem Picknick oder einem Tanzwettbewerb will.

Aber die Leiterin des Erika-Fuchs-Hauses, des Museums für Comic und Sprachkunst in Schwarzenbach a.d. Saale, Joanna Straczowski, betont, dass es „am Ende immer Donald ist, der das Herz von Daisy gewinnt.“ Auch in Entenhausen sei es eben so, „dass das Herzensglück wertvoller ist als Reichtum und Erfolg“.

Daisy zumindest macht fast nie einen Hehl daraus, dass ihr Donald als Begleiter lieber ist. Möglicherweise ahnt sie, dass es bei Gustav neben der Liebe zu sich selbst keinen Platz gibt für Mitgefühl und Empathie. (epd)

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