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Sarhat Darbandi und sein Hähnchengrill.

© privat

Anfang des Jahres musste er plötzlich weg: Kiez empört wegen Standverbot für Berliner Hähnchengrill

Jahrelang stand Sarhat Darbandi mit seinem Hähnchenwagen an einer Schule in Berlin-Friedenau und war dort sehr beliebt. Vor Kurzem musst er seinen Platz räumen.

Seit gut 13 Jahren hatte Sarhat Darbandi seinen Hähnchenwagen zwei Mal in der Woche an der Handjerystraße stehen, die letzten drei Jahre auf einem nicht eingezäunten, offenen Grundstücksteil der Friedrich-Bergius-Schule. Im Kiez freute man sich über die Hähnchen vom „Rosmarin-Grill“, mit der Schule gab es bestes Einvernehmen.

Aus der Nachbarschaft kamen viele Stammkunden. Seit Anfang des Jahres darf Darbandi dort nicht mehr seine Hähnchen, Rosmarinkartoffeln und anderes verkaufen. Das Schulamt hatte es untersagt. Die Begründung von Schulstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für die CDU): „Es ist nicht vorgesehen, auf Schulgrundstücken dauerhafte privatgewerbliche Nutzungen zu betreiben.“

Die Empörung von etlichen Menschen im Kiez war und ist weiterhin groß. Es gab eine Unterschriftensammlung, die Schulleiterin der Bergius-Schule, Andrea Mehrländer, engagierte sich, schrieb im Namen der Schulgemeinschaft einen Antrag an Schulstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für die CDU).

Die Schule hatte sich jahrelang bemüht, auch eine offizielle Regelung mit dem Schulamt hinzubekommen, um beispielsweise die Stromkosten des Imbisswagens korrekt abrechnen zu können. Sie war daran aber wegen ausbleibender Reaktion der Behörde gescheitert.

„Es ist nicht vorgesehen, auf Schulgrundstücken dauerhafte privatgewerbliche Nutzungen zu betreiben.

Tobias Dollase, Schulstadtrat

Als das Ende für den Imbisswagen an diesem Ort bekannt wurde, wurden Bezirkspolitiker hellhörig und aktiv. So richtig kann niemand verstehen, warum die Übereinkunft, die zwar nie offiziell unterschrieben wurde, aber jahrelang gut funktionierte, auf einmal nicht mehr möglich gültig sein sollte.

Das Schulamt war, so hieß es von Anwohnern und Politikern, aktiv geworden, nachdem es eine Bürgerbeschwerde über ein unsachgemäß gelegtes Kabel gegeben habe. Nichts, was man nicht hätte lösen können, heißt es aus dem Kiez.

BVV beschließt Antrag zur Unterstützung des Imbisses

Jetzt aber gibt es das Standverbot; und die BVV versucht sich in Schadensbegrenzung. In der vergangenen Woche beschloss sie einen Antrag auf Initiative der CDU, dass das Bezirksamt Darbandi und seinem Rosmarin-Grill helfen solle, einen Standort möglichst in der Handjerystraße zu finden. „Hoffnung für den ,Hühner-Mann'“ lautete die Überschrift einer CDU-Pressemitteilung zum BVV-Beschluss.

Darin heißt es auch: „Die grüne Stadträtin Saskia Ellenbeck sollte eine schnelle und gute Lösung für alle Beteiligten finden.“ Das klingt ein bisschen nach Schwarze-Peter-Spiel, nachdem die Behörde des von der CDU gestellten Stadtrats den Imbisswagen von seinem bisherigen Platz vertrieben hat. Denn so ganz einfach scheint die Suche nach einem alternativen, geeigneten Ort auch für Ellenbeck nicht zu sein.

Sarhat Darbandi ist tief enttäuscht. Hoffnung, so wie es die CDU schreibt, hat er nicht mehr viel. Alles, was Ellenbeck ihm bisher bieten konnte, sei einfach nicht so gewesen, dass es ihm weitergeholfen hätte. Er brauche beispielsweise einen festen Standort und nicht einen Platz, wo er nach zwei Stunden wieder weiter müsste. Der gegebene Hinweis, er könne einen Parkplatz nutzen, sei realitätsfern: Es seien gar keine Parkplätze zu finden.

Ellenbeck verweist auf den gesetzlichen Rahmen: Gehwege schieden leider wegen des Gewichts des Imbisswagen aus. „Wir hoffen jedoch sehr, dass eine Lösung für den Rosamarin-Grill und seinem Betreiber möglichst zeitnah gefunden werden kann“, sagt Ellenbeck. Die Grünen-Bezirksverordnete Martina Zander-Rade sagte: Wichtig sei jetzt, dass gemeinsam eine Lösung gesucht werde.

Manche fragen sich aber auch, warum man es überhaupt soweit hat kommen lassen. Eine Zeitlang das Ganze noch dulden, wenn man es schon nicht gestatten möchte, wäre nach so langer Zeit doch bestimmt drin gewesen. Dann hätte man in Ruhe nach einer Alternative suchen können.

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