zum Hauptinhalt

Berlin: 15-Jähriger tritt auf hochschwangere Ex-Freundin ein

Vermutlich wollte er das ungeborene Baby töten Mutter und Kind durch Notoperation gerettet

Die schwangere 15-Jährige hatte keine Chance: Nachdem ihr gleichaltriger Ex-Freund sie am Sonntagabend wegen einer angeblichen Aussprache auf einen Moabiter Schulhof gelockt hatte, schlug und trat er gemeinsam mit einem 14-jährigen Kumpel auf das im siebten Monat schwangere Mädchen ein. Sein Ziel war vermutlich, das ungeborene Kind zu töten. Dies ergaben die bisherigen Ermittlungen der Kripo. Die 15-jährige Jessica (Name geändert) liegt schwer verletzt in einer Klinik, ist aber außer Lebensgefahr. Das Baby musste durch eine Notoperation geboren werden, weil es sonst gestorben wäre. Es wird in einem Brutkasten versorgt. Ob es Schäden zurückbehält, können die Ärzte noch nicht beurteilen.

Dieser gestern bekannt gewordene Fall ist wohl eine der kaltblütigsten Taten, mit denen sich die Ermittler des Kommissariats für „Kindesmisshandlung, Vernachlässigung und Abtreibungsdelikte“ beschäftigen müssen. „Ein derartiger Fall ist mir bislang nicht bekannt“, sagte Dezernatsleiter Michael Havemann.

Um 19.03 Uhr ging der Notruf bei der Feuerwehr ein. Jessica, die auf einem Freizeitgelände neben dem Pausenhof ihrer Schule zusammengeschlagen worden war und der die Peiniger sogar noch das Handy raubten, hatte sich bis zur benachbarten Sporthalle geschleppt. Dort trainierte gerade ein Fußballverein. Einer der Sportler alarmierte die Feuerwehr, die einen Rettungswagen zum Tatort schickte.

Noch in derselben Nacht nahmen die Kripo-Ermittler den Tatverdächtigen und mutmaßlichen Vater des Kindes in der Wohnung seiner Familie in Tiergarten fest. Der 15-jährige Hussein (Name geändert), ein Deutscher libanesischer Herkunft, lebt dort mit seinen Eltern und vier Geschwistern. Den 14-jährigen Komplizen nahmen die Beamten gestern ebenfalls fest. Er habe gestanden, an der Tat beteiligt gewesen zu sein. Der 15-Jährige hingegen habe bei den bisherigen Vernehmungen keine Angaben gemacht, hieß es bei der Polizei. Gegen beide wird nun unter anderem wegen versuchten Schwangerschaftsabbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Raub ermittelt – ein Richter erließ gestern Haftbefehle. Während der 15-jährige mutmaßliche Vater des Babys in einer Jugenstrafanstalt untergebracht wird, darf der 14-Jährige gegen Auflagen auf freiem Fuß bleiben.

Wie ein Ermittler sagte, sei der 15-jährige Hussein schon mehrfach bei der Polizei aufgefallen. Körperverletzung, Diebstahl und Beleidigung wurden ihm vorgeworfen. Bislang gab es keine Verurteilung, zum Teil laufen die Ermittlungen noch. Seine Ex-Freundin soll er in einer Oberschule in Moabit kennen gelernt haben – dort, wo Jessica am Sonntag zusammengeschlagen worden ist. Beide sollen in dieselbe Klasse gegangen sein. Wie die Ermittlungen der Polizei ergaben, soll Hussein erst vor kurzem über Schulfreunde erfahren haben, dass seine Ex-Freundin schwanger ist. „Er hat sie zunächst zwingen wollen, das Kind abzutreiben. Das wollte sie aber nicht“, sagte ein Ermittler.

Die Mutter von Hussein, die an der Wohnungstür des gepflegten Moabiter Altbau-Hauses steht, sagt, ihr Sohn sei vor einiger Zeit von der Realschule in Moabit auf eine Hauptschule gewechselt. Von einer Ex-Freundin oder einer Schwangerschaft will sie nichts gewusst haben. Auch nicht, dass ihr Sohn bereits wegen mehrerer Straftaten bei der Polizei bekannt ist. „Mein Sohn geht erst in die neunte Klasse. Er ist doch noch klein“, sagt die Frau, die mit ihrem Mann und den fünf Kindern seit 18 Jahren in Deutschland lebt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false