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Noch, ne Runde, noch Runde!

© Davids

24 Stunden auf dem Rad ums Tempelhofer Feld: "Mit dem Schlafen ist es gar nicht so einfach"

Mit dem Rennrad 24 Stunden lang ums Tempelhofer Feld: Extremsportler Christoph Strasser am Tag danach über Rekorde, Schmerzen, Toilettenpausen.

Von Sandra Dassler

Weltrekord: Der österreichische Extremsportler Christoph Strasser hat auf dem Rennrad am Wochenende innerhalb von 24 Stunden 76-mal das Tempelhofer Feld umrundet und dabei 896 Kilometer zurückgelegt. An Schlaf war danach nicht zu denken, wie er im Gespräch mit dem Tagesspiegel verrät.

Herr Strasser, sind Sie schon wach?

Na klar, sogar schon seit 5.30 Uhr.

Dann sind Sie aber am Sonnabendnachmittag gleich nach Ihrem 24-Stunden-Straßenweltrekord ins Bett gefallen, oder?

Ach, wo denken Sie hin. Ich habe bis 2 Uhr nachts mit Freunden zusammengesessen, also nur dreieinhalb Stunden geschlafen.

Sie sind also nicht nur, was den Sport angeht, extrem?

Das hat damit nichts zu tun. Erstens waren da ganz viele, die sich mit mir gefreut haben. Einer ist sogar extra aus der Schweiz gekommen. Die konnte ich doch nicht enttäuschen, ich bin ja auch ein Mensch mit Gefühlen.

Und zweitens?

Zweitens ist das mit dem Schlafen gar nicht so einfach. Die Leute stellen sich immer vor, man schläft zwei Tage durch, aber das geht schon wegen der Schmerzen nicht. Der ganze Körper tut weh, besonders die Knie, da kann man nicht lange liegen. Außerdem muss man ständig aufs Klo und schwitzt wie verrückt.

Stimmt es, dass Sie während des Rennens etwa 17.000 Kalorien in Form von Flüssignahrung mit Koffein, Salzen und Aminosäuren zu sich genommen haben?

Ja, das stimmt. Und zwei Tage vorher habe ich auf feste Nahrung verzichtet.

Dann ist es ja nach dem Wettkampf fast wie beim Fastenbrechen. Haben Sie zuerst einen Apfel verzehrt?

Da esse ich, worauf ich Lust habe. Diesmal war es Gulaschsuppe, später Pizza und Kebab, also alles durcheinander.

Eine original Berliner Currywurst war nicht dabei?

Die hat mir leider keiner angeboten. Ich hätte sie sonst bestimmt versucht.

Sind Sie öfter in Berlin?

Nein, das war mein erstes Mal.

Gefällt Ihnen die Stadt?

Sehr. Die Leute hier sind lustig. Ich will unbedingt nochmal wiederkommen, weil ich eigentlich keine Zeit hatte. Wir sind Donnerstag angereist und heute, also am Sonntag geht es schon wieder zurück.

Wie kamen Sie überhaupt darauf, den 24-Stunden-Straßenweltrekord ausgerechnet am Tempelhofer Feld zu brechen – herzlichen Glückwunsch übrigens.

Danke sehr! Das war die Idee meiner Sponsoren, es passte gut zur Berliner Fahrradwoche.

Warum wird man Extremsportler?

Mir macht es einfach Spaß, Abenteuer zu leben, beispielsweise durch ganz Amerika zu radeln. Ich bin also weder auf der Flucht noch neurotisch, sondern ein ganz normaler Typ. Liebe meine Freundin, mit der ich seit acht Jahren zusammen bin, und meine Heimatstadt Graz.

Von Freitag- bis Sonnabendnachmittag sind Sie gefahren. Ohne Unterbrechung?

Ich bin zehnmal vom Rad gestiegen, meist waren es Pinkelpausen sowie ein Rad- und ein Jackenwechsel. Das hat insgesamt aber nicht länger als zehn Minuten gedauert.

Wie fanden Sie die Strecke?

Naja, am Freitag war es etwas anstrengend wegen der vielen Leute. Zwar war die Strecke vermessen und markiert, aber wir mussten schon aufpassen, weil tausende tausende Biker, Läufer und auch Kiter auf dem Tempelhofer Feld waren. Ich bin froh, dass es zu keiner Kollision kam.

Hatten die alle Verständnis für Sie?

Die meisten ja. Und am Sonnabend sowieso. Da hatte es sich herumgesprochen und sehr viele Menschen haben mich angefeuert und mir zugejubelt. Am Freitag drohte auch mal einer, mir einen Stein ins Rad zu werfen. Aber das Sicherheitspersonal hat alles gut geregelt.

Und in der Nacht?

War es schrecklich kalt. Hinzu kam, dass wegen technischer Probleme nicht wie sonst in ständigem Funkkontakt zu meinem Team stehen konnte. Aber ich hatte ja meinen MP3-Player, habe Musik gehört. Und irgendwann ging die Sonne wieder auf.

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