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Honorarkraft. Wilhem Bender soll an zwei Tagen in der Woche für die BER-Flughafengesellschaft arbeiten.

© dpa

Expertenwissen für den BER: 4000 Euro für den neuen BER-Berater – pro Tag

Der Flughafen-Experte Wilhelm Bender überflügelt beim Gehalt so manchen Vollzeit-Manager. Sein Honorar ist aber nicht ungewöhnlich.

Was ist ein Berater wert, der helfen soll, die BER-Karre aus dem märkischen Sand zu ziehen? Mehr als 4000 Euro soll der ehemalige Chef des Frankfurter Flughafens, Wilhelm Bender, erhalten, wenn er die derzeit nur aus einem Mann bestehende Geschäftsführung beraten wird – pro Tag, versteht sich. Noch sperrt sich Berlin dagegen, weil es, wie es heißt, bisher keine abschließenden Beratungen in den zuständigen Gremien gegeben habe. Diese sollen in den kommenden Tagen nachgeholt werden.

Die Summe von 4000 Euro für einen Tag Arbeit klingt zunächst sehr hoch. Wirtschaftsberater verweisen jedoch darauf, dass Spitzenhonorare für Berater durchaus zwischen 8000 Euro und 9000 Euro liegen können. Beraterhonorare liegen in der Regel stets über 2000 Euro pro Tag. Hinzu kommen dann meist auch noch Reisekostenzuschüsse. Die von Bender geforderte – oder die ihm angebotene Summe – sei in diesem Rahmen durchaus „normal“ – vorausgesetzt, die Leistung stimme.

Hier haben die drei Gesellschafter des Flughafens – Berlin, Brandenburg und der Bund – keinen Zweifel. Bender habe in Frankfurt am Main bewiesen, dass er einen Flughafen in die Erfolgsspur bringen könne – auch wenn ihm einige Geschäfte dort misslangen. Fast 300 Millionen Euro musste der Frankfurter Flughafen Anfang 2000 nach einem gescheiterten Engagement am Flughafen Manila abschreiben. Auch die vierte Landebahn in Frankfurt wurde Jahre später fertig als geplant – statt 2006 landeten erst im vergangenen Jahr die ersten Maschinen.

Der 68-jährige Bender, der 2009 altersbedingt in Frankfurt aus der Geschäftsführung ausgeschieden war, sollte nach dem Willen der drei Gesellschafter Anfang des Jahres Chef der Berliner Flughafengesellschaft werden, sagte dann aber überraschend doch ab. Nun will man ihn wenigstens als Berater holen. Der derzeit amtierende Flughafenchef Horst Amann war – ebenfalls vom Frankfurter Flughafen geholt – als technischer Geschäftsführer eingestellt worden, der den BER-Ausbau voran treiben sollte. Nachdem der Aufsichtsrat auf Betreiben des Bundes – und am Schluss auch unterstützt von Brandenburg –, den damaligen Flughafenchef Rainer Schwarz im Januar geschasst hat, muss Amann nun die Gesamtverantwort allein tragen – ohne kaufmännische Erfahrung.

Bender soll zwei Tage in der Woche für den BER arbeiten, wobei der Arbeitstag lang sein kann. Zwölf Stunden und mehr seien bei diffizilen Aufgaben durchaus üblich, heißt es in der Branche. Würde Bender in 40 Wochen im Jahr jeweils zwei Tage nach Schönefeld kommen, erhielte er rund 320 000 Euro – etwa doppelt so viel wie der Regierende Bürgermeister für seine Fünf- oder manchmal auch Sieben-Tage-Woche (siehe Grafik). Als Chef des Frankfurter Flughafens bekam Bender in seinem letzten vollen Arbeitsjahr 2008 laut Geschäftsbericht insgesamt 917 600 Euro. Als Berater in Berlin ist er jetzt vor allem gefragt, bis ein neuer Chef gefunden ist.

Die Suche nach einem neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung läuft – und kann sich in die Länge ziehen. Deshalb ist eine kurzfristige Unterstützung Amanns durchaus erforderlich. Diskussionen über Benders Bezahlung dürften nicht dazu führen, dass er auch als Berater abspringt, heißt es beim Bund, der nach Tagesspiegel-Informationen zusammen mit Brandenburg, an Berlin vorbei, die Vertragsbedingungen mit Bender ausgehandelt hat. Überrascht davon hat Berlin die für den vergangenen Mittwoch vorgesehene Inthronisierung Benders deshalb zunächst gestoppt.

Auch die Suche nach einem neuen Chef wird teuer. Formal ist dafür Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) zuständig, der nach dem Rauswurf von Schwarz im Januar den Vorsitz im Aufsichtsrat als Nachfolger des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) übernommen hat. In der Praxis forschen Personalberater, Headhunter genannt, nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten.

Und auch diese Berater lassen sich ihre Arbeit in der Regel gut bezahlen. Als Faustregel gilt, dass sie ein Drittel des mit dem Kandidaten vereinbarten Jahreseinkommen als Honorar einstreichen, wobei die erste von vier Raten gleich bei Vertragsabschluss mit den Headhuntern fällig wird. Hinzu kommen Nebenkosten bis zu 6000 Euro. Der größte Teil des Honorars muss auch gezahlt werden, wenn die Berater nicht fündig werden sollten. Da sich bei einem Erfolg ihre Bezahlung nach dem künftigen Jahreseinkommen des neuen Chefs richtet, haben Berater durchaus ein Interesse, diese Zahlungen selbst in die Höhe zu treiben.

Für einen neuen Chef müssen die Gesellschafter ohnehin wahrscheinlich noch mehr Geld locker machen als für die bisherige Geschäftsführung. Denn verlockend ist der Job allein überhaupt nicht.

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