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Pappkamerad. Luther gibt es auch als Bastelsatz.

©  Kai-Uwe Heinrich

500 Jahre Reformation: Dieser Luther ist von Pappe

Nach dem Playmobil-Luther gibt es den Mann aus Wittenberg auch als Modellbaubogen.

"Ein feste Burg ist unser Gott“? Gewiss, aber selbst ein Reformator, und sei er aus Papier, benötigt zunächst mal einen stabilen Sockel, nicht aus spirituellem Material, sondern in diesem Fall aus dicker Pappe. Also erhält die Grundplatte aus Bastelkarton eine Verstärkung, ebenso das ovale Bauteil, das seinen Bauch in Form bringen soll, und auch die Unterseite des Kopfes – wenn man so will, Luthers energisches Kinn.

Seit 2015 gibt es den Playmobil-Luther, längst ist er die meistverkaufte Figur des Spielzeugherstellers. Die Kirche hat mit dieser Profanversion ihres aktuellen Stars offenbar wenig Probleme. Sie dürfe „ruhig ein bisschen Humor zeigen“, befand etwa Margot Käßmann, ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche und deren Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017, im Sonntagsinterview des Tagesspiegels.

Wenn aber ein Plastikbursche recht ist, sollte ein Pappkamerad nur billig sein. Und so hat der Aue-Verlag den Reformator ins Sortiment seiner Schreiber-Bogen aufgenommen, bietet ihn neben weiteren lutherisch geprägten Modellbausätzen an: die Wartburg und das Lutherhaus in Eisenach, die Schlosskirche Wittenberg und – „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ – den Wormser Dom.

Luther selbst gibt es im Maßstab 1:9, mit Sockel macht das 18 Zentimeter Höhe. Als Schwierigkeitsgrad wird von vier möglichen der vorletzte angegeben. Das setzt schon eine gewisse Fertigkeit im Umgang mit Schere, Papiermesser und Klebstoff voraus. Doch selbst wenn diese vorhanden ist, stößt das Material angesichts der ihm abverlangten Formen schon mal an seine Grenzen. Papier ist eben nicht Plastik.

Zum Beispiel die Schuhe: „2a und 2b bekommen je drei Einschnitte und werden zu Schuhspitzen gewölbt.“ Das klingt einfach, nur sucht sich das Papier erst mal zu widersetzen, will zurück aus der gewölbten in die platte Form, zumal die winzigen, mühsam geformten Halbschalen stumpf, also ohne Laschen zu formen und auf der Grundplatte zu befestigen sind. Auch die weit geschnittenen Ärmel sauber am Talar zu montieren, ist nicht unproblematisch, ganz zu schweigen vom Barett: aus drei Teilen zu formen – schneiden, wölben, kleben, eine Fitzelarbeit, bei der man bereit sein muss, Kompromisse bei der Optik zu akzeptieren.

Das Gesicht des Reformators dagegen ist leicht zu gestalten, Man muss nur einen mit der Physiognomie bedruckten Papierstreifen zum Zylinder wölben und verkleben, sodann das Ganze mit dem Bauteil 6c, der Nase, ergänzen. Wem das zu kleinteilig ist, wer gar sich sorgt, das Angesicht Luthers zu verhunzen: Die winzige Pappnase ist optional. Bleiben die Bibel und die Schriftrolle der 95 Thesen: Ein Kinderspiel, sie dem Reformator in die Hand zu drücken, und schon ist das persönliche Luther-Denkmal komplett. Da steht er nun und kann nicht anders.

Den Luther-Modellbaubogen gibt es im Fachhandel und unter www.schreiber-bogen.de. Er kostet 7,90 Euro.

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