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Eine Arbeiterin entfernt Cannabis-Knospen aus einem Behälter in einer Apotheke. (Symbolbild)

© AFP/Jack Taylor

60.000 Cannabis-Päckchen per Post verschickt: Prozess um Drogen-Versandhandel aus Berlin – Vater und Sohn gestehen teilweise

Eine Berliner Familie soll im großen Stil Cannabis angebaut und im Internet verkauft haben. Jetzt stehen Eltern, Sohn und zwei mutmaßliche Komplizen vor Gericht.

Gegen eine Berliner Familie, die mit einem Drogen-Versandhandel im sogenannten Darknet Millionenumsätze erwirtschaftet haben soll, hat der Prozess begonnen. Laut Anklage sollen mindestens 60.000 Cannabis-Sendungen per Post verschickt worden seien. Zudem soll die Gruppierung in Bayern eine Marihuana-Plantage betrieben haben. 

Ein 31-Jähriger gilt als mutmaßlicher Bandenchef. Mitangeklagt sind seine Eltern im Alter von 63 Jahren sowie zwei weitere Männer. Das Verfahren gegen die Mutter wurde allerdings kurz nach Prozessbeginn am Freitag vor dem Berliner Landgericht wegen gesundheitlicher Probleme der Frau abgetrennt.  

Für Vater und Sohn gaben ihre Verteidiger Erklärungen ab. Der Sohn gab zu, ab Mai 2021 mehrere Drogen-Onlineshops betrieben zu haben. Die Umsätze seien jedoch nicht annähernd so hoch gewesen wie von der Staatsanwaltschaft angenommen. Seine Mutter habe von seinen „wahren Aktivitäten nichts gewusst“. Dem Vater habe er sich erst in der Schlussphase seines Handels anvertraut. Er selbst sei wegen seines Drogenkonsums verschuldet gewesen und habe Geld gebraucht. 

Die Staatsanwaltschaft geht von einem bandenmäßigen und bewaffneten Handels mit Rauschgift aus. Der geschätzte Gesamtumsatz liege bei rund 4,8 Millionen Euro. Über sieben Shops im Darknet – einem versteckten Teil des Internets, der viel von Kriminellen genutzt wird – seien jeweils zwischen 5 und 30 Gramm Marihuana verschickt worden. Nachschub habe zumindest teilweise auch eine professionelle eigene Cannabis-Aufzuchtanlage garantieren sollen, teilte die Anklage weiter mit.

In der Erklärung des Vaters hieß es, die Anlage in Bayern habe er zunächst betrieben, um Gemüse anzubauen. Dann habe er mit einer Hanfpflanze eine Zucht begonnen – „aus den Blüten wollte er Öl herstellen“. Damit habe er seine Gelenkschmerzen lindern wollen. Nie habe er Betäubungsmittel an seinen Sohn geliefert. Von dessen Geschäften habe er erst im April 2022 erfahren. 

Nachdem in einem Postverteilzentrum auffällige Briefe entdeckt worden waren, begannen Ermittlungen in dem Fall. Im Juni 2022 fand die Polizei bei Durchsuchungen bei den Verdächtigen Drogen, Waffen, Munition sowie etwa 450 000 Euro Bargeld. Zwei 29- und 33-jährige Mitangeklagte sollen als „Läufer“ für den Einwurf von Sendungen in Briefkästen zuständig gewesen sein. Sie wollen sich am zweiten Prozesstag am 6. Dezember zu den Vorwürfen äußern. (dpa)

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