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Im Anbau dieses Hauses (rechts) in Spandau fand die Polizei zwei Leichen, dort brannte es auch.

© Dominik Totaro

Update

79-Jähriger schoss fünfmal auf 38-Jährigen: Senior sollte ausziehen - doch er pochte auf sein Wohnrecht im illegalen Anbau

Auslöser für den Mord in einem Bootsverleih in Spandau am Wochenende war ein Konflikt um eine Wohnung. Der getötete 38-Jährige wäre bald Vater geworden.

Jetzt ist es für die Ermittler Gewissheit, der Tagesspiegel hatte bereits am Sonntag berichtet: Auslöser für den Mord an einem 38-Jährigen am Sonnabend in Spandau war ein Streit um die Wohnung eines 79-Jährigen. Der hatte am Sonnabend auf den jüngeren Mann geschossen und ihn fünfmal getroffen. Bei dem Opfer handelt es sich um einen Mitarbeiter eines dort auf einer Halbinsel südlich der Freybrücke ansässigen Bootverleihs.

Fast wäre auch noch der 36 Jahre alte Geschäftsführer und Mitinhaber der Firma getötet worden, wie die Staatsanwaltschaft am Montag offiziell mitgeteilt hat. Der 79-Jährige habe versucht, auch ihn unter einem Vorwand in seine Wohnung zu locken.

Doch der 36-Jährige habe dort den 38-Jährigen tot auf dem Boden liegen gesehen – er sei geflohen und habe die Polizei alarmiert. Daraufhin habe der 79-Jährige in seiner Wohnung Benzin ausgegossen und diese angezündet. Er starb dann in den Flammen, die er selbst gelegt hatte.

Als am Mittag die Polizei auf dem Grundstück in der Wilhelmstadt eintraf, fanden die Beamten die Leichen des 79 Jahre alten Mieters und des 38 Jahre Mitarbeiters der Firma.

Der Tatort ist ein bungalowartiger, flacher Anbau direkt an einem Einfamilienhaus. Früher war dort ein Bootshaus ansässig, das Liegeplätze vermietete.

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Die Firma wurde vor ein paar Jahren liquidiert. Seit Anfang 2022 residiert dort eine im November 2021 gegründete Firma. Im Handelsregister ist für die GmbH unter anderem vermerkt: der „Verleih von Wassersportfahrzeugen, die Vermietung von Apartments und Hausbooten, Events und Veranstaltungen, Gastronomie, Verkauf und Handel von Booten und Bootszubehör“.

Die neuen Eigentümer hatten nach Darstellung der Staatsanwaltschaft von dem 79-Jährigen verlangt, dass er aus dem Anbau auszieht. Erst nach dem Kauf des Grundstücks 2022 soll der neuen Firma aufgefallen sein, dass es sich bei der Einliegerwohnung um einen nicht genehmigten Bau handelte.

Der 38-Jährige soll den 79-Jährigen zum Auszug gedrängt haben

Nachbarn berichteten, dass der 38-Jährige seit Monaten mit dem 79-Jährigen im Streit gelegen haben soll. Der 79-Jährige lebte demnach schon über Jahre dort, auch als seine frühere Frau das Grundstück an den Bootsverleih verkauft hatte. Die Anwohner berichteten ferner, dass der 38-Jährige den älteren Mann wiederholt zum Auszug aufgefordert habe..

Der aber habe bis zuletzt darauf gepocht, sich beim Verkauf des Grundstücks ein lebenslanges Wohnrecht im Anbau gesichert zu haben. Nachbarn glauben nun, dass dieser Streit eskaliert ist.

Aus der Familie hieß es hingegen, es habe keinen Streit und keine Drohungen gegeben. „Es gab kein Drängen“, sagte der Bruder des getöteten P. „Mein Bruder und sein Geschäftspartner haben dem alten Mann geholfen, wo sie nur konnten. Sie haben es nicht darauf ankommen lassen wollen, dass ein 79-jähriger Mann von den Behörden einfach auf die Straße gesetzt werden soll“, sagte er.

„So haben sie ihn versichern lassen, ihm eine neue Wohnung besorgt, ihn eingeladen jederzeit anwesend zu sein und hätten den Umzug bezahlt“, sagte der Bruder. Der alte Mann sei sogar als Maskottchen bezeichnet worden. Der 79-Jährige habe gewusst, dass er in einem nicht genehmigten Anbau gewohnt habe und die Behörden ihn auf die Straße setzten würden.

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Wie die Ermittler bestätigten, sollen sich die neuen Eigentümer sogar um eine neue Wohnung für den 79-Jährigen gekümmert haben. Der Mietvertrag dafür hätte laut Staatsanwaltschaft am Tattag unterschrieben werden können. „Ohne dass es im Vorfeld Streit oder Drohungen gegeben hätte, entschied sich der Mann aber wohl, die aus seiner Sicht für seinen bevorstehenden Umzug Verantwortlichen zu töten und sich anschließend das Leben zu nehmen“, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Die Ermittlungen werden wegen Mordes und versuchten Mordes geführt. Da der 79-jährige Täter aber tot ist und nicht mehr vor Gericht gestellt werden kann, wird das Verfahren als sogenanntes Todesermittlungsverfahren weitergeführt und dann wohl letztlich eingestellt.

Nach der Tat holte die Feuerwehr am Sonnabend auch eine Frau aus dem Einfamilienhaus – sie ist schwanger, bis zum Entbindungstermin soll es nicht mehr lange sein, hieß es. Es soll sich um die Lebenspartnerin des getöteten 38-Jährigen handeln. Sie soll unter Schock gestanden haben.

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