zum Hauptinhalt
Frank-Walter Steinmeier betrachtet die 850 Jahre alte Gründungsurkunde.

© dpa

850. Jubiläum: Frank-Walter Steinmeier würdigt Brandenburger Dom

Mit einem Gottesdienst wurden die Feiern zum 850. Jubiläum des Brandenburger Doms eröffnet. Auch Alt-Bischof Wolfgang Huber und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erinnerten an seine wechselvolle Geschichte.

Gefeiert und gezecht haben sie hier schon immer gern. Davon zeugt die Gründungsurkunde des Bistums Brandenburg aus dem Jahr 948. Sie listet unter anderem auf, was als Zehnt gezahlt werden sollte. Ganz oben standen Met und Bier.

Mit einem Gottesdienst am Sonntag hat der Feiermarathon zum Domjubiläum begonnen. Er wird 182 Tage dauern und am Reformationstag, also am 31. Oktober, enden. Der 850 Jahre alte Dom hat seine Freunde – nicht nur in Brandenburg. Gottesdienstbesucher Wolf-Dietrich Schönfeld ist eigens aus Dresden angereist. „Wir haben dort keine gotischen Bauwerke“, sagt er. In den 90er Jahren war er zum ersten Mal hier. „Es waren überall Netze gespannt, weil der Putz herunterfiel“, erinnert er sich.

Heute wirkt der Dom freundlicher denn je mit seinen weiß getünchten Wänden, den weinroten Bögen und den pastellfarbenen Fenstern. Nach und nach füllt sich der Dom mit rund 600 Gottesdienstbesuchern. Sie bekommen ein kleines Sonderkonzert zu hören. Die Musiker und Musikerinnen haben schon eine Stunde vorher ihre Positionen bezogen, um sich einzusingen und einzuspielen: Domkantor Marcell Fladerer-Armbrecht, der Brandenburger Kantantenkreis, der Oberstufenchor des Domgymnasiums sowie das Orchester und Solisten unter der Leitung von Kantor Bernhard Barth.

Dom hat sich als sehr beständig erwiesen

Schließlich ziehen die Zelebranten und Ehrengäste ein. „Welch ein Tag!“, ruft Wolfgang Huber, Altbischof und ehemaliger EKD-Ratsvorsitzender, der Gemeinde zu. In seiner Predigt erinnert er an die wechselvolle Geschichte des Doms. All die Jahre hätten so viel Neues gebracht: geistlichen Neuaufbruch, Verweltlichung, Anpassung an politische Gegebenheiten – und doch habe sich der Dom als sehr beständig erwiesen. Daher habe man das Jubiläum unter das Motto „Beständig neu“ gestellt. Laut Martin Luther gehe es auch im Christentum nicht nur ums „Neu sein“, sondern auch ums „Neu werden“.

„Wir haben gerade hier allen Grund, das Erbe der Reformation besonders ernst zu nehmen und besonders zu feiern“, sagt Huber. Und erinnert daran, dass Martin Luther seine 95 Thesen auch an seinen unmittelbaren kirchlichen Vorgesetzten geschickt habe, den damaligen Bischof von Brandenburg, Hieronymus Schultz.

Das wechselvolle Verhältnis zwischen Kirche und Staat auf der Dominsel interessiert Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sehr. Es ist sein Wahlkreis, außerdem ist er Vorsitzender des Jubiläumskuratoriums. „Als Politiker bin ich in diesem Gotteshaus zu Gast. Als Christ bin ich aber hier zu Hause“, sagt er. Der Dom habe seit Beginn an der Schnittstelle von Staat und Kirche gestanden. Das Interesse des Staates an der Kirche sei maßgeblich für die Entwicklung des Doms gewesen. Zugleich hätten die politischen Machthaber den Dom aber auch für ihre weltlichen Zwecke genutzt.

„Das Gotteshaus wurde zum Plenarsaal!“

Otto der Große habe das Bistum Brandenburg nicht nur gegründet, um den christlichen Glauben zu verbreiten, sondern auch, um die neuen Gebiete östlich der Elbe zu sichern. Die Ritterakademie, die hier vor 300 Jahren gegründet wurde, sollte die Söhne der Adligen auf ihre Aufgaben im Staat vorbereiten. 1848 sei die Politik direkt in den Dom eingezogen, wenn auch nur für kurze Zeit und unter großem Protest, schildert Steinmeier. In Berlin war Revolution, und Friedrich Wilhelm IV. verlegte die preußische Nationalversammlung hierher.

„Das Gotteshaus wurde zum Plenarsaal!“ Die Abgeordneten wollten aber nicht freiwillig umziehen – davon zeugt ein Flugblatt in der Ausstellung: „Ministerken, Juchhedewich! Nach Brandenburg, da jehn wir nich!“ Die politischen Machthaber kamen und gingen, auch die Rolle der Kirche änderte sich. „Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist“, zitiert Steinmeier Dietrich Bonhoeffer. Sie müsse helfend und dienend und nicht herrschend am Gemeinschaftsleben teilnehmen. Zur Zeit der Grundsteinlegung im Jahr 1165 sicher noch kein verbreiteter Standpunkt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false