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Berlin: Abschied auf leisen Pfoten

Nach 15 Monaten in Berlin fällt heute der letzte Vorhang für das Musical Cats. Die Show geht auf Tournee

Die Katzen machen sich auf die Tatzen: Zum letzten Mal stehen heute die 25 Darsteller des Musicals „Cats“ auf der Bühne des Theaters am Potsdamer Platz. Über 500 Mal, bei neun Vorstellungen pro Woche, haben sie seit der Premiere am 20. Oktober 2002 die Geschichte von Grizabella, Rum Tum Tugger und Alt Deuteronimus gespielt. Das Bühnenbild wird noch in der Nacht der Derniere abgebaut, denn von der nächsten Woche an ist das Haus Berlinale-Schauplatz. Auf einer 9 Mal 16 Meter großen Leinwand laufen dann die Wettbewerbsfilme. Die meisten der 5000 Bühnenteile wandern für den Tourneestart von „Cats“ nach Düsseldorf (siehe unten stehender Text), wohin es auch Jacqueline Dunnley-Wendt zieht. Sie übernimmt die künstlerische Leiterung der Show und und arbeitet mit Berliner Kollegen weiter.

Mit im Gepäck haben „Cats“-Darsteller die eine oder andere Anekdote aus der Hauptstadt. Wie jene, als der „Cats“-Vater Andrew Lloyd Webber bei seinem Besuch der Show im zweiten Akt ans Tonpult trat, weil ihm die Musik zu leise erschien. Der Komponist drehte den Sound hoch, und prompt brannte eine Lautsprecherbox durch. Oder als eine Bühnenarbeiterin versuchte, den abgefallenen Katzenschwanz von Darsteller John Partridge unauffällig von der Bühne zu befördern. Die Nerven behielt auch Schauspieler Anton Rattinger, als der Riesenreifen nicht hinabgeschwebt kam, der ihn als Alt Deuteronimus in den Katzenhimmel befördern sollte. Er grinste so lange ins Publikum, bis der Reifen endlich erschien.

Die Zuschauer liebten ihre Cats, auch wenn die Miezen schon in die Jahre gekommen waren. Am 11. Mai 1981 wurde das Musical zum ersten Mal im New London Theatre aufgeführt. In Hamburg gastierte das Stück ganze 15 Jahre lang. Auch in New York wurde „Cats“ an der Broadway gefeiert. Über 50 Millionen Menschen haben das Stück weltweit gesehen. In Deutschland wurde die Grenze von sieben Millionen Besuchern am Wochenende überschritten.

Die treusten Fans der Berliner Katzen waren wahrscheinlich zwei Berlinerinnen: Sandra Lang aus Wilmersdorf kam über 60 Mal zur Show, Katharina Lorenz aus Alt-Friedrichsfelde kaufte etwa 30 Mal eine Karte. Mit den „Superfans“ in Hamburg können sie es aber nicht aufnehmen: Der Spitzenreiter dort brachte es auf beinahe 400 Eintritte. Immerhin: Die Berliner waren ein dankbares Publikum. Wie jenes kleine Mädchen, das der Schauspielerin Sabine Hettlich einen Bonbon in die Hand drückte, als sie als Bombalurina während der Show durchs Publikum schlich. „Weil du so schön spielst“, sagte das Kind.

In den 15 Monaten haben sich die Cats-Leute nicht nur kennen, sondern auch lieben gelernt: Eine Schauspielerin fand zu dem Feuerwehrmann, der sich jedes Mal zum Dienst einteilen ließ, wenn sie auftrat. Eine Kollegin wurde während der Berliner Zeit schwanger und sang statt der quirligen Rumpleteazer-Katze die altersweise Grizabella – mit dem Babybäuchlein unterm Kostüm.

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