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Hand drauf. Auch in diesem Jahr wird Joachim Gauck wieder viele engagierte Bürger zum Fest im Park von Schloss Bellevue begrüßen – und zahlreiche neugierige Besucher beim Tag der offenen Tür.

© Britta Pedersen/dpa

Tag der offenen Tür bei Bundespräsident Gauck: Abschieds-Bürgerfest heute und morgen im Schloss Bellevue

Zum letzten Mal lädt Joachim Gauck als Bundespräsident zu Party und Tag der offenen Tür ein. Ein Blick hinter die Kulissen der Erfolgsveranstaltung.

Staunen im eigenen Garten? Bundespräsident Joachim Gauck weiß, wie das geht. Der Erfinder des Bürgerfestes im Schlosspark Bellevue erlebt es in diesem Jahr zum fünften Mal. Bei den letzten Festen konnte man sehen, wie er unermüdlich zwischen den Ständen der engagierten Bürger des Landes umherging, sich informierte und das Gespräch suchte mit Ehrenamtlichen, die bestimmt keine Salonlöwen sind.

In Reden und Statements hat er immer wieder auch gesagt, wie viel Mut ihm das macht zu sehen, dass Menschen, die Hilfe brauchen, diese in diesem Land auch finden können. Diesem guten, positiven Deutschland wollte er mit dem jährlichen Bürgerfest eine Bühne geben, in diesem Jahr am 9. und 10. September. Während der erste Festtag nur geladenen Gästen vorbehalten ist, können am zweiten Tag von 11 bis 19 Uhr wieder alle kommen und das Schloss und seinen Park in Augenschein nehmen.

Eine Erfolgsgeschichte also, die wie so viele, ursprünglich eigentlich aus der Not geboren war. Als im Februar 2012 der damalige Bundespräsident Christian Wulff zurücktrat, waren die Vorbereitungen für das traditionelle Sommerfest des Bundespräsidenten schon weit gediehen. Ganz abschaffen wollte Gauck das Fest nicht, aber er wollte es anders haben, als es bei seinen Vorgängern war. Bürgerlicher. Die Einladung sollte kein weiterer Termin in der Hauptstadtroutine sein, sondern Ausdruck echter Wertschätzung für die Ehrenamtlichen, die sonst nicht im Rampenlicht stehen.

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Also schrieben Mitarbeiter im Bundespräsidialamt die Staatskanzleien der Bundesländer an mit der Bitte um Vorschläge. So ähnlich läuft es auch beim Neujahrsempfang, nur, dass die Zahl der verdienten Bürger sich da auf 50 bis 60 beschränkt. Zum Bürgerfest kommen etwa 2500, jeweils mit Partner und dazu noch mal 500 bis 700 Kinder.

Nach der Wulff-Affäre zogen sich Sponsoren zurück

Für den zuständigen Referatsleiter Dieter Kalthoff ist diese Gästezahl das Obermaß, logistisch gut verkraftbar. Es müssen ja viele Details beachtet werden, von den fünf Tellern und fünf Gläsern, die im Durchschnitt jeder benutzt, bis zum ausgeklügelten Sicherheits- und Evakuierungskonzept. Für ihn ist die Erfolgsgeschichte des Bürgerfestes auch Verdienst eines guten Teams, und vieler Partner, die sich mit voller Kraft einbringen, obwohl es keinen wirtschaftlichen Gewinn gibt. „Herzblut“ ist die Formel, auf die er das Erfolgsgeheimnis bringt. „Es ist immer wieder sehr erfreulich, mit wie viel Herzblut alle dabei sind.“

Dabei war der Anfang alles andere als einfach. Nach der Wulff-Affäre hatten sich etliche Sponsoren zurückgezogen. Ohnehin sollte künftig mit 560.000 Euro etwa die Hälfte des Festes aus Haushaltsmitteln finanziert werden. Dieter Kalthoff fand das gerechtfertigt. „Schließlich kann ja jeder kommen.“ Den Tag der offenen Tür nutzten vor allem Familien, weil es auch ein Kinder- und Jugendprogramm gibt.

Rund 70.000 Gäste waren an den insgesamt acht Festtagen in den vergangenen Jahren dabei. Dieses Jahr könnte sich die Gesamtzahl auf 90.000 erhöhen. Im vorigen Jahr wurden allein am Tag der offenen Tür 15.000 Besucher gezählt, und es hätten sogar mehr sein können, wenn die einzelnen Besucher nicht jeweils so lange geblieben wären. Es dürfen sich nie mehr als 7000 Gäste gleichzeitig im Schlosspark aufhalten.

Dass manche Funktionsträger auf das jährliche Sommerfest im Schloss Bellevue verzichten mussten, mag zwar Gemurmel erzeugt haben. Viel stärker aber wogen die Dankesschreiben von Menschen, die plötzlich erfahren durften, dass ihr Einsatz anerkannt wird. Das ließ auch die Mitarbeiter im Bundespräsidialamt nicht unberührt. Von Jahr zu Jahr meldeten sich mehr von ihnen zu freiwilligen Einsätzen beim Bürgerfest.

Israelische Buttons und türkischer Kaffee

Doch es hat im Laufe der Feste aufregende Moment gegeben, aber auch tief bewegende. Im vorigen Jahr mussten urplötzlich zusätzliche Rasenplatten herangeschafft werden aus Sachsen, weil es in der Nacht vor dem Fest einen Starkregen gegeben hatte, der zum Teil auch die Zelte flutete. Logistik ist, wenn die Gäste davon am Ende gar nichts mitbekommen. Wenn mal die Gläser knapp werden, ist das aber aus Sicht der Organisatoren ebenfalls keine Katastrophe. „Da herrscht kein großes Protokoll, das ist schließlich ein Bürgerfest.“

Ein Erlebnis wird Kalthoff nicht vergessen. Es hatte große Sicherheitsbedenken gegeben, in einem Parkteil den israelischen Stand neben einem türkischen Verpflegungsstand anzusiedeln. Letztlich geschah es dann aber doch so. Als er spät am Abend da vorbeikam, entdeckte Kalthoff, dass die Türken so schöne Buttons trugen. Die hätten sie von den Israelis, erzählten sie, da stünden ihre Namen auf Hebräisch drauf. Und dass sie sich im Gegenzug mit Kaffee revanchiert hätten. Den besonderen Geist hauchte Gauck seinem Bürgerfest gleich beim ersten Mal ganz gezielt selber ein mit der Bitte „die deutsche Nationalkultur des Verdrusses nicht länger zu pflegen, sondern sich gelegentlich über die guten Dinge auch mal zu freuen.“ Und ging gleich mit gutem Beispiel voran.

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