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Berlin: Acht Wochen altes Baby misshandelt

Hirnblutungen und zahlreiche Brüche festgestellt – Haftbefehl gegen 16 und 19 Jahre alte Eltern

Einem Arzt in einem Berliner Krankenhaus ist es zu verdanken, dass bei der Kripo am Montag erneut ein offenbar schwerer Fall von Kindesmisshandlung in Neukölln bekannt wurde: Seit dem 30. März liegt ein acht Wochen altes Mädchen auf der Kinderintensivstation mit einer ausgeprägten Hirnblutung sowie mehreren frischen und älteren Rippen-, Arm- und Beinbrüchen. Die Verletzungen der kleinen Lisa seien nach Angaben des Arztes eindeutig durch „äußere Gewaltanwendung“ entstanden. Gegen den 19-jährigen Vater und die 16-jährige Mutter erging am Abend Haftbefehl, die beiden kamen jedoch gegen Meldeauflagen wieder frei, da keine Fluchtgefahr bestehe.

Am 30. März hatte der Vater des Babys um 12.11 Uhr bei der Feuerwehr angerufen. Unter dem Stichwort „Atemnot“ eilte ein Rettungswagen in die Neuköllner Boberstraße und brachte den Säugling auf die Intensivstation des St. Joseph-Krankenhauses in Tempelhof. Wie es bei der Polizei hieß, hatten die Eltern den Ärzten zunächst bestätigt, dass sie für die Verletzungen verantwortlich sind. Bei der Vernehmung im Landeskriminalamt (LKA) stritten sie allerdings ab, ihr Kind misshandelt zu haben. Die Ermittlungen der Kripo dazu dauern weiterhin an.

Die Experten beim LKA haben langjährige Ermittlungserfahrung bei Kindesmisshandlungen. Im Dezember 2005 war es ein vier Monate altes Baby aus Marzahn, das mit einer Hirnblutung und Hämatomen am Kinn und Jochbein in eine Klinik gebracht wurde. Der Vater hatte auf das Mädchen aufgepasst. Er gestand der Polizei später, es geschüttelt zu haben. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen. Das Dezernat für Delikte an Schutzbefohlenen ist bundesweit das einzige, das sich mit seinen 22 Beamten speziell um Kindesmisshandlung und -vernachlässigung kümmert. Im vergangenen Jahr wurden 472 Kindesmisshandlungen angezeigt. 2004 waren es 398. Den Anstieg der Zahlen erklärt die Kripo damit, dass durch Kampagnen und offensive Öffentlichkeitsarbeit sowohl die Bevölkerung als auch Ärzte und Erzieher aufmerksamer geworden sind und die Polizei rufen. Die Dezernatsleiterin Gina Graichen war Mitte März für den unermüdlichen Einsatz mit dem ZDF-Preis „Prix Courage“ geehrt.

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