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Berlin: Ärzte durchleuchtet

Standesorganisation kontrollierte ambulante Leistungen: 22 Mediziner verloren Genehmigungen

Veraltete Geräte, falsche Befunde oder einfach zu wenig Erfahrung. Das sind die Hauptgründe, warum 22 Ärzten in Berlin im Jahr 2005 die Genehmigungen für bestimmte Untersuchungen entzogen wurden. Zu diesem Ergebnis kam die Qualitätsprüfung 2005, die die Kassenärztliche Vereinigung Berlin (KVB) jedes Jahr durchführen muss.

„Besonders gravierend war der Fall einer Ärztin aus Neukölln, die vor ihrem Urlaub einem Patienten eine viel zu hohe Ration Methadon verschrieben hatte, obwohl das sehr gefährlich ist“, sagte Joachim Bentz, Leiter der KVB-Abteilung Qualitätssicherung. Drei Ärzten aus Pankow, Zehlendorf und Friedrichshain wurden Ultraschallgenehmigungen entzogen, weil ihre technischen Geräte nicht dem Qualitätsstandard entsprachen. Einem Radiologen wurde die Genehmigung entzogen, weil er falsche Befunde erstellte. „Die Namen der Ärzte können wir aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht nennen“, sagte KVB-Sprecherin Annette Kurth. Das System der Qualitätsprüfung ist allerdings sehr verzwickt. Insgesamt 53 000 Genehmigungen sind an die 8000 niedergelassenen Kassenärzte in Berlin vergeben. Rund zwei Drittel dieser Genehmigungen werden jedes Jahr, zum Teil mehrfach, überprüft. Dabei handelt es sich um Hygieneüberprüfungen, um Praxisbegehungen oder Kontrollen der Untersuchungsergebnisse. Nicht alle Ärzte werden jedes Jahr kontrolliert. Ärzte, die aber beispielsweise Darmspiegelungen, kardiologische Untersuchungen, Kernspintomografien oder Mammografien ambulant durchführen, werden zu hundert Prozent kontrolliert.

„Es gibt keinen anderen Bereich im Gesundheitswesen, der derart stark auf Qualitätsmerkmale geprüft wird wie die ambulante Versorgung durch Kassenärzte“, sagt KVB-Vorstandsmitglied Burkhard Bratzke. „Aber auch Privatpatienten profitieren davon, wenn sie zu einem Arzt gehen, der sowohl Kassen- als auch Privatpatienten behandelt.“ In Berlin würden sogar mehr Bereiche kontrolliert als bundesweit vorgeschrieben.

Bratzke sieht dieses Sicherungssystem allerdings wegen der geplanten Gesundheitsreform, die zum 1. April 2007 in Kraft treten soll, gefährdet: „Zukünftig soll ambulante Behandlung auch von Krankenhäusern durchgeführt werden, und dort gibt es diese Standards nicht.“ Das sei aber nur ein Grund, warum die Berliner Ärzte weiter gegen die Pläne der Bundesregierung vorgehen wollen. Auf der KVB-Jahreshauptversammlung beschlossen sie eine neue Protestaktion. Am 24., 25. und 26. Januar 2007 wollen die niedergelassenen Kassenärzte ihre Praxen schließen. Wie die Aktion genau aussehen werde, soll Anfang Januar bekannt gegeben werden.

Während die Patienten beim Streik vor verschlossenen Türen stehen, können sie von der Qualitätssicherung profitieren. Etwa dadurch, dass qualitätsgeprüfte Ärzte auf den Internetseiten der KVB (www.kvberlin.de) zu finden sind.

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