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Baufällige Wohnhäuser, 15 Einwohner. So sieht es in Alwine aus.

© Patrick Pleul/dpa

Update

Alwine in Brandenburg: Ein ganzes Dorf für 140 000 Euro versteigert

Die Ortschaft Alwine in Brandenburg ist versteigert worden. Bei der Auktion in Berlin gab ein anonymer Käufer über Telefon das einzige Gebot ab. Er wollte damit "etwas Gutes tun".

Die brandenburgische Ortschaft Alwine ist am Samstag für 140 000 Euro versteigert worden. Bei der Auktion in Berlin gab ein anonymer Käufer über Telefon das einzige Gebot für das Dorf mitten in einem Wald ab. "Zum Wohle der Einwohner" von Alwine hat ein Unbekannter die heruntergekommene Siedlung in Brandenburg für 140.000 Euro gekauft. Der anonyme Käufer, der die Summe per Telefon bot, "möchte etwas Gutes tun", berichtet Matthias Knake, der Vorstand des Auktionshauses, das mit der Versteigerung von Alwine beauftragt war. „Er hatte sich erst am Samstagmorgen bei uns gemeldet und die Unterlagen per Fax geschickt.“ Nur soviel gibt Knake zunächst noch preis: Der Käufer kommt direkt aus Berlin, und er will sich bald mit dem Bürgermeister treffen.

Die Siedlung wird von 15 Mietern bewohnt. Zur Versteigerung stand das gesamte 16 000 Quadratmeter große Areal mit einer schleifenförmigen Dorfstraße, neun Wohnhäusern, mehreren Nebengebäuden sowie zehn Schuppen und Garagen. Das Mindestgebot lag bei 125 000 Euro. „Viele Interessenten haben sich bei uns erkundigt, auch aus dem Ausland“, sagte Matthias Knake vom Auktionshaus Karhausen. Die Wohnungen seien einfach ausgestattet und würden mit Einzelöfen beheizt. Es seien Feuchtigkeits- und Fassadenschäden vorhanden

Alwine ist Teil der Stadt Uebigau-Wahrenbrück rund 100 Kilometer südlich von Berlin. Einkaufsmöglichkeiten gibt es in dem kleinen Dorf nicht. Die einzige Buslinie in der näheren Umgebung fährt an der Siedlung ohne Halt vorbei. Alwine gehörte zu DDR-Zeiten zu einer Brikettfabrik, die nach der Wende geschlossen wurde. 2001 kauften zwei Brüder die Siedlung zum symbolischen Preis von einer D-Mark, von denen einer starb.

Jetzt sollen die Sanierungsarbeiten beginnen

In der von Wald umgebenen Ansiedlung teils verfallener und sanierungsbedürftiger Häuser leben noch etwa 20 Menschen, zumeist im Rentenalter. Für sie ist "das Allerwichtigste", dass nun erste Sanierungsarbeiten beginnen, sagt Peter Kroll, der ehrenamtliche Ortsvorsteher von Domsdorf, zu dem Alwine gehört. Die Wohnungen müssten wieder "bewohnbar und wohnlich werden" - vom Dach bis zum Keller. Kroll ist gespannt, was für eine Person da vor ihn treten wird, "was hat sie vor" - "und was denken wir davon". Die Bewohner hätten natürlich Angst, dass der Käufer der Siedlung sie zur Räumung auffordere. Doch der Ortsvorsteher zeigt sich optimistisch: "Wir hoffen auf Positives", sagt er am Samstag nach der Versteigerung in Berlin.

Auch Auktionshaus-Vorstand Knake befürwortete ein Gespräch mit den Mietern. „Man sollte mit den Leuten reden wegen der Bauschäden.“ Viele seien mit den kleinen Mieten zufrieden. Deshalb sollte man die Sanierungen gemeinsam durchsprechen. Er habe ein gutes Gefühl, dass der neue Besitzer es ernst meint, um die Wohnsituation in Alwine zukünftig zu verbessern.

Ortsvorsteher hofft nach Auktions-Rummel auf Tourismus

"Wirklich schwierig" sei die Suche nach einem Käufer gewesen, berichtet Knake. Viele potenzielle Kunden seien vor Ort gewesen - und hätten dann Abstand genommen, weil sie den Sanierungsaufwand scheuten. Die riesige öffentliche Aufmerksamkeit hat aber geholfen: Aus der ganzen Welt seien Anfragen gekommen, noch in der Nacht vor der Auktion habe jemand aus Indien sich erkundigt. Ortsvorsteher Kroll hofft deshalb auch auf baldigen Touristenbesuch. Alwine gehörte bis zur Wiedervereinigung einer nahe gelegenen Fabrik für Kohlebriketts. Bald nach der Wende schloss die Fabrik, vor allem die jungen Menschen zogen fort. (AFP, dpa)

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