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Berlin: Angeblich Todeslisten geführt: Ermittlungen gegen Schüler der John-F.-Kennedy-Schule eingestellt

Polizei und Staatsanwaltschaft wollen nicht weiter gegen zwei 14-jährigen Schüler der John-F.-Kennedy-Schule ermitteln, die eine angebliche Todesliste mit den Namen von sieben Klassenkameradinnen erstellt hatten, weil diese einen der beiden angeblich gehänselt haben.

Polizei und Staatsanwaltschaft wollen nicht weiter gegen zwei 14-jährigen Schüler der John-F.-Kennedy-Schule ermitteln, die eine angebliche Todesliste mit den Namen von sieben Klassenkameradinnen erstellt hatten, weil diese einen der beiden angeblich gehänselt haben. Der Freund des Gehänselten brachte ihn auf die Idee, mit Waffen zu drohen. Beide waren am 18. Februar für wenige Stunden festgenommen worden. Bei der Vernehmung durch die Kripo stellte sich heraus, dass hinter der Morddrohung nichts steckte. "Beide waren sich nicht über die Tragweite ihres Handelns bewusst", hieß es. Waffen waren bei einer Hausdurchsuchung bei einem der Jungen nicht gefunden worden. Beide sind vorher nicht der Polizei aufgefallen. Eines der Mädchen hatte von der Liste erfahren und mit dem Direktor darüber gesprochen. Dieser fragte dann den Jugendbeauftragten der Polizeidirektion 4 um Rat. Boulevardzeitungen hatten am Donnerstag in großer Aufmachung über das angebliche Mordkomplott berichtet.

Ulrich Schürmann, Direktor der Zehlendorfer Schule, macht dieses Medienecho Sorge: "Ich sehe die Gefahr, dass die Jugendlichen durch die Berichterstattung erst abgestempelt werden und nicht mehr aus ihrer Rolle herauskommen." Einen Tag nach der kurzen Festnahme fuhr die gesamte Klasse in die Alpen zu einer Skifreizeit. "Dort haben alle Zeit, das Geschehene aufzuarbeiten." Ernste Tatabsichten konnte auch Schürmann nicht erkennen: "Das war ein überzogener Jungenstreich." Selten habe er einen Menschen erlebt, der so erleichtert gewesen sei wie der Listenschreiber, nachdem er seine Tat eingeräumt hatte. Allerdings: "Sicherheit hat man nie. Wir haben alle Littleton im Hinterkopf."

Tatsächlich wird die Polizei mit Zustimmung des Staatsanwaltes eine Einstellung des Verfahrens vorschlagen, weil es ein "jugendtypisches Fehlverhalten jugendlicher Ersttäter sei". Die Jungs seien durch die Ermittlungen genug bestraft, sagte ein Beamter. Die Mädchen, erzählt Schürmann, hätten sich inzwischen bei dem Jungen für ihre Hänseleien entschuldigt. "Sie haben auch nichts dagegen gehabt, mit ihm zusammen auf die Klassenreise zu fahren." Morgen kommen die Schüler zurück. Auf einer Klassenkonferenz wollen die Lehrer beraten, was weiter geschehen soll. Eines ist für Schürmann klar: "Wir sind keine Schule, die blind ist gegen Gewalt."

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