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Berlin: Angst vor ödem Spreeufer

Nach dem Aus für den Bundespressestrand fehlt es im Regierungsviertel an Bars, Cafés oder Läden.

„Das Leben wird langsam aus dem Regierungviertel verdrängt, es gibt für Berliner keinen Grund mehr, dorthin zu gehen“, sagt Johanna Ismayr, Betreiberin des Bundespressestrandes, der im letzten Herbst von seinem Platz am Spreeufer wegziehen musste.

Auch die Grünen im Bund kritisieren, dass sich die ganze „Spreelinie“ in ein verschlossenes Areal verwandele. Sie stellten deshalb Ende März im Bundestag einen Antrag auf Verbesserung der „städtebaulichen Qualität“, wobei sie „ein Konzept für mehr öffentlich zugängliche Nutzungen im Regierungsviertel“ forderten, natürlich unter Berücksichtigung der Sicherheitsfragen. Diese Idee ist nicht neu. Schon Anfang des Jahres wollten die Bundestagsabgeordnete Eva Högl und Mittes früherer Baustadtrat Ephraim Gothe, beide SPD, wie berichtet, mehr Leben ins Regierungsviertel bringen. Ein Vorschlag war, die Bibliothek des Bundestages und seine Kantine im Paul-Löbe-Haus, beide unweit des Reichstages, zu öffnen. Ein weiterer, die Bauten durch Cafés und Läden aufzulockern.

Die Grünen stimmen mit Högl und Gothe überein. Sie bemängeln, dass für den Neubau des Bundesbildungsministeriums auf dem alten Gebiet des Bundespressestrandes am Kapelle-Ufer in Mitte keine Geschäfte wie eine Bäckerei oder ein Buchladen geplant seien. Die Grünen argumentieren, dass es sowohl im Jacob-Kaiser-Haus als auch im Auswärtigen Amt und im Bundesministerium für Familie öffentlich zugängliche Bereiche gibt, die die Sicherheit nicht gefährden.

Für den Bundespressestrand kommt die Kritik jedoch zu spät. Monatelang hatte Ismayr einen neuen Standort gesucht, letztendlich ohne Erfolg. Er bleibt in diesem Jahr geschlossen, nach einem freien Platz für die Wiedereröffnung 2013 wird weiterhin Ausschau gehalten. Die Betreiber des Bundespressestrands mussten das Feld räumen für die bis 2014 dauernden Bauarbeiten des Bundesbildungsministeriums. Ismayr wollte ein Ersatzgelände in Alt-Moabit mieten. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die das Grundstück verwaltete, lehnte den Antrag aber aufgrund von Sicherheitsbedenken wegen der Nähe zu Kanzleramt und Bundesinnenministerium ab. „Das ist ein Totschlagargument“, sagte Ismayr. Im Regierungsviertel würden ohne den Bundespressestrand die Bürgersteige nun schon um 18 Uhr hochgeklappt. cst

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