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Berlin: Angst vor Sex-Täter: Keiner geht mehr allein zur Schule

In Marzahn warnen Lehrer ihre Schüler vor dem Verbrecher

Gong, Schulschluss an der Marzahner Grundschule „Unter dem Regenbogen“ im Murtzaner Ring. Jenny (12), Alina (11) und Sarah (10) verlassen das Schulgelände und gehen zusammen nach Hause. Alleine zu gehen kommt für sie nicht mehr in Frage, seit sie wissen, dass wieder ein Mädchen von einem Sexualverbrecher angegriffen wurde. „Unsere Lehrer haben uns gesagt, dass wir möglichst zusammen gehen sollen, oder die Eltern uns abholen sollen“, sagt Jenny.

Die Lehrer sehen allen Grund, ihre Schützlinge zu warnen. Bereits im November und Dezember hatte ein etwa 20 Jahre alter Mann drei Mädchen im Keller ihres Wohnhauses vergewaltigt. Dabei ging er immer auf dieselbe Weise vor. Er folgte den Kindern ins Haus, als sie die Tür aufschlossen, und drängte sie in den Keller. Am vergangenen Dienstag versuchte der Mann wieder, eine Zwölfjährige in ihrem Haus nahe der Allee der Kosmonauten zu missbrauchen. Doch sie wehrte sich, er flüchtete. Der Täter-Beschreibung passt: blonder Igelschnitt, dicke Nase, blaue Augen und zwei schwarze Vorderzähne. Ein Phantombild hängt nun in der Grundschule. Die Lehrerin Sigrid Dülsner sagt: „Wir ermahnen die Kinder immer wieder, sie sollen sich von keinem Fremden ansprechen lassen. Aber wir sprechen auch jeden Fremden auf dem Schulgelände an.“

An der 26. Grundschule „An der Mühle“ in der Kienbergstraße stehen Jeanette und André Mischok, Eltern der sechsjährigen Jessica, bereits vor dem Schultor. „Wir bringen die Kleine morgens hin und holen sie auch wieder ab“, sagt die Mutter. Seit sie im Winter vom Kinderschänder gehört hat, gehe sie kein Risiko ein. „Gott sei Dank muss ich nicht arbeiten und kann meine Tochter immer begleiten.“ Jetzt, wo der Mann wieder versucht habe, sich an einem Mädchen zu vergehen, sei sie noch besorgter. Auch alleine vor dem Haus darf Jessica nicht spielen: zu gefährlich.

Die Konrektorin der Grundschule „An der Mühle“ hat vom jüngsten Fall des Sexualverbrechers noch nichts gehört. Nach den Vorfällen im Winter habe man „ein Phantombild aufgehängt“, sagt sie. Allerdings warnt sie davor, „zu viel Panik zu verbreiten“. Damals hätten einige kleinere Kinder sehr viel Angst gehabt, geweint und sich nicht mehr vom Schulgelände getraut.

Auch in Neukölln waren im vergangenen Dezember zwei Mädchen von einem Sexualtäter missbraucht worden. Die Polizei sah allerdings keinen Zusammenhang zu dem Marzahner Täter. Der Unbekannte zwang mit einer Pistole die Zehnjährigen im Ortsteil Britz in die Büsche. Die Lehrer der Fritz-Karsen-Schule, die beide besuchten, warnten alle Eltern mit einem Rundschreiben. Vergangene Woche kamen Polizisten zu einem Elternabend, um erneut vor den Gefahren zu warnen.

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