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Ankerplatz (3): Mit 120 km/h über die Dahme

Auf  Havel und Spree sind aber nur maximal 25 km/h erlaubt. Deshalb trainieren  Berlins maritime Rennfahrer zumeist auf den masurischen Seen in Polen, wo Vollgas kein Problem ist.

Einmal hat er sich schon überschlagen. Mit Tempo 120. „Das ist auf dem Wasser nicht so schlimm“, sagt Uwe Brettschneider. „Wir sind ja im Cockpit angeschnallt. Wie ein Jetpilot sitzt der 46-jährige Vermögensberater aus Wilmersdorf in der Kabine seiner pfeilschnellen Leidenschaft, die er in Halle 2 präsentiert. Ein Rennboot, das auf den ersten Blick einem Formel 1-Wagen ähnelt. Doch Brettschneiders Schiff hat einen breiten, flachen Rumpf, auf dem es mit 60 PS durch die Gischt tobt und dabei fast abhebt.

Auf  Havel und Spree sind aber nur maximal 25 km/h erlaubt. Deshalb trainieren  Berlins maritime Rennfahrer, die unter dem Dach des ADAC starten, zumeist auf den masurischen Seen in Polen, wo Vollgas kein Problem ist. Auch auf dem Rhein, dem Neckar und einzelnen deutschen Seen haben sie Trainingslager. Auf der Dahme an der Grünauer Regattastrecke dürfen die Power-Boote nur einmal jährlich  im August  um Bojen rasen, was manchen Anwohnern unangenehm in den Ohren dröhnt. Immerhin ist schon ein Rennboot der Klasse „Formel 4S“, wie es Brettschneider auf der Messe zeigt, etwa so laut wie ein Motorrasenmäher. Leistungsstärkere Klassen  haben bis zu 280 PS und erreichen Tempo 200.

Brettschneiders Boot wurde in Dänemark gebaut, rund 25 000 Euro hat es gekostet. Für ihn  ist jeder Start ein gewaltiger Kick. Dann sind die Boote nebeneinander aufgereiht, wie man es von Autorennen kennt. Unter den Glashauben ihrer Cockpits hören sie keinen Startschuss, Deshalb gibt es eine Startampel. Verschwindet das Rotlicht, geben sie Gas. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt Brettschneider in 8 bis 10 Sekunden, „Dann rast der Puls“, sagt er. Ein Gefühl, das ihn „jedes Mal aufs Neue fasziniert.“ Zwei Mal war der Berliner in verschiedenen Klassen schon Deutscher Meister und drei Mal Deutscher Vizemeister. 

Auch Kinder dürfen mal im Cockpit Platz nehmen.
Auch Kinder dürfen mal im Cockpit Platz nehmen.

© Christoph Stollowsky

Auf der Messe sind Boote verschiedenster Leistungsklassen zu sehen – mit einem Rumpf oder als Trimaran. Lärm- und Umweltprobleme werden in den Broschüren und Videos am Stand angesprochen. „Unsere Motoren entsprechen den strengen Emissionsvorschriften der EU“, heißt es. Und sie seien geräuscharm. Über den Bildschirm toben dann Rennboote auf der Dahme. Durch Gischtwolken. In scharfen Kurven. Auch ein Salto ist dabei. Danach steigt der  Pilot gut gelaunt aus dem Cockpit.

Infos: Boot und Fun bis 27. November, täglich 10-18 Uhr, Eintritt 10 Euro (ermäßigt 7 Euro).

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