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Berlin: AOK: Sparanreiz für Ärzte soll Beiträge stabil halten

Die AOK-Beiträge steigen in Deutschland auf breiter Front, doch in Berlin müssen Versicherte der Allgemeinen Ortskrankenkasse keine höheren Abzüge fürchten. "Unser Beitragssatz bleibt stabil", sagte gestern der Vorstandschef der Berliner AOK, Rolf Müller.

Die AOK-Beiträge steigen in Deutschland auf breiter Front, doch in Berlin müssen Versicherte der Allgemeinen Ortskrankenkasse keine höheren Abzüge fürchten. "Unser Beitragssatz bleibt stabil", sagte gestern der Vorstandschef der Berliner AOK, Rolf Müller. Damit dieser Vorsatz nicht durch einen weiteren rasanten Anstieg der Arzneimittelkosten zunichte gemacht wird, hat die Gesundheitskasse nun gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) eine bundesweit einmalige Initiative gestartet: Sie ködert die niedergelassenen Ärzte mit einem Bonus-Modell. Fünf Millionen Mark will sie an die Vertragsärzte ausschütten, falls in diesem Jahr das Ausgabenniveau des Vorjahres nicht überschritten wird.

Sollten die Kosten für verordnete Arzneimittel je AOK-Mitglied im Jahr 2001 sogar um 4,5 Prozent sinken, so kann die KV mit einem Bonus von 15 Millionen Mark rechnen. Insgesamt gab die AOK im Vorjahr 717 Millionen Mark für Medikamente aus.

Der Bonus ist aus Sicht der AOK eine Investition in die Zukunft. "Ärzte, die ihr Verordnungnungen kostenbewusst ändern, indem sie gleichwertige, aber billigere Medikamente auswählen, bleiben auch dabei", hieß es gestern. Ein ähnliches Bonus-Model habe sich schon auf dem Feld der ambulanten Versorgung bewährt. Vor einem Jahr vereinbarten AOK und KV ein zusätzliches Honorar für die Berliner Vertragsärzte mit dem Ziel, teure Klinikaufenthalte zu verhindern. Die Vorgaben wurden erreicht: Von September bis Ende Dezember 2000 sanken die Klinikeinweisungen und Liegetage von AOK-Patienten um 8 Prozent, weshalb die AOK nun vier Millionen Mark an die KV überweist.

"Die Ärzte bereichern sich nicht an solchen Zusatzhonoraren", sagte gestern der Vorstandschef der KV Berlin, Manfred Richter-Reichhelm. Mit dem Geld werde ein zusätzlicher Aufwand vergütet. Häufig müssten die Mediziner "viel Überzeugungsarbeit" leisten, bis Patienten bereit seien, auf gewohnte Arzneimittel zugunsten eines günstigeren, aber gleichwertigen Medikamentes zu verzichten. Falls das Sparziel erreicht wird, will die KV den Millionen-Bonus vor allem an jene Fachärzte verteilen, die besonders viele Arzneien verschreiben und folglich die höchsten Abstriche erbrachten.

Nach Angaben der AOK sind ihre Ausgaben für Medikamente alleine von Januar bis April 2001 um 13,21 Prozent gestiegen. Eine Entwicklung, die laut AOK-Chef Müller deutlich macht, wie dringend die aus seiner Sicht "sehr großen Sparpotentiale" bei Arzneimitteln genutzt werden müssen. Dabei denkt er in erster Linie an sogenannte Nachahmer-Präparate, auch Generika genannt, die einem Originalpräparat weitgehend entsprechen, aber nach Ablauf des Patentschutzes billiger verkauft werden dürfen.

Als Orientierunghilfe für Ärzte soll die Arzneimittelberatung ausgeweitet werden. Schon jetzt bieten AOK und KV einen solchen Service an. Darüber hinaus will die KV ihr Frühwarnsystem verbessern. Bisher werden die Mediziner zur Mitte eines Quartals informiert, wie weit sie ihr Arzneimittelbudget ausgeschöpft haben. Zeichnet sich ab, dass sie bereits mehr verordneten, als ihnen die Arzneimittelrichtwerte pro Patient zugestehen, so können sie die Notbremse ziehen. Künftig bietet ihnen die KV in einem solchen Falle einen Extra-Service an: Man schlägt sofort konkrete Einsparungsmöglichkeiten vor.

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