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© Mike Wolff

Straßennamen: Aprilscherz: Kreuzberg sieht doppelt

UPDATE Plant Bundeskanzlerin Merkel nach ihrem Besuch in Ankara wirklich deutsch-türkische Straßenschilder für Berlin? Unser Aprilscherz hat voll eingeschlagen.

Der Türkei-Besuch von Bundeskanzlerin Merkel gilt im Ergebnis als missraten – doch es könnte sein, dass er erfolgreich gescheitert ist. Denn Maria Böhmer, die Integrationsbeauftragte, hat eine bislang noch nicht bekannte Vereinbarung mitgebracht, die sie „einen kleinen EU-Beitritt“ nennt. Berlin-Kreuzberg und der Istanbuler Stadtteil Üsküdar sollen zu deutsch-türkischen Modellregionen entwickelt werden. Erster Schritt auf diesem Weg: Wichtige Straßen der beiden Stadtteile werden zweisprachig benannt.

Unter der Hand heißt es, die Bundeskanzlerin selbst habe dies unter Hinweis auf eine ähnliche Regelung im Landkreis Oberspreewald-Lausitz vorgeschlagen – dort wird das sorbische Erbe der Region beispielsweise auf zweisprachigen Ortsschildern bewahrt. Ähnliche Regelungen gibt es auch zwischen Finnland und Schweden. Franz Schulz (Grüne), der Bezirksbürgermeister von Kreuzberg-Friedrichshain, begrüßte den Vorschlag als „bedeutsamen Schritt zur Integration“, warnte aber davor, damit andere Migrantengruppen, beispielsweise Araber, auszugrenzen. „Dennoch, wo sonst? Ich freue mich auf Haçtepe-Friedrichshain!“

Eine deutsch-türkische Arbeitsgruppe unter Leitung des Regionalarchivars und Chefs der Kreuzberger Stadtbildkommission, Gregor Meyer-Güç, wird nun Vorschläge erarbeiten, welche Straßen und Plätze des Bezirks sich für die Doppelbenennung eignen. Meyer-Güç erläutert: „Grundsätzlich müssen wir die Frage beantworten, ob wir nur Straßen auswählen, die sich problemlos übersetzen lassen, oder auch solche, die einen schlecht übertragbaren Eigennamen enthalten.“

Im Klartext hieße das: Es wird überlegt, ob das Kottbusser Tor beispielsweise ohne große Übersetzungsmühen künftig gleichwertig „Kottbuss kapisi“ heißen kann und die Schönleinstraße beispielsweise „Schönlein sokagi“. Zur kompletten Übertragung eignen sich etwa die Bergmannstraße („madenci sokagi“), die Sackgasse („çikmaz sokak“) oder der Südstern („nisan bir“). Meyer-Güç gibt weiter zu bedenken, dass bereits kürzlich umbenannte Straßen nicht schon wieder einen neuen Namen erhalten sollten, um die Bewohner nicht zu verunsichern. „Da haben wir das May-Ayim-Ufer, an das sich die Bürger gerade gewöhnen“, sagt er, „da sollte jetzt nicht gleich das ,May Ayim sahil‘ draufgesetzt werden“.

In ersten Stellungnahmen zeichnet sich ab, dass eine Kontroverse kaum zu vermeiden sein wird. Der grüne Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele erklärte: „Mittelfristig ist die Frage nicht mehr, ob sich die doppelten Schilder durchsetzen, sondern wann dies geschieht.“ Der Neuköllner Bezirksbürgermeister Buschkowsky (SPD) warnt dagegen seinen Kollegen Schulz: „Das nenne ich einen weiteren Schritt zur Parallelgesellschaft.“ Er kritisierte, dass türkische Einwanderer bald alles in ihrer Heimatsprache erledigen könnten, nun auch die Postzustellung. „In der deutschen Unterschicht wird es nicht verstanden und in der migrantischen Unterschicht verläuft sich die Oma trotzdem.“

Update 16 Uhr: Liebe Leser, diese Meldung ist ein Aprilscherz! Viele von Ihnen haben es gemerkt und auch entsprechend kommentiert. Diese Kommentare schalten wir erst jetzt frei, weil wir den Scherz nicht vorzeitig auflösen wollten. Alle anderen Leser bitten wir um Verständnis.

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