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Berlin: Auf der Spur: Kommissar im Rotlicht

Seit drei Jahren versucht die Berliner Staatsanwaltschaft, einem Polizisten nachzuweisen, dass er ein Bordell betrieben hat. Nun gibt es in dem Verfahren gegen Hauptkommissar Detlef K.

Seit drei Jahren versucht die Berliner Staatsanwaltschaft, einem Polizisten nachzuweisen, dass er ein Bordell betrieben hat. Nun gibt es in dem Verfahren gegen Hauptkommissar Detlef K. eine überraschende Wende: Aufgrund der Aussagen einer Zeugin, die sich erst jetzt zur Verfügung stellte, hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen K. erweitert. Ihm wird nun schwerer Menschenhandel vorgeworfen. Vor wenigen Tagen wurde K. festgenommen und sitzt derzeit in Untersuchungshaft in Moabit, teilte die Justizpressestelle auf Anfrage mit.

Ein Hauptkommissar als Bordellchef, dieser Fall hatte vor drei Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Durch eine Razzia im September 1997 flog ein so genannter Pärchenclub an der Lübecker Straße in Tiergarten als gewöhnliches Bordell auf. Vier der sieben Mitglieder des als eingetragener Verein firmierenden Etablissements waren Berliner Polizisten. Unter ihnen der damals 49-jährige Hauptkommissar Detlef K., bis dahin stellvertretender Wachleiter des Abschnitts 32 in Mitte. Er gab an, für den Verein als Kassenprüfer zu fungieren. Wegen des Verdachts der Förderung gewerbsmäßiger Prostitution wurde ein Ermittlungsverfahren gegen K. eingeleitet, das noch nicht abgeschlossen ist.

Der Polizeipräsident suspendierte ihn daraufhin vom Dienst, seine drei beteiligten Kollegen - zwei Hauptmeister und ein Polizeimeister - wurden in andere Dienststellen versetzt.

Der suspendierte Beamte hat immer wieder betont, nicht gewusst zu haben, was in Wahrheit hinter dem Club steckte. Er sei von dem Wirt - wie K. ein begeisterter Fußballanhänger - gefragt worden, ob er nicht in den Betreiberverein eines "Swinger-Club" einsteigen wolle. K. überredete drei Kollegen, ebenfalls mitzumachen. Auch für die elf osteuropäischen Prostituierten, die bei der Razzia vor drei Jahren in den Clubräumen angetroffen wurden, hatte K. eine Erklärung parat. Er habe geglaubt, die seien nur zufällig anwesend. So habe es ihm gegenüber der Wirt des Clubs beteuert.

Doch aufgrund der neuen Zeugenaussagen hegt die Staatsanwaltschaft nun offensichtlich keinen Zweifel mehr daran, das K. doch sehr genau wusste, was da in dem Club vor sich ging, er soll sogar am Schmuggel neuer Prostituierter beteiligt gewesen sein. Sollte K. tatsächlich wegen schweren Menschenhandels verurteilt werden, drohen ihm bis zu 10 Jahren Haft. Selbst im für ihn günstigsten Falle muss er bei einem Schuldspruch für mindestens ein Jahr hinter Gitter.

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