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Im grünen Tann. Auch auf dem Werderaner Tannenhof ist in den kommenden Wochen Hauptsaison. Foto: Pleul/dpa

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Berlin: Auf zum fröhlichen Sägen

Im Berliner Umland können an vielen Orten Weihnachtsbäume wieder selbst geschlagen werden Der Preis für das stachelige Grün ist gegenüber dem Vorjahr nur wenig gestiegen.

Für tausende Familien gehört der gemeinsame Ausflug in den Winterwald zu den beliebtesten Ritualen der Vorweihnachtszeit. In ihren Rucksäcken oder gleich unterm Arm tragen sie Sägen und Äxte, manchmal auch große Säcke. Spätestens diese Utensilien verraten den Zweck ihrer kleinen Expedition: Sie holen sich aus einem extra gekennzeichneten Terrain ihren Weihnachtsbaum frisch aus dem Wald. Dabei hoffen sie natürlich, dass das von ihnen geschlagene Exemplar seinen wohlriechenden Duft möglichst lange behält und sich damit doch erheblich von den Angeboten im Baumarkt oder von einer Verkaufsfläche irgendwo in der Stadt unterscheidet. Denn für die wurden die Bäume meist schon vor Wochen auf speziellen Plantagen vor allem in Dänemark und Niedersachsen gefällt. Die sind dort zwar meist akkurat und fast einheitlich gewachsen, aber nicht jeder mag diese Plantagenkulturen.

Allein in den Brandenburger Staatswäldern rund um Berlin erwarten die Förster und Forstbetriebe an 40 Orten die Gäste zum „Selbstschlagen“. Da sich drei Viertel des 1,1 Millionen Hektar großen märkischen Waldes aber im Eigentum von Kommunen, Kirchen oder Privatleuten befinden, dürfte die Zahl aller Veranstaltungen leicht die Zahl 100 übersteigen. „Allerdings können wir überall immer weniger Nadelbäume in der Vorweihnachtszeit zum Sägen oder Schlagen freigeben“, sagt Olaf Magritz vom Landesbetrieb Forst Brandenburg. „Das liegt an dem vor Jahren eingeleiteten Umbau großer Flächen zum gesunden Mischwald aus Laub- und Nadelbäumen.“ Konkret standen in den Staatswäldern im Vorjahr 30 000 Weihnachtsbäume zur Auswahl, in diesem Jahr sind es 5000 weniger. Auch die Verkaufserlöse spielen nicht mehr die ganz große Rolle. Zwar hören sich die erwarteten Erlöse in der Adventszeit in Höhe von 300 000 Euro nicht gerade wie ein Pappenstiel an. Verglichen mit den 50 Millionen Euro Einnahmen durch Holz- und Pflanzenverkauf sowie die Jagd erscheint die Summe jedoch gering.

Dafür haben sich die Preise nur wenig erhöht. Bei der Kiefer kostet der Meter 9 bis 11 Euro, bei Fichte und Douglasie 9,50 bis 11 Euro, bei Stechfichte und Küstentanne 12,50 bis 13,50 und bei der Nordmanntanne 14 bis 16 Euro. Das ist etwas weniger als auf den Verkaufsplätzen in der Stadt. Forstminister Jörg Vogelsänger wirbt aber nicht nur deswegen für den Ausflug in den Wald. „Vielerorts bieten die Forstbetriebe auch Schmuckreisig, Wildfleisch und Würste an“, sagt er. „Ein romantisches Lagerfeuer, Gulaschsuppe und Glühwein machen so eine Veranstaltung zu einem Erlebnis. Außerdem kommt man mit Förstern oder Waldarbeitern schnell ins Gespräch.“

Während im Staatswald also das Geschäft leicht abnimmt, geht es in den privaten Plantagen weiter nach oben. So hat der Werderaner Tannenhof an der Bundesstraße 1, zwischen Werder (Havel) und der Autobahnauffahrt Groß Kreutz gelegen, seine Anbaufläche von zwei Hektar im Jahre 1990 auf 50 Hektar vergrößert. Rund 100 000 Bäume wachsen hier, die auf Verkaufsflächen zwischen Rostock, Berlin und Halle und auf dem Tannenhof selbst verkauft werden. „Auch bei uns können die Gäste selbst zur Säge greifen und sich einen mit einer Fahne gekennzeichneten Baum aussuchen“, erklärt Geschäftsführer Gerald Mai. „Unsere Stammkunden kommen vor allem aus Berlin, die hier eine richtige Landpartie erleben.“ Sie können auf dem mit vielen Erklärtafeln ausgestatteten Tannenlehrpfad spazieren, einen Bummel durch die Umgebung machen, sich im Hofladen Geschenkideen holen oder sich in der Scheune stärken. Wer einen Baum erwirbt, erhält auch gleich Tipps für eine lange Freude am Baum. Dieser sollte einige Stunden vor dem Aufstellen im Zimmer aus dem Netz befreit werden, damit sich die Zweige senken können. Auch ein mit Wasser gefüllter Ständer schadet nichts. Dafür muss das Stammende leicht angespitzt werden.

Auch das Bundespräsidialamt bezieht seine Tannenbäume regelmäßig aus Werder.

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