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Berlin: Aufgeräumt wird weitergemachtSzeneladen war Ziel von Durchsuchungsaktion

Ob er jetzt noch immer nach Heiligendamm will? Sven P.

Ob er jetzt noch immer nach Heiligendamm will? Sven P. versteht die Frage nicht. Der 24-jährige Grafiker aus Kreuzberg war am Mittwoch dabei, als Polizisten in schusssicheren Westen den linken Szeneladen Fusion in der Skalitzer Straße stürmten. Klar fahre ich trotzdem nach Heiligendamm, sagt Sven, der hier außer Klamotten, Büchern und CDs auch Demonstrationsbedarf wie Fahnen und Transparente verkauft. Würde er an den Protesten gegen den G-8-Gipfel im Juni nicht teilnehmen, erklärt er gelassen, hätten die Beamten ja ihr Ziel erreicht.

Eine nicht näher benannte terroristische Vereinigung wolle gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm vorgehen, hieß es von der Bundesanwaltschaft. Durchsucht wurde Svens Laden offenbar, weil er Mitglied der Antifaschistischen Linken Berlin ist. Die Gruppe wird vom Verfassungsschutz als extremistisch und mobilisierungsstark eingestuft. Von wegen Terror, sagt der 24-Jährige. Es ging der Polizei vor allem darum, diejenigen einzuschüchtern, die öffentliche Proteste organisieren. Im Fusion beschlagnahmten die Beamten vor allem Computer und Briefe. Sie wollten offenbar wissen, wer in der linken Szene für was genau verantwortlich ist. Er selber habe sich jahrelang mit Neonazis auseinandersetzen müssen. Das prägt, sagt Sven. Wichtig sei ihm, dass im Juni möglichst viele gegen den Weltwirtschaftsgipfel auf die Straße gehen. Immer mehr Menschen kritisierten die Verhältnisse, die er kurz mit Kapitalismus beschreibt. Die Razzia habe nun darauf aufmerksam gemacht, wie der Staat mit seinen Kritikern umgehe.

Dass sich gestern einen Tag nach den Durchsuchungen Kamerateams vor dem Fusion aufgebaut haben, ist Sven ganz recht. Es seien so viele rote Fahnen über den Ladentisch gegangen wie schon lange nicht mehr. Und so macht Sven das, was er ohne die ganze Aufregung heute sowieso gemacht hätte: verkaufen, Flugblätter verteilen und mit Interessierten sprechen: Bei uns kommen ganz normale Leute vorbei, sagt er. Genau die will er für die Proteste gewinnen.hah

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