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Berlin: Aus dem Takt geraten

Am 12. Januar soll der Berliner Presseball im kleinen Kreis gefeiert werden Nach der Insolvenz gibt es aber noch Außenstände.

Am 12. Januar soll erstmals im Hotel de Rome der Berliner Presseball stattfinden. Ob der Veranstalter Andreas Dorfmann dann schon selbst wieder in Feierlaune ist, steht noch in den Sternen. Er hat turbulente Zeiten hinter sich.

Im Juni musste Dorfmann Insolvenz anmelden für die Presseball GmbH. Die Marke hatte er 2007 für 50 000 Euro vom Berliner Journalistenverband übernommen. Im September wurde die Insolvenz vom Gericht mangels Masse abgelehnt. Alleiniger Veranstalter des Presseballs ist künftig der von Dorfmann 2009 gegründete „Presseball Berlin Förderverein e. V.“, der bislang schon für Charity und Tombola zuständig war. Künftig soll der Ball als reines Charityevent weitergeführt werden, mit nur noch 300 bis 500 Ballgästen, die erst spenden können, um dann eingeladen zu werden. Beim ersten Ball unter Dorfmanns Regie kamen 2008 noch 1500 Gäste.

Der TV-Produzent hatte den Ehrgeiz, den Ball zu neuem Glanz zu führen. Doch im vergangenen Jahr häuften sich die Schwierigkeiten. Etwa 50 Kunden hätten Karten und Tische nicht bezahlt, sagt Dorfmann. Zahlreiche große Sponsoren seien teils kurzfristig abgesprungen und hätten das mit der Wulff-Affäre begründet. Zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten kam ein tiefgreifender privater Umbruch. Seine langjährige private und geschäftliche Partnerin Marina Schill hielt ursprünglich 25,1 Prozent der Anteile. Erst im April habe sie die abgegeben, sagt Dorfmann. Bereits beim Ball im vergangenen Januar stellte er seine neue Partnerin vor, die Clubexpertin Arzu Reinhardt, mit der er inzwischen verlobt ist.

Alle noch ausstehenden Zahlungen des bislang letzten Balls will er nach Abschluss der Insolvenz nun nach und nach begleichen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass aufgrund der Strafanzeige wegen eines nicht gezahlten Moderations-Honorars ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Insolvenzverschleppung läuft. Christoph Sanft, der Chef des Salon-Orchesters Berlin, hat eine zivilrechtliche Klage eingereicht auf Zahlung seines Honorars in Höhe von 3000 Euro. Eine erste Abschlagszahlung von 500 Euro habe er am 6. November erhalten, allerdings ist der Betrag durch Zinsen inzwischen auf mehr als 4000 Euro angewachsen. Auch der Chef des Maritim-Hotels, Bernhard Dohne, bestätigt, dass es noch Außenstände gibt. Er will sich aber wegen laufender juristischer Auseinandersetzungen zu Details nicht äußern. „In den früheren Jahren ist das immer akkurat und offen gelaufen“, betont er. Dorfmann versichert, dass er seinerseits Außenstände bei säumigen Zahlern, die in seiner Schuld stehen, eintreiben werde. Nachdem die Insolvenz abgelehnt wurde, könne er nun immerhin wieder frei agieren.

Lange galt der Ball als wichtigstes Ereignis im gesellschaftlichen Leben der Stadt. Defizite gab es seit den 90er Jahren. Dorfmann ist trotz allem fest entschlossen, die alte Berliner Tradition am zweiten Januarwochenende mit dem 114. Presseball seit 1872 weiterzuführen. Elisabeth Binder

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