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Berlin: Aus die Maus

Wie kommt eine Katze wieder runter vom Baum? Die Feuerwehr hilft nicht mehr – aber eine Firma.

„Hunde sehen zu uns herauf. Katzen sehen auf uns herab“, hat Winston Churchill einmal gesagt. Nur manchmal klettern sie dabei zu hoch hinauf, zum Beispiel in Baumwipfel – und dann gibt es ein großes Problem: Wie bekommt man die Katze wieder herunter?

„Wir schaffen das“, sagt Ronald Rackow, Chef der in Schönefeld ansässigen „Tierrettung Berlin-Brandenburg“. Das ist eine Firma, die normalerweise einen veterinärmedizinischen Notdienst betreibt, also mit Tierärzten Hausbesuche macht. Doch in den vergangenen Wochen hat sich Rackow einen neuen Service einfallen lassen. Er besorgte sich erst einmal probeweise einen Spezial-Lkw mit einem gelenkigen Hubarm, den er 25 Meter hochfahren kann. Rackow steigt ganz vorne im Korb mit hinauf und kann so jeden ausgerissenen Stubentiger aus Baumwipfeln holen.

Dafür gebe es „viel Bedarf“, meint er. Immer wieder würden in seiner Firma aufgeregte Katzenbesitzer anrufen und dringend um Hilfe bitten, nachdem die Feuerwehr zuvor ihr Anliegen abgelehnt habe. „Die Feuerwehr erklärt denen, wenn sie raufgekommen ist, kommt sie auch wieder runter“, sagt Rackow. Das stimmt im Prinzip, bestätigt Feuerwehr-Sprecher Stephan Fleischer, versichert aber zugleich, man sei deshalb keineswegs tierfeindlich. „Grundsätzlich rücken wir schon aus, wenn ein Tier in einer echten Notlage ist – wie beispielsweise festgefrorene Schwäne auf winterlichen Seen.“

Das war auch der Fall, als rund 30 Retter im November vergangenen Jahres den in einem Fuchsbau steckengebliebenen Terrier-Rüden Skippo im Tegeler Forst mühsam wieder ausbuddelten. Doch höhensüchtigen Katzen traut Stephan Fleischer zu, sich selbst zu retten. Zumal sich die Wehr von ihnen schon oft genarrt fühlte. „Wenn wir mit der Drehleiter doch mal rausfuhren, sind die rasch zum nächsten Baum gehüpft, bevor wir sie fassen konnten.“

Auch der Tierschutzverein Berlin weiß um die Skepsis der Feuerwehr. Doch Vereinssprecherin Beate Kaminski widerspricht deren Einschätzung vehement. Jeder Katzenkenner wisse doch, dass die Tiere dank ihrer weit vorgebogenen Krallen prima hinaufklettern können. „Die haken sich regelrecht in der Rinde fest.“ Aber sie hätten ein echtes Problem beim Runterkommen. „Da helfen die Krallen ja nur im Rückwärtsgang. Aber das ist gegen die Natur der Katze.“ Also bleibe sie lieber ganz oben sitzen.

Und warum springt sie nicht einfach? Ein schlankes Tier könne schon mal aus bis zu drei Metern Höhe einen Satz machen und sich gut abfedern, sagt Beate Kaminski. Größere Höhen aber seien gefährlich, zumal, „wenn das Tier alt, krank oder einfach zu schwer ist.“ In diesem Falle bleibt offenbar nur der neue Service der Tierrettung.

200 bis 250 Euro müsse man für einen solchen Einsatz aber schon in Rechnung stellen, sagt deren Chef. Das Spezialfahrzeug koste etwa 150 000 Euro, falls man es tatsächlich kaufe. Das müsse man erst einmal finanzieren. Würde stattdessen die Feuerwehr ausrücken, wäre das allerdings noch teurer. Für die Buddelaktion im Tegeler Forst beispielsweise berechnete sie Skippos Halterin knapp 10 000 Euro. Christoph Stollowsky

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