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Berlin: Aus für den Bilderbunker

Die Pläne der Fotogalerie C/O Berlin für ein neues Quartier im Monbijoupark sind geplatzt. Nun hofft Betreiber Ingo Pott auf einen weiteren Aufschub im alten Domizil des Postfuhramts

Der Entwurf sah spektakulär aus: Der einstige Weltkriegsbunker im Monbijoupark in Mitte sollte eine gläserne Dachkonstruktion erhalten, Architekt Ingo Pott schwebte ein „Ort der Begegnung und Begehung“ vor, „der das Thema Fotografie als öffentliches Medium schon von außen sichtbar macht“. Hier, in unmittelbarer Nähe zur Museumsinsel, sollte die Fotogalerie C/O Berlin ihren neuen Standort findet, nachdem ihr ihre derzeitigen Räume im Postfuhramt an der Oranienburger Straße zum 31. März 2011 gekündigt wurden.

Diese Pläne sind nun vom Tisch. Der Entwurf, den C/O-Berlin-Betreiber Ingo Pott vor zwei Monaten stolz präsentierte, soll doch nicht realisiert werden. „Von der Idee eines Baus im Monbijoupark rücken wir ab“, sagt Pressesprecher Mirko Nowak auf Nachfrage. Es habe sich abgezeichnet, dass das Vorhaben auf viele Hindernisse und Widerstände stoßen würde. Man befinde sich daher weiterhin im Prozess der Standortsuche.

Die Realisation des Entwurfes hätte eine Änderung der bisherigen Bebauungspläne des Bezirks vorausgesetzt. Sie sehen eine Sprengung des Bunkers vor. Auch eine derzeit von der Kunsthochschule Weißensee als Atelier genutzte Werkhalle soll abgerissen werden. Das Areal würde dann zur reinen Grünanlage.

Senatssprecher Torsten Wöhlert bedauert die Entscheidung von C/O Berlin: „Uns haben die Pläne gefallen, der Entwurf sah sehr gut aus, die zentrale Lage wäre optimal.“ Es gäbe aber eine andere Beschlusslage im Bezirk, und ob sich die so leicht ändern ließe, sei fraglich. Für eine Revision der Bebauungspläne bedürfe es einer Mehrheit in der Bezirksverordnetenversammlung. Nach dem Willen der BVV Mitte soll der Teilabschnitt im Monbijoupark aber ausschließlich als Grünanlage genutzt werden.

Für die Betreiber von C/O Berlin bleiben nun zwei weitere Optionen: Das als Parkplatz genutzte Gelände auf dem Tacheles-Areal, das sich derzeit in Zwangsverwaltung befindet, dessen Erschließung jedoch mehrere Jahre dauern würde. Oder die ehemalige jüdische Mädchenschule in der Auguststraße. „Es ist eine schwierige Situation für C/O Berlin, die wir nicht für die Betreiber lösen können – wir können nur fürsprechend vermitteln“, sagt Wöhlert.

Vermittelnd ist derzeit auch Kulturstaatssekretär André Schmitz tätig. Er moderiert die Verhandlungen zwischen den C/O-Betreibern und der israelischen Elad-Gruppe, die das Postfuhramt gekauft hat und sanieren will. Ziel ist es, einen Aufschub zu erreichen. Zwar ist noch nichts unterschrieben, doch Betreiber Stephan Erfurt gibt sich zuversichtlich: „Wir sind guter Dinge, dass wir bis Ende 2012 bleiben können.“ Dadurch hätte man mehr Luft, Alternativen zu prüfen. Die Entscheidung über eine mögliche Verlängerung soll bis Ende des Jahres fallen.

Zurzeit zeigt das Foto-Forum eine Schau von Peter Lindbergh. Über 50 000 Besucher sind seit der Eröffnung vor zwei Monaten gekommen, etwa 850 pro Tag. „Das ist nach Annie Leibovitz die erfolgreichste Ausstellung, die wir hatten“, sagt C/O-Sprecher Mirko Nowak. Man denke daher über eine Verlängerung bis zum 16. Januar nach. Ursprünglich sollten die Werke nur bis zum 9. Januar gezeigt werden. Nana Heymann

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