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Berlin: Ausbildung: Verkürztes Abitur spätestens ab 2006: Prüfungen drei Monate früher

Das "Abitur nach 12 Jahren" kommt nur in kleinen Schritten. Schulsenator Klaus Böger verfolgt jetzt als erstes Ziel eine Verkürzung um knapp drei Monate.

Das "Abitur nach 12 Jahren" kommt nur in kleinen Schritten. Schulsenator Klaus Böger verfolgt jetzt als erstes Ziel eine Verkürzung um knapp drei Monate. Dadurch würden die Prüfungen zum 31. März abgeschlossen. Spätestens ab 2006 könnten die Absolventen ein Semester früher mit dem Studium beginnen. Vorreiter dieses Modells ist seit zwei Jahren Rheinland-Pfalz. CDU-Schulpolitiker Stefan Schlede bezeichnete das Vorhaben als "Schritt in die richtige Richtung". Besser sei aber eine sechsmonatige Verkürzung.

Beim rheinland-pfälzischen Modell, auch "Mainzer Studienstufe" genannt, besuchen die Schüler nicht erst in der zwölften, sondern schon in der elften Klasse Leistungskurse, die für die Abiturnote relevant sind. Die "Qualifikationsphase" in festen Lerngruppen beginnt also ein halbes Jahr früher. Zum anderen werden die Abiturprüfungen gerafft. Bereits im Januar / Februar stehen die schriftlichen Arbeiten auf dem Programm, im März folgen dann die mündlichen Prüfungen. Bisher ziehen sie sich bis in den Juni hin.

Schulsenator Klaus Böger (SPD) bevorzuge dieses Modell, so sein Sprecher Moritz Felgner auf Anfrage. Wenig Sympathien in der Senatsschulverwaltung genießt hingegen das 6 + 6-Modell, dass in Brandenburg als Schulversuch erprobt werden soll. Hierbei folgt auf die sechsjährige Grundschule eine nur sechsjährige Oberschulzeit. Dies wird von den Kultusministern, die um die Qualität des Abiturs fürchten, bisher abgelehnt. Zur "Mainzer Studienstufe" gibt es hingegen "keine aktuelle Diskussion in Brandenburg", sagt der Sprecher des Potsdamer Bildungsministeriums, Martin Gorholt.

Beide Seiten scheren sich wenig darum, dass es angesichts der - wenn auch vagen - Fusionspläne sinnvoll wäre, eine gemeinsame Lösung anzustreben. Einig sind sie sich lediglich darin, dass es für besonders begabte Kinder Schnellläuferzüge geben soll, die bereits in der fünften Klasse auf dem Gymnasium beginnen und die achte Klasse überspringen.

Landesschulrat Hansjürgen Pokall wirbt um Verständnis dafür, dass erst 2006 die Reform greifen soll. Wenn man bereits ein halbes Jahr früher mit den Leistungskursen beginne, müsse der Unterrichtsstoff schon in den Klassen 7 bis 10 anders strukturiert und "verdichtet" werden. Dies gelte insbesondere für Fächer wie Englisch und Mathematik. Pokall will aber nicht gänzlich ausschließen, dass es ein Jahr früher losgeht, so dass die Elftklässler bereits ab 2002/03 in den Genuss der verkürzten Schulzeit kämen. Eine weitere Straffung, wie sie etwa Schlede wünscht, hält er aber angesichts der Kultusministervorgaben für schwer durchsetzbar.

Bei einigen Lehrern stößt Bögers Linie auf Skepsis. Sie fragen sich vor allem, wie die Abitursphase derart gekappt werden kann. Schließlich werde die Zeit benötigt, um parallel zum Unterricht die Abiturarbeiten zu korrigieren, die ja auch noch aufwendig mit einem Zweitgutachter abgestimmt werden müssten. "Man muss dann Korrekturtage geben", fordert denn auch Klaus Paetzold von der Marie-Curie-Schule.

Dies hält Pokall nicht für nötig. Stattdessen will er die Lehrer entlasten, indem er die Korrekturen "mehr formalisieren" will. Die Notenbegründungen könnten kürzer ausfallen, auch bei den vielen Vordrucken, die ausgefüllt werden müssen, könne man Abstriche machen. Schließlich gewähre auch Rheinland-Pfalz keine Korrekturtage, sondern gebe nach den Osterferien einen "Mehrarbeitsausgleich". Pokall stellt klar, dass die Reform für Gymnasien, Gesamtschulen und Oberstufenzentren gelten soll.

Jobst Werner vom Philologenverband ist schon froh darüber, dass Bögers Herz nicht für die Brandenburger 6 + 6-Variante schlägt, die seines Erachtens keine gute Voraussetzung für eine umfassende Vorbereitung auf das Abitur wäre. Zum Mainzer Modell meint er: "So kann man Abitur machen". Auch die Schüler, die nach der zehnten Klasse zum Highschool-Jahr in die USA wollen, müssen sich keine Sorge um verpasste Leistungskurse in der elften Klasse machen. Die Schüler, die die elfte Klasse an ihrer deutschen Schule nicht nochmals absolvieren wollen, können ihre Noten aus dem zweiten Halbjahr der 12. Klasse doppelt zählen lassen, erläutert das Mainzer Kultusministerium auf Anfrage.

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